Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.Beobachtungen und Urteile eines sächsischen Diplomaten - i > 'V ' > raf Vitzthum von Eckstädt, der ehemalige Diplomat, ist den Lesern, Beobachtungen und Urteile eines sächsischen Diplomaten - i > 'V ' > raf Vitzthum von Eckstädt, der ehemalige Diplomat, ist den Lesern, <TEI> <text> <body> <div> <div type="corrigenda" n="1"> <pb facs="#f0086" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206731"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341851_206644/figures/grenzboten_341851_206644_206731_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Beobachtungen und Urteile eines sächsischen<lb/> Diplomaten<lb/> - i > 'V ' ></head><lb/> <p xml:id="ID_232" next="#ID_233"> raf Vitzthum von Eckstädt, der ehemalige Diplomat, ist den Lesern,<lb/> soweit sie sich für Zeitgeschichte interessiren, als Schriftsteller nicht<lb/> unbekannt oder sollte es wenigstens nicht sein, da seine früheren<lb/> Veröffentlichungen „Berlin und Wien in den Jahren 1845—1852"<lb/> und „Se. Petersburg und London in den Jahren 1852—1864"<lb/> durchweg schätzbare und zum großen Teile wichtige Beiträge zur Kenntnis der<lb/> politischen Vorgänge und der politischen Hauptpersönlichkeiten jener Jahre ent¬<lb/> halten. Jetzt hat er diese Mitteilungen in einem stattlichen Band, unter<lb/> dem Titel: „London, Gastein und Sadowa, 1864—1866" (Stuttgart, Cottci,<lb/> 1889) weiter geführt, und da dieser einerseits wieder eine große Anzahl wert¬<lb/> voller Beobachtungen und Erlebnisse aus bevorzugter Stellung bringt, da<lb/> serner der betreffende Zeitraum besondre Bedeutung in unsrer Geschichte be¬<lb/> ansprucht, und da endlich das Buch und sein Verfasser Beispiele für den er¬<lb/> freulichen Umschwung sind, der seit 1866 oder vielleicht seit 1871 in den<lb/> Kreisen der kleinstaatlichen Regierungen und sonstigen Politiker stattgefunden<lb/> hat, so glauben wir unsern Lesern einen Dienst zu erweisen, wenn wir sie aus<lb/> das neue Werk aufmerksam macheu und zu diesem Zwecke einiges von seinem<lb/> Inhalt ausführlich wiedergeben. Was die dabei berührten deutschen Verhält¬<lb/> nisse angeht, so sehen wir von jeder Widerlegung der damaligen Ansichten<lb/> des Verfassers ab und berichten bloß. Er war eben sächsischer Gesandter, und<lb/> Sachsen hatte sich gleich den meisten andern Kleinstaaten Deutschlands auf<lb/> den Standpunkt des Bundesrechts gestellt, während die beiden Großmächte den<lb/> europäischen einnahmen und den Bundestag bis zum Ausbruche der Katastrophe,<lb/> wo Osterreich sich seiner als eines bewährten Werkzeuges erinnerte, als nicht<lb/> vorhanden betrachteten. Dieser Zwiespalt spiegelt sich selbstverständlich in den<lb/> hier mitgeteilten amtlichen Berichten und Privatnachrichten des Grafen Vitzthum<lb/> ab; seine jetzige Auffassung der Dinge ist aber wesentlich davon verschieden: er<lb/> „kann sich nur von Herzen darüber freuen, daß es gelungen ist, Deutschlands<lb/> Einheit, Macht und Größe auf sichern Grundlagen wieder herzustellen," und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0086]
[Abbildung]
Beobachtungen und Urteile eines sächsischen
Diplomaten
- i > 'V ' >
raf Vitzthum von Eckstädt, der ehemalige Diplomat, ist den Lesern,
soweit sie sich für Zeitgeschichte interessiren, als Schriftsteller nicht
unbekannt oder sollte es wenigstens nicht sein, da seine früheren
Veröffentlichungen „Berlin und Wien in den Jahren 1845—1852"
und „Se. Petersburg und London in den Jahren 1852—1864"
durchweg schätzbare und zum großen Teile wichtige Beiträge zur Kenntnis der
politischen Vorgänge und der politischen Hauptpersönlichkeiten jener Jahre ent¬
halten. Jetzt hat er diese Mitteilungen in einem stattlichen Band, unter
dem Titel: „London, Gastein und Sadowa, 1864—1866" (Stuttgart, Cottci,
1889) weiter geführt, und da dieser einerseits wieder eine große Anzahl wert¬
voller Beobachtungen und Erlebnisse aus bevorzugter Stellung bringt, da
serner der betreffende Zeitraum besondre Bedeutung in unsrer Geschichte be¬
ansprucht, und da endlich das Buch und sein Verfasser Beispiele für den er¬
freulichen Umschwung sind, der seit 1866 oder vielleicht seit 1871 in den
Kreisen der kleinstaatlichen Regierungen und sonstigen Politiker stattgefunden
hat, so glauben wir unsern Lesern einen Dienst zu erweisen, wenn wir sie aus
das neue Werk aufmerksam macheu und zu diesem Zwecke einiges von seinem
Inhalt ausführlich wiedergeben. Was die dabei berührten deutschen Verhält¬
nisse angeht, so sehen wir von jeder Widerlegung der damaligen Ansichten
des Verfassers ab und berichten bloß. Er war eben sächsischer Gesandter, und
Sachsen hatte sich gleich den meisten andern Kleinstaaten Deutschlands auf
den Standpunkt des Bundesrechts gestellt, während die beiden Großmächte den
europäischen einnahmen und den Bundestag bis zum Ausbruche der Katastrophe,
wo Osterreich sich seiner als eines bewährten Werkzeuges erinnerte, als nicht
vorhanden betrachteten. Dieser Zwiespalt spiegelt sich selbstverständlich in den
hier mitgeteilten amtlichen Berichten und Privatnachrichten des Grafen Vitzthum
ab; seine jetzige Auffassung der Dinge ist aber wesentlich davon verschieden: er
„kann sich nur von Herzen darüber freuen, daß es gelungen ist, Deutschlands
Einheit, Macht und Größe auf sichern Grundlagen wieder herzustellen," und
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