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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

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Lin Original ans den Befreiungskriegen

Heilmittel. Anders stellt sich hierzu der Arzt, anders der Charlatan. Wenn
jemand an Zahnschmerzen leidet, so wird der Arzt, je nachdem, einer Wucherung,
einem gestörten Blutumlauf, einer Nervenerkrankung u. s. w. zu begegnen suchen,
oder er wird auch den einen schlechten Zahn entfernen. Vom Doktor Eisen¬
bart kennen wir aus dem Liede ein viel wirksameres Verfahren: er säbelt einfach
den Kopf weg, dann sind die Zahnschmerzen allerdings gründlich und für immer
beseitigt.

Der Arzt ist die Reichsregiernng, der Doktor Eisenbart die Sozialdemokratie.
Wir Wollen in Kürze beide betrachten.

(Schluß folgt)




Gin Original aus den Befreiungskriegen

er als Leipziger für die Geschichte Leipzigs sammelt -- alte
Kupferstiche, alte Drucke u. tgi. --, den Pflegt es mit besondern:
Stolze zu erfüllen, wenn es ihm gelingt, des Origiualdruckes
einer jener Bekanntmachungen habhaft zu werden, die der russische
Oberst Viktor von Prendel, der Stadtkommandant Leipzigs nach
der Völkerschlacht und bis in das Jahr 1815 hinein, an die Leipziger Bürger¬
schaft gerichtet hat. Eine große Anzahl davon findet sich gedruckt in einem in
den Kreisen der Historiker wohl nicht genügend bekannten Buche: Chrono¬
logische Übersicht der wichtigsten Begebenheiten aus den Kriegsjahren 1806
bis 1815 von Maximilian Poppe (2 Bünde. Leipzig, 1848). Aber alle hat
sie auch Poppe nicht gekannt. Eine vollständige oder beinahe vollständige Reihe
ist vor einiger Zeit dem Verfasser dieses Aufsatzes in die Hände gekommen.

Aus diesen Bekanntmachungen gewinnt man nicht nur ein höchst lebendiges
Bild von den Zuständen Leipzigs in den Monaten nach der großen Schlacht,
lebendiger und unmittelbarer, als es irgend eine Schilderung geben könnte,
sondern es tritt uns auch ihr Verfasser daraus entgegen, wie er leibt und
lebt. Diese Bekanntmachungen sind in mancher Beziehung, namentlich in ihrer
köstlichen Ausdrucksweise, Seitenstücke zu gewissen Erlassen und Bescheiden
Friedrichs des Großen, Armeebefehlen und Briefen Blüchers und ähnlichem.
Daher stammt auch ihre Berühmtheit nud ihre Schätzung in den Kreisen der
Sammler. In weitern Kreisen ist aber wohl noch wenig davon bekannt ge¬
worden, und so werden die nachfolgenden Mitteilungen daraus vielleicht manchem
willkommen sein.


Grcnzlwleu I 1890 ki8
Lin Original ans den Befreiungskriegen

Heilmittel. Anders stellt sich hierzu der Arzt, anders der Charlatan. Wenn
jemand an Zahnschmerzen leidet, so wird der Arzt, je nachdem, einer Wucherung,
einem gestörten Blutumlauf, einer Nervenerkrankung u. s. w. zu begegnen suchen,
oder er wird auch den einen schlechten Zahn entfernen. Vom Doktor Eisen¬
bart kennen wir aus dem Liede ein viel wirksameres Verfahren: er säbelt einfach
den Kopf weg, dann sind die Zahnschmerzen allerdings gründlich und für immer
beseitigt.

Der Arzt ist die Reichsregiernng, der Doktor Eisenbart die Sozialdemokratie.
Wir Wollen in Kürze beide betrachten.

(Schluß folgt)




Gin Original aus den Befreiungskriegen

er als Leipziger für die Geschichte Leipzigs sammelt — alte
Kupferstiche, alte Drucke u. tgi. —, den Pflegt es mit besondern:
Stolze zu erfüllen, wenn es ihm gelingt, des Origiualdruckes
einer jener Bekanntmachungen habhaft zu werden, die der russische
Oberst Viktor von Prendel, der Stadtkommandant Leipzigs nach
der Völkerschlacht und bis in das Jahr 1815 hinein, an die Leipziger Bürger¬
schaft gerichtet hat. Eine große Anzahl davon findet sich gedruckt in einem in
den Kreisen der Historiker wohl nicht genügend bekannten Buche: Chrono¬
logische Übersicht der wichtigsten Begebenheiten aus den Kriegsjahren 1806
bis 1815 von Maximilian Poppe (2 Bünde. Leipzig, 1848). Aber alle hat
sie auch Poppe nicht gekannt. Eine vollständige oder beinahe vollständige Reihe
ist vor einiger Zeit dem Verfasser dieses Aufsatzes in die Hände gekommen.

