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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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Litteratur

und doch nicht zugleich das reiche und anziehende Material darin zu beseitigen,
das hatte freilich an vielen Stellen eine völlige Umarbeitung erfordert; aber die
wird früher oder später doch nicht zu vermeiden sein, wenn das Buch den im
übrigen verdienten Eingang findet. Manche Provinzialismen und Nachlässigkeiten,
wie z. B.: "worin König Wenzel willigte," "das iiberhcmdgenommene Gepränge"
u. tgi. hätten getilgt werden sollen. Und weshalb Trencz statt Trentschin, da
doch sonst die Ortsnamen in heutiger Form gegeben werden?

Der erste Band führt bis zum Schluß des vierzehnten Jahrhunderts, das
thatenreiche Leben der berühmten und berüchtigten Stegreifritter Dietrich und Hans
von O-uitzow soll nun erst beginnen.


Erinnerungen eines Schleswig-Holsteiners. Von Rudolf schielte", Neue
Folge, 1841-1848. Wiesbaden, I. F. Bergmann. 1890

Der als Bevollmächtigter der provisorischen Negierung in Schleswig-Holstein,
als Ministerresident der Hansestädte, als Reichstagsabgeordneter von Altona bekannte
Verfasser giebt in dem vorliegenden Buche eine Fortsetzung seiner im Jahre 1836
in demselben Verlage erschienenen "Jugenderinnerungen eines Schleswig-Holsteiners."
Schon dieser erste Teil zeichnet sich durch eine warme Sprache, durch eine Fülle
seiner Bemerkungen und eine anschauliche fesselnde Darstellung aus, die den Leser
selbst über die Stellen fortträgt, wo der Verfasser sich zu behaglich über un-
wichtige persönliche Erlebnisse ins Weite ergeht. Was er z. B. über seine Uni¬
versitätszeit in Kiel, Berlin, Jena und Göttingen erzählt, hinterläßt zuweilen
deu Eindruck des Gespreizten. Aber über diese Klippe Pflegen die meisten
Jugenderinnerungen nicht hinwegzukommen. "Meine Jugendzeit, sagt der Ver¬
fasser, inhaltsreicher als manche andre, fällt in die Wende der Entwicklung einer
neuen Geisteswelt. Die alte Zeit der Romantik und des Idealismus ging zu
Ende. Realismus, wirtschaftliche und politische Interessen begannen in den Vorder¬
grund zu treten. Das elterliche Hans lehrte mich die erstern kennen. Frühzeitige
Berührung mit hervorragenden Männern scharfem meinen Blick für das Kommende."
Aus dem engen Kreise der Familienverhältnisse, deren Schilderung besonders den
Schleswig-Holsteiner interessiren wird, tritt der Verfasser in der Neuen Folge
seiner Erinnerungen vollständig heraus. Hier entrollt er vor unsern Blicken
ein buntes Bild von dem gesellschaftlichen Leben in Holstein und in Kopenhagen,
von den geheimen Bestrebungen und politischen Umtrieben und von seiner Praktischen
Thätigkeit im dänischen Staatsdienste, wo er Gelegenheit hatte, "den Gang der
Ereignisse genauer zu beobachten als andre und manches zu sehen, was hinter der
Szene vorging." Auch der Geschichtschreiber wird in Schleidens Erinnerungen
manche wertvollen Angaben finden.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Carl Mnrquart in Leipzig
Litteratur

und doch nicht zugleich das reiche und anziehende Material darin zu beseitigen,
das hatte freilich an vielen Stellen eine völlige Umarbeitung erfordert; aber die
wird früher oder später doch nicht zu vermeiden sein, wenn das Buch den im
übrigen verdienten Eingang findet. Manche Provinzialismen und Nachlässigkeiten,
wie z. B.: „worin König Wenzel willigte," „das iiberhcmdgenommene Gepränge"
u. tgi. hätten getilgt werden sollen. Und weshalb Trencz statt Trentschin, da
doch sonst die Ortsnamen in heutiger Form gegeben werden?

Der erste Band führt bis zum Schluß des vierzehnten Jahrhunderts, das
thatenreiche Leben der berühmten und berüchtigten Stegreifritter Dietrich und Hans
von O-uitzow soll nun erst beginnen.


Erinnerungen eines Schleswig-Holsteiners. Von Rudolf schielte», Neue
Folge, 1841-1848. Wiesbaden, I. F. Bergmann. 1890

