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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

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Litteratur
Die Organisation des höhern Schulwesens in den Vereinigten Staaten
Amerikas und in Enqland und die Stellung des Staates zu demselben. Von C. A.
M-Murry. Jena, Gustav Fischer, !L38

Das hier angezeigte Werkchen ist das dritte Heft des fünften Bandes der
Sammlung von Abhandlungen des staatswissenschaftlicheu Seminars zu Halle a. d. S.
Es bietet eine so umfassende Darstellung der amerikanischen und englischen Schul-
verhiiltnisse, daß es eine wahre Fundgrube für jeden ist, der sich über die uns
Deutschen so sonderbar scheinenden Zustande in den: Unterrichtswesen Englands und
Amerikas unterrichten null. Bei aller Verschiedenheit im einzelnen hat das höhere
Unterrichtswesen beider Länder so viel Ähnlichkeiten, daß eine zusammenfassende
Darstellung wohl zu billigen ist. Quellen und Gewährsmänner sind die besten
gewesen.

Wer die amerikanischen höhern und hohen Schulen gerecht würdigen will, muß
berücksichtigen, daß in der Union von jeher die verschiedensten Bildungseinflusse
thätig gewesen sind, und in erster Linie nicht der Staat, sondern der bessere Volks¬
geist für Errichtung vou Schulen gesorgt Hot. natürlich mit den verschiedensten
Zielen, je nachdem religiöse oder praktische Bedürfnisse zu Grunde lagen. Daher
sind reiche Stiftungen der wesentlichste Lebensnerv der höhern Schulen Amerikas,
die Staatszuschüsse sind gering dagegen. Der Einfluß des Staates auf die Schulen
ist unbedeutend. Erst in neuerer Zeit ist er im Wachsen begriffen, namentlich in¬
folge von Errichtung großer Staatsuniversitäten.

Über die englische" Unterrichtsverhältuisse pflegt man in Deutschland nicht viel
besser Bescheid zu wissen als über die amerikanischen. Auch sie sind vou den
deutschen Verhältnissen gründlich verschieden. Von 1850 bis 1882 ist in England
eine Reformbewegung im Gange gewesen, die dem Staat einen maßgebenden Ein¬
fluß auf Colleges und Universitäten gesichert hat.


Grundzüge moderner Humauitätsb ilduu g. Ideale und Nonnen, Bon "r. Rein-
hold Biese. Leipzig, Wilhelm Friedrich

Der Verfasser macht in einem langen Vorwort seine Seele von Pädagogischen
Alpdrücken frei, und es geht dabei nicht ohne scharfe Verurteilung des rein for¬
malen, grnuunatikalifcheu Betriebes der alten Sprachen ab. Es spricht aus' diesen
Seite", die praktische Erfahrung eines denkenden Mannes, die gewiß Beachtung
verdient. Die Ideale und Normen sind ans der Höhe unsrer Wissenschaft stehende,
aber allgemein verständlich gehaltene Abhandlungen philosophischen Inhalts, die
das enthalten, was nach des Verfassers Meinung Gemeinbesitz der Studirenden
aller Fakultäten sein sollte. Mir solche Leser ist das Büchlein in erster Linie ge¬
schrieben. Es verdient aber auch in weiter" Kreisen Freunde zu finden. Am
besten huben uns die Kapitel über die Entwicklung der sozial-ethischen Kultur und
die Philosophie der Kunst gefallen.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grnnow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunvw in Leipzig -- Druck von Carl Marqucirt in Leipzig
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Die Organisation des höhern Schulwesens in den Vereinigten Staaten
Amerikas und in Enqland und die Stellung des Staates zu demselben. Von C. A.
M-Murry. Jena, Gustav Fischer, !L38

Das hier angezeigte Werkchen ist das dritte Heft des fünften Bandes der
Sammlung von Abhandlungen des staatswissenschaftlicheu Seminars zu Halle a. d. S.
Es bietet eine so umfassende Darstellung der amerikanischen und englischen Schul-
verhiiltnisse, daß es eine wahre Fundgrube für jeden ist, der sich über die uns
Deutschen so sonderbar scheinenden Zustande in den: Unterrichtswesen Englands und
Amerikas unterrichten null. Bei aller Verschiedenheit im einzelnen hat das höhere
Unterrichtswesen beider Länder so viel Ähnlichkeiten, daß eine zusammenfassende
Darstellung wohl zu billigen ist. Quellen und Gewährsmänner sind die besten
gewesen.

Wer die amerikanischen höhern und hohen Schulen gerecht würdigen will, muß
berücksichtigen, daß in der Union von jeher die verschiedensten Bildungseinflusse
thätig gewesen sind, und in erster Linie nicht der Staat, sondern der bessere Volks¬
geist für Errichtung vou Schulen gesorgt Hot. natürlich mit den verschiedensten
Zielen, je nachdem religiöse oder praktische Bedürfnisse zu Grunde lagen. Daher
sind reiche Stiftungen der wesentlichste Lebensnerv der höhern Schulen Amerikas,
die Staatszuschüsse sind gering dagegen. Der Einfluß des Staates auf die Schulen
ist unbedeutend. Erst in neuerer Zeit ist er im Wachsen begriffen, namentlich in¬
folge von Errichtung großer Staatsuniversitäten.

Über die englische» Unterrichtsverhältuisse pflegt man in Deutschland nicht viel
besser Bescheid zu wissen als über die amerikanischen. Auch sie sind vou den
deutschen Verhältnissen gründlich verschieden. Von 1850 bis 1882 ist in England
eine Reformbewegung im Gange gewesen, die dem Staat einen maßgebenden Ein¬
fluß auf Colleges und Universitäten gesichert hat.


Grundzüge moderner Humauitätsb ilduu g. Ideale und Nonnen, Bon »r. Rein-
hold Biese. Leipzig, Wilhelm Friedrich

Der Verfasser macht in einem langen Vorwort seine Seele von Pädagogischen
Alpdrücken frei, und es geht dabei nicht ohne scharfe Verurteilung des rein for¬
malen, grnuunatikalifcheu Betriebes der alten Sprachen ab. Es spricht aus' diesen
Seite», die praktische Erfahrung eines denkenden Mannes, die gewiß Beachtung
verdient. Die Ideale und Normen sind ans der Höhe unsrer Wissenschaft stehende,
aber allgemein verständlich gehaltene Abhandlungen philosophischen Inhalts, die
das enthalten, was nach des Verfassers Meinung Gemeinbesitz der Studirenden
aller Fakultäten sein sollte. Mir solche Leser ist das Büchlein in erster Linie ge¬
schrieben. Es verdient aber auch in weiter» Kreisen Freunde zu finden. Am
besten huben uns die Kapitel über die Entwicklung der sozial-ethischen Kultur und
die Philosophie der Kunst gefallen.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grnnow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunvw in Leipzig — Druck von Carl Marqucirt in Leipzig
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

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Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/56>, abgerufen am 22.07.2024.