Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.Die Ausbildung für das Lehramt an den höhern Schulen le Denkschrift des preußischen Kultusministers betreffend die prak¬ Es sei mis gestattet, in Kürze Stellung zu diesem. Aktenstück zu nehmen, Die Denkschrift geht von der Thatsache aus, daß mitten unter den mannich- Freilich gehen die Meinungen sogleich auseinander, sobald die Mittel und Bisher ist sie in Preußen (nach der vorliegenden Denkschrift) ans zwei Die Ausbildung für das Lehramt an den höhern Schulen le Denkschrift des preußischen Kultusministers betreffend die prak¬ Es sei mis gestattet, in Kürze Stellung zu diesem. Aktenstück zu nehmen, Die Denkschrift geht von der Thatsache aus, daß mitten unter den mannich- Freilich gehen die Meinungen sogleich auseinander, sobald die Mittel und Bisher ist sie in Preußen (nach der vorliegenden Denkschrift) ans zwei <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0368" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/207013"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341851_206644/figures/grenzboten_341851_206644_207013_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Ausbildung für das Lehramt an den höhern<lb/> Schulen</head><lb/> <p xml:id="ID_960"> le Denkschrift des preußischen Kultusministers betreffend die prak¬<lb/> tische Ausbildung der Kandidaten für das Lehramt der höher»<lb/> Schule» ist uliterm t!>. Januar d. I. an den Präsidenten des<lb/> Hauses der Abgeordneten gelangt. Sie zerfällt i» zwei Teile.<lb/> Der erste enthält die Begründung, der zweite die Grundzüge für<lb/> die Ordnung der praktischen Ausbildung der Lehramtskandidaten.</p><lb/> <p xml:id="ID_961"> Es sei mis gestattet, in Kürze Stellung zu diesem. Aktenstück zu nehmen,<lb/> das einen wichtigen Abschnitt in der preußischen Schulgeschichte bedeutet und<lb/> ohne Zweifel nicht ohne Wirkung auf die übrigen deutscheu Staaten bleiben wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_962"> Die Denkschrift geht von der Thatsache aus, daß mitten unter den mannich-<lb/> fachsten Vorschlägen und Verbessern ngspläuen zur Schulreform in einem Punkte<lb/> alle Beteiligten übereinstimme«: eine zweckmäßigere, praktische Vorbereitung der<lb/> angehende» Lehrer auf ihren künftigen Beruf zu treffe», ist el» dringendes Be¬<lb/> dürfnis. Die allgemeine Überzeugung geht dasür es muß das tastende Ver¬<lb/> suchen der jungen Lehrer auf Kosten der Schiller aufhören; es genügt nicht<lb/> allein die wissenschaftliche Kenntnis bestimmter Lehrfächer, sondern es muß ein<lb/> eingehendes pädagogisches Studium hinzutreten, und zwar durch Lehre und<lb/> Beispiel, da die Pädagogik nicht bloß eine Wissenschaft, sondern auch eine<lb/> Kunst ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_963"> Freilich gehen die Meinungen sogleich auseinander, sobald die Mittel und<lb/> Wege ins Auge gefaßt werdeu, wie diese pädagogische Ausbildung in der ge¬<lb/> eignetsten Weise zu erfolgen habe.</p><lb/> <p xml:id="ID_964" next="#ID_965"> Bisher ist sie in Preußen (nach der vorliegenden Denkschrift) ans zwei<lb/> Wegen versucht worden; erstens in elf praktisch-pädagogischen Seminaren, die<lb/> von der Universität getrennt sind (die fünf altern sind die zu Berlin, Stettin,<lb/> .Königsberg, Vreslau, Göttingen, die sechs neuern die zu Magdeburg, Danzig,<lb/> Posen, Kassel, Münster, Koblenz). Die Einrichtung soll im Laufe der Zeit<lb/> im ganzen gute Früchte getragen haben, wenn mich ziemlich allgemein eine auf<lb/> ein Jahr beschränkte Ausbildung der Kandidaten für zu kurz gilt, und ins¬<lb/> besondre eine längere Zeit fortgesetzte praktische Übung gewissermaßen als Probe<lb/> der Rechnung vermißt wird. Die genannten Seminare können nur etwa ein</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0368]
[Abbildung]
Die Ausbildung für das Lehramt an den höhern
Schulen
le Denkschrift des preußischen Kultusministers betreffend die prak¬
tische Ausbildung der Kandidaten für das Lehramt der höher»
Schule» ist uliterm t!>. Januar d. I. an den Präsidenten des
Hauses der Abgeordneten gelangt. Sie zerfällt i» zwei Teile.
Der erste enthält die Begründung, der zweite die Grundzüge für
die Ordnung der praktischen Ausbildung der Lehramtskandidaten.
Es sei mis gestattet, in Kürze Stellung zu diesem. Aktenstück zu nehmen,
das einen wichtigen Abschnitt in der preußischen Schulgeschichte bedeutet und
ohne Zweifel nicht ohne Wirkung auf die übrigen deutscheu Staaten bleiben wird.
Die Denkschrift geht von der Thatsache aus, daß mitten unter den mannich-
fachsten Vorschlägen und Verbessern ngspläuen zur Schulreform in einem Punkte
alle Beteiligten übereinstimme«: eine zweckmäßigere, praktische Vorbereitung der
angehende» Lehrer auf ihren künftigen Beruf zu treffe», ist el» dringendes Be¬
dürfnis. Die allgemeine Überzeugung geht dasür es muß das tastende Ver¬
suchen der jungen Lehrer auf Kosten der Schiller aufhören; es genügt nicht
allein die wissenschaftliche Kenntnis bestimmter Lehrfächer, sondern es muß ein
eingehendes pädagogisches Studium hinzutreten, und zwar durch Lehre und
Beispiel, da die Pädagogik nicht bloß eine Wissenschaft, sondern auch eine
Kunst ist.
Freilich gehen die Meinungen sogleich auseinander, sobald die Mittel und
Wege ins Auge gefaßt werdeu, wie diese pädagogische Ausbildung in der ge¬
eignetsten Weise zu erfolgen habe.
Bisher ist sie in Preußen (nach der vorliegenden Denkschrift) ans zwei
Wegen versucht worden; erstens in elf praktisch-pädagogischen Seminaren, die
von der Universität getrennt sind (die fünf altern sind die zu Berlin, Stettin,
.Königsberg, Vreslau, Göttingen, die sechs neuern die zu Magdeburg, Danzig,
Posen, Kassel, Münster, Koblenz). Die Einrichtung soll im Laufe der Zeit
im ganzen gute Früchte getragen haben, wenn mich ziemlich allgemein eine auf
ein Jahr beschränkte Ausbildung der Kandidaten für zu kurz gilt, und ins¬
besondre eine längere Zeit fortgesetzte praktische Übung gewissermaßen als Probe
der Rechnung vermißt wird. Die genannten Seminare können nur etwa ein
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