Aus diesen Bekanntmachungen gewinnt man nicht nur ein höchst lebendiges
Bild von den Zuständen Leipzigs in den Monaten nach der großen Schlacht,
lebendiger und unmittelbarer, als es irgend eine Schilderung geben könnte,
sondern es tritt uns auch ihr Verfasser daraus entgegen, wie er leibt und
lebt. Diese Bekanntmachungen sind in mancher Beziehung, namentlich in ihrer
köstlichen Ausdrucksweise, Seitenstücke zu gewissen Erlassen und Bescheiden
Friedrichs des Großen, Armeebefehlen und Briefen Blüchers und ähnlichem.
Daher stammt auch ihre Berühmtheit nud ihre Schätzung in den Kreisen der
Sammler. In weitern Kreisen ist aber wohl noch wenig davon bekannt ge¬
worden, und so werden die nachfolgenden Mitteilungen daraus vielleicht manchem
willkommen sein.


Grcnzlwleu I 1890 ki8
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[0505] Lin Original ans den Befreiungskriegen Heilmittel. Anders stellt sich hierzu der Arzt, anders der Charlatan. Wenn jemand an Zahnschmerzen leidet, so wird der Arzt, je nachdem, einer Wucherung, einem gestörten Blutumlauf, einer Nervenerkrankung u. s. w. zu begegnen suchen, oder er wird auch den einen schlechten Zahn entfernen. Vom Doktor Eisen¬ bart kennen wir aus dem Liede ein viel wirksameres Verfahren: er säbelt einfach den Kopf weg, dann sind die Zahnschmerzen allerdings gründlich und für immer beseitigt. Der Arzt ist die Reichsregiernng, der Doktor Eisenbart die Sozialdemokratie. Wir Wollen in Kürze beide betrachten. (Schluß folgt) Gin Original aus den Befreiungskriegen er als Leipziger für die Geschichte Leipzigs sammelt — alte Kupferstiche, alte Drucke u. tgi. —, den Pflegt es mit besondern: Stolze zu erfüllen, wenn es ihm gelingt, des Origiualdruckes einer jener Bekanntmachungen habhaft zu werden, die der russische Oberst Viktor von Prendel, der Stadtkommandant Leipzigs nach der Völkerschlacht und bis in das Jahr 1815 hinein, an die Leipziger Bürger¬ schaft gerichtet hat. Eine große Anzahl davon findet sich gedruckt in einem in den Kreisen der Historiker wohl nicht genügend bekannten Buche: Chrono¬ logische Übersicht der wichtigsten Begebenheiten aus den Kriegsjahren 1806 bis 1815 von Maximilian Poppe (2 Bünde. Leipzig, 1848). Aber alle hat sie auch Poppe nicht gekannt. Eine vollständige oder beinahe vollständige Reihe ist vor einiger Zeit dem Verfasser dieses Aufsatzes in die Hände gekommen. Aus diesen Bekanntmachungen gewinnt man nicht nur ein höchst lebendiges Bild von den Zuständen Leipzigs in den Monaten nach der großen Schlacht, lebendiger und unmittelbarer, als es irgend eine Schilderung geben könnte, sondern es tritt uns auch ihr Verfasser daraus entgegen, wie er leibt und lebt. Diese Bekanntmachungen sind in mancher Beziehung, namentlich in ihrer köstlichen Ausdrucksweise, Seitenstücke zu gewissen Erlassen und Bescheiden Friedrichs des Großen, Armeebefehlen und Briefen Blüchers und ähnlichem. Daher stammt auch ihre Berühmtheit nud ihre Schätzung in den Kreisen der Sammler. In weitern Kreisen ist aber wohl noch wenig davon bekannt ge¬ worden, und so werden die nachfolgenden Mitteilungen daraus vielleicht manchem willkommen sein. Grcnzlwleu I 1890 ki8

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/505>, abgerufen am 23.07.2024.