Der als Bevollmächtigter der provisorischen Negierung in Schleswig-Holstein,
als Ministerresident der Hansestädte, als Reichstagsabgeordneter von Altona bekannte
Verfasser giebt in dem vorliegenden Buche eine Fortsetzung seiner im Jahre 1836
in demselben Verlage erschienenen „Jugenderinnerungen eines Schleswig-Holsteiners."
Schon dieser erste Teil zeichnet sich durch eine warme Sprache, durch eine Fülle
seiner Bemerkungen und eine anschauliche fesselnde Darstellung aus, die den Leser
selbst über die Stellen fortträgt, wo der Verfasser sich zu behaglich über un-
wichtige persönliche Erlebnisse ins Weite ergeht. Was er z. B. über seine Uni¬
versitätszeit in Kiel, Berlin, Jena und Göttingen erzählt, hinterläßt zuweilen
deu Eindruck des Gespreizten. Aber über diese Klippe Pflegen die meisten
Jugenderinnerungen nicht hinwegzukommen. „Meine Jugendzeit, sagt der Ver¬
fasser, inhaltsreicher als manche andre, fällt in die Wende der Entwicklung einer
neuen Geisteswelt. Die alte Zeit der Romantik und des Idealismus ging zu
Ende. Realismus, wirtschaftliche und politische Interessen begannen in den Vorder¬
grund zu treten. Das elterliche Hans lehrte mich die erstern kennen. Frühzeitige
Berührung mit hervorragenden Männern scharfem meinen Blick für das Kommende."
Aus dem engen Kreise der Familienverhältnisse, deren Schilderung besonders den
Schleswig-Holsteiner interessiren wird, tritt der Verfasser in der Neuen Folge
seiner Erinnerungen vollständig heraus. Hier entrollt er vor unsern Blicken
ein buntes Bild von dem gesellschaftlichen Leben in Holstein und in Kopenhagen,
von den geheimen Bestrebungen und politischen Umtrieben und von seiner Praktischen
Thätigkeit im dänischen Staatsdienste, wo er Gelegenheit hatte, „den Gang der
Ereignisse genauer zu beobachten als andre und manches zu sehen, was hinter der
Szene vorging." Auch der Geschichtschreiber wird in Schleidens Erinnerungen
manche wertvollen Angaben finden.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Mnrquart in Leipzig
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[0152] Litteratur und doch nicht zugleich das reiche und anziehende Material darin zu beseitigen, das hatte freilich an vielen Stellen eine völlige Umarbeitung erfordert; aber die wird früher oder später doch nicht zu vermeiden sein, wenn das Buch den im übrigen verdienten Eingang findet. Manche Provinzialismen und Nachlässigkeiten, wie z. B.: „worin König Wenzel willigte," „das iiberhcmdgenommene Gepränge" u. tgi. hätten getilgt werden sollen. Und weshalb Trencz statt Trentschin, da doch sonst die Ortsnamen in heutiger Form gegeben werden? Der erste Band führt bis zum Schluß des vierzehnten Jahrhunderts, das thatenreiche Leben der berühmten und berüchtigten Stegreifritter Dietrich und Hans von O-uitzow soll nun erst beginnen. Erinnerungen eines Schleswig-Holsteiners. Von Rudolf schielte», Neue Folge, 1841-1848. Wiesbaden, I. F. Bergmann. 1890 Der als Bevollmächtigter der provisorischen Negierung in Schleswig-Holstein, als Ministerresident der Hansestädte, als Reichstagsabgeordneter von Altona bekannte Verfasser giebt in dem vorliegenden Buche eine Fortsetzung seiner im Jahre 1836 in demselben Verlage erschienenen „Jugenderinnerungen eines Schleswig-Holsteiners." Schon dieser erste Teil zeichnet sich durch eine warme Sprache, durch eine Fülle seiner Bemerkungen und eine anschauliche fesselnde Darstellung aus, die den Leser selbst über die Stellen fortträgt, wo der Verfasser sich zu behaglich über un- wichtige persönliche Erlebnisse ins Weite ergeht. Was er z. B. über seine Uni¬ versitätszeit in Kiel, Berlin, Jena und Göttingen erzählt, hinterläßt zuweilen deu Eindruck des Gespreizten. Aber über diese Klippe Pflegen die meisten Jugenderinnerungen nicht hinwegzukommen. „Meine Jugendzeit, sagt der Ver¬ fasser, inhaltsreicher als manche andre, fällt in die Wende der Entwicklung einer neuen Geisteswelt. Die alte Zeit der Romantik und des Idealismus ging zu Ende. Realismus, wirtschaftliche und politische Interessen begannen in den Vorder¬ grund zu treten. Das elterliche Hans lehrte mich die erstern kennen. Frühzeitige Berührung mit hervorragenden Männern scharfem meinen Blick für das Kommende." Aus dem engen Kreise der Familienverhältnisse, deren Schilderung besonders den Schleswig-Holsteiner interessiren wird, tritt der Verfasser in der Neuen Folge seiner Erinnerungen vollständig heraus. Hier entrollt er vor unsern Blicken ein buntes Bild von dem gesellschaftlichen Leben in Holstein und in Kopenhagen, von den geheimen Bestrebungen und politischen Umtrieben und von seiner Praktischen Thätigkeit im dänischen Staatsdienste, wo er Gelegenheit hatte, „den Gang der Ereignisse genauer zu beobachten als andre und manches zu sehen, was hinter der Szene vorging." Auch der Geschichtschreiber wird in Schleidens Erinnerungen manche wertvollen Angaben finden. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Mnrquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/152>, abgerufen am 26.12.2024.