Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr.Land, wir sind von nun an dein? Und gegen das alles brauchte ich nichts Der lustige blaue Montag -- mir raubte er die Lust meines Lebens, O schändlichster! Heute erfüllt das beste Weib deinen heißesten Wunsch, Vor mir aber stand mit unzähligen brennenden Weihnachtslichtern besteckt Hier geriet der zweite Litterat in große Bewegung. Wiederholt schlug (Fortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Stlicker in Baden. Der Verfasser des Aufsatzes über Stöcker in Ur. 47 Land, wir sind von nun an dein? Und gegen das alles brauchte ich nichts Der lustige blaue Montag — mir raubte er die Lust meines Lebens, O schändlichster! Heute erfüllt das beste Weib deinen heißesten Wunsch, Vor mir aber stand mit unzähligen brennenden Weihnachtslichtern besteckt Hier geriet der zweite Litterat in große Bewegung. Wiederholt schlug (Fortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Stlicker in Baden. Der Verfasser des Aufsatzes über Stöcker in Ur. 47 <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0494" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/209073"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1443" prev="#ID_1442"> Land, wir sind von nun an dein? Und gegen das alles brauchte ich nichts<lb/> in die Wage zu legen, als je nach sechs Tagen des Vergnügens einen Tag<lb/> der Entsagung, einen Tag, der mir ohnedies nicht Langeweile bringen konnte,<lb/> dn es der lustige blaue Montag war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1444"> Der lustige blaue Montag — mir raubte er die Lust meines Lebens,</p><lb/> <p xml:id="ID_1445"> O schändlichster! Heute erfüllt das beste Weib deinen heißesten Wunsch,<lb/> und morgen schon dankst dn ihr mit Verrat! Ach! sie ahnte nichts von ihrem<lb/> und meinem, also umso mehr ihrem Unglück, als sie mir das Tuch von den<lb/> Augen nahm und über mein Erstaunen lachte, die Hände zusammenschlug und<lb/> wieder lachte wie ein frohes Kind, indem sie zehnmal wiederholte: Siehst du,<lb/> was der heilige Christ meinem Kinde beschert? Siehst du, was der heilige Christ<lb/> meinem Kinde beschert?</p><lb/> <p xml:id="ID_1446"> Vor mir aber stand mit unzähligen brennenden Weihnachtslichtern besteckt<lb/> jenes große schone Haus, das ich als Kind schon zu besitzen gewünscht hatte.<lb/> An der Fassade des Hauses waren die herrlichsten Zieraten angebracht, und<lb/> zwar, wie ich bald sah und roch, von dem gewürzigsten Pfesferknchenteig, von<lb/> Mandeln strotzend und Zitronat, Einen großen Pfefferkuchen gab sie mir zum<lb/> Kosten. Wie ich ihn breche, um ihn mit ihr zu teilen, habe ich den Schlüssel zu<lb/> dem Hause in der Hand; der Pfefferkuchen war in den Kaufbrief geschlagen. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1447"> Hier geriet der zweite Litterat in große Bewegung. Wiederholt schlug<lb/> er sich mit den Fäusten vor die Stirn, indem er mit kläglichem Tone rief:<lb/> Und all dies Glück mußtest du stören! Dn selbst! Was dn durch Mannes-<lb/> mut errungen, mußtest du durch die erbärmlichste, kindischste Leichtgläubigkeit<lb/> verlieren! Ach mir selbst scheint es jetzt unglaublich! Blauer Montag! Blauer<lb/> Montag! Was für ein schwarzer Fleck bist du in meiner Geschichte!</p><lb/> <p xml:id="ID_1448"> (Fortsetzung folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Stlicker in Baden.</head> <p xml:id="ID_1449" next="#ID_1450"> Der Verfasser des Aufsatzes über Stöcker in Ur. 47<lb/> der Grenzboten bezeichnet die Ansicht, Äußerungen der Großherzoge von Baden<lb/> und Hessen hätten den Sturz Stöckers herbeigeführt, als irrig; „Stöcker hat die<lb/> Judenfrage bei seiner letzten Anwesenheit in Baden kaum gestreift, in Hessen-<lb/> Darmstndt unsers Wissens nie öffentlich gesprochen." Wie währ das ist, sieht man<lb/> mit Beziehung ans Baden aus der jetzt im Verlag des christlichen Kolportagevereins zu<lb/> Gernsbach erschienenen Rede, die Stöcker am 10. Oktober in Villingen gehalten hat.<lb/> Daß über diese Rede, die den Zuhörern die Liebe zum Vaterlande, zur Monarchie</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0494]
Land, wir sind von nun an dein? Und gegen das alles brauchte ich nichts
in die Wage zu legen, als je nach sechs Tagen des Vergnügens einen Tag
der Entsagung, einen Tag, der mir ohnedies nicht Langeweile bringen konnte,
dn es der lustige blaue Montag war.
Der lustige blaue Montag — mir raubte er die Lust meines Lebens,
O schändlichster! Heute erfüllt das beste Weib deinen heißesten Wunsch,
und morgen schon dankst dn ihr mit Verrat! Ach! sie ahnte nichts von ihrem
und meinem, also umso mehr ihrem Unglück, als sie mir das Tuch von den
Augen nahm und über mein Erstaunen lachte, die Hände zusammenschlug und
wieder lachte wie ein frohes Kind, indem sie zehnmal wiederholte: Siehst du,
was der heilige Christ meinem Kinde beschert? Siehst du, was der heilige Christ
meinem Kinde beschert?
Vor mir aber stand mit unzähligen brennenden Weihnachtslichtern besteckt
jenes große schone Haus, das ich als Kind schon zu besitzen gewünscht hatte.
An der Fassade des Hauses waren die herrlichsten Zieraten angebracht, und
zwar, wie ich bald sah und roch, von dem gewürzigsten Pfesferknchenteig, von
Mandeln strotzend und Zitronat, Einen großen Pfefferkuchen gab sie mir zum
Kosten. Wie ich ihn breche, um ihn mit ihr zu teilen, habe ich den Schlüssel zu
dem Hause in der Hand; der Pfefferkuchen war in den Kaufbrief geschlagen. —
Hier geriet der zweite Litterat in große Bewegung. Wiederholt schlug
er sich mit den Fäusten vor die Stirn, indem er mit kläglichem Tone rief:
Und all dies Glück mußtest du stören! Dn selbst! Was dn durch Mannes-
mut errungen, mußtest du durch die erbärmlichste, kindischste Leichtgläubigkeit
verlieren! Ach mir selbst scheint es jetzt unglaublich! Blauer Montag! Blauer
Montag! Was für ein schwarzer Fleck bist du in meiner Geschichte!
(Fortsetzung folgt)
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Stlicker in Baden. Der Verfasser des Aufsatzes über Stöcker in Ur. 47
der Grenzboten bezeichnet die Ansicht, Äußerungen der Großherzoge von Baden
und Hessen hätten den Sturz Stöckers herbeigeführt, als irrig; „Stöcker hat die
Judenfrage bei seiner letzten Anwesenheit in Baden kaum gestreift, in Hessen-
Darmstndt unsers Wissens nie öffentlich gesprochen." Wie währ das ist, sieht man
mit Beziehung ans Baden aus der jetzt im Verlag des christlichen Kolportagevereins zu
Gernsbach erschienenen Rede, die Stöcker am 10. Oktober in Villingen gehalten hat.
Daß über diese Rede, die den Zuhörern die Liebe zum Vaterlande, zur Monarchie
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