Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.Unterricht und Erziehung jeder Feind desselben war anso der Feind der Geschäfte, und da die republi¬ Unterricht und Erziehung von Paul Schnitze WM Heute ist es nun weniger die Volksschule als das höhere Unterrichts¬ Unterricht und Erziehung jeder Feind desselben war anso der Feind der Geschäfte, und da die republi¬ Unterricht und Erziehung von Paul Schnitze WM Heute ist es nun weniger die Volksschule als das höhere Unterrichts¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0220" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/207515"/> <fw type="header" place="top"> Unterricht und Erziehung</fw><lb/> <p xml:id="ID_596" prev="#ID_595"> jeder Feind desselben war anso der Feind der Geschäfte, und da die republi¬<lb/> kanische Idee diese an ärgsten störte und gefährdete, so entfernte sich die<lb/> Bourgeoisie, die eigentliche Geschäftswelt mehr und mehr von ihr, zumal da<lb/> bisher die ernstesten Versuche, sie zu verwirklichen und so einen neuen festen<lb/> Boden für das Erwerbsleben zu gewinnen, immer gescheitert waren. Der<lb/> Republikanismus verschwand somit für lange Zeit ans den höhern Ständen,<lb/> er stieg hinab in die niedern, um hier eine neue Gestalt anzunehmen, und<lb/> damit begann ein neuer Abschnitt in den Jngendjnhren der Sozialdemokratin</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Unterricht und Erziehung<lb/><note type="byline"> von Paul Schnitze</note></head><lb/> <p xml:id="ID_597"> WM<lb/> ^MKHf/^?<lb/> WMM<lb/> 5MM<lb/> W^ü^^??on jeher bat der Deutsche das Bedürfnis gehabt, neben den<lb/> Anforderungen des Tages sich in ein Nachsinnen zu verlieren,<lb/> das nicht unmittelbar dem Praktischen zugewandt ist. Als wir<lb/> noch keine politische Nation waren, pflegten wir nicht ohne<lb/> Leidenschaft den weiten Kreis ästhetischer Fragen zu durchmessen.<lb/> Heute, wo Männer von Thatkraft unter uns aufgestanden sind, und der Zug<lb/> der Zeit auf ein nützliches Handeln gerichtet scheint, werden pädagogische<lb/> Dinge erörtert, bei denen sich immer die theoretische Seite mehr oder minder<lb/> stark hervorkehren läßt. Es ist aber gar nicht verwunderlich, daß diese Frage»<lb/> weit über den Kreis der eigentliche» Fachmänner hinnus unter dem Beifall<lb/> der gebildeten Schichte« unsers Volkes zur Verhandlung komme». Denn da<lb/> jeder erzogen und unterrichtet ist und, wenn das Glück gut ist, auch selbst<lb/> wieder erziehen und unterrichten wird, so glaubt jeder die Pflicht zu haben,<lb/> nicht nur solche Dinge mit Teilnahme anzuhören, sondern auch sein eignes<lb/> Urteil darüber in die Wagschale zu werfen. Das wird so bleiben, so lange<lb/> Unterricht und Erziehung eine öffentliche Angelegenheit sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_598" next="#ID_599"> Heute ist es nun weniger die Volksschule als das höhere Unterrichts¬<lb/> wesen, um das sich der Streit der Meinungen erhitzt hat. Weil Wissenschaft<lb/> liebe Methode, reichere Kenntnisse, größere Gewandtheit im schriftlichen Aus¬<lb/> druck der Gedanken namentlich den Gliedern derjenigen Gesellschaftskreise eigen<lb/> sind, die an der höhern Schule Anteil nehmen, so ist denn auch gerade<lb/> im Kampfe um diese Anstalt die Zahl der geäußerten Meinungen Legion-<lb/> Zwischen Angriff und Verteidigung wogt die Schar der Bücher, Flugschriften</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0220]
Unterricht und Erziehung
jeder Feind desselben war anso der Feind der Geschäfte, und da die republi¬
kanische Idee diese an ärgsten störte und gefährdete, so entfernte sich die
Bourgeoisie, die eigentliche Geschäftswelt mehr und mehr von ihr, zumal da
bisher die ernstesten Versuche, sie zu verwirklichen und so einen neuen festen
Boden für das Erwerbsleben zu gewinnen, immer gescheitert waren. Der
Republikanismus verschwand somit für lange Zeit ans den höhern Ständen,
er stieg hinab in die niedern, um hier eine neue Gestalt anzunehmen, und
damit begann ein neuer Abschnitt in den Jngendjnhren der Sozialdemokratin
Unterricht und Erziehung
von Paul Schnitze
WM
^MKHf/^?
WMM
5MM
W^ü^^??on jeher bat der Deutsche das Bedürfnis gehabt, neben den
Anforderungen des Tages sich in ein Nachsinnen zu verlieren,
das nicht unmittelbar dem Praktischen zugewandt ist. Als wir
noch keine politische Nation waren, pflegten wir nicht ohne
Leidenschaft den weiten Kreis ästhetischer Fragen zu durchmessen.
Heute, wo Männer von Thatkraft unter uns aufgestanden sind, und der Zug
der Zeit auf ein nützliches Handeln gerichtet scheint, werden pädagogische
Dinge erörtert, bei denen sich immer die theoretische Seite mehr oder minder
stark hervorkehren läßt. Es ist aber gar nicht verwunderlich, daß diese Frage»
weit über den Kreis der eigentliche» Fachmänner hinnus unter dem Beifall
der gebildeten Schichte« unsers Volkes zur Verhandlung komme». Denn da
jeder erzogen und unterrichtet ist und, wenn das Glück gut ist, auch selbst
wieder erziehen und unterrichten wird, so glaubt jeder die Pflicht zu haben,
nicht nur solche Dinge mit Teilnahme anzuhören, sondern auch sein eignes
Urteil darüber in die Wagschale zu werfen. Das wird so bleiben, so lange
Unterricht und Erziehung eine öffentliche Angelegenheit sind.
Heute ist es nun weniger die Volksschule als das höhere Unterrichts¬
wesen, um das sich der Streit der Meinungen erhitzt hat. Weil Wissenschaft
liebe Methode, reichere Kenntnisse, größere Gewandtheit im schriftlichen Aus¬
druck der Gedanken namentlich den Gliedern derjenigen Gesellschaftskreise eigen
sind, die an der höhern Schule Anteil nehmen, so ist denn auch gerade
im Kampfe um diese Anstalt die Zahl der geäußerten Meinungen Legion-
Zwischen Angriff und Verteidigung wogt die Schar der Bücher, Flugschriften
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