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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.

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wie die Anßemnnueril des "Mittelschlvsses" in altem Glänze. Schon 1822, als
alles noch im Werden war, besuchte der damalige Kronprinz, der spätere König
Friedrich Wilhelm IV. den Ban und hielt in "Meisters großem Reuter" ein
Festmahl, wobei er den Trinkspruch ausbrachte: "Alles Gute und Würdige
erstehe wie dieser Bau."

Doch uoch blieb das "Hochschloß," sowie zwei Flügel des "Mittclschlosse^"
unverändert, die Begeisterung der Befreiungskriege verrauchte allmählich unter
den folgenden Zeitverhältnissen. Erst unsrer Zeit ist es vorbehalten geblieben,
die Wiederherstellung zu vollenden. Auf Veranlassung der preußischen Regierung
wird seit 1881 an dem "Hochschlosse" gearbeitet. Staatsmittel sind zur Ver¬
fügung gestellt, Lotterien sorgen für weitere Mittel, ein Verein zur Herstellung
und Ausschmückung der Marienburg hat sich gebildet. Unter Bauinspektor
Steiubrechts Leitung schreiten die Arbeiten sicher fort. Schon sind die Außen¬
wände des "Hvchschlvsses" mit ihren Zinnen und Türmen fertig, der Kreuz-
gang im Nordflügel vollendet, der "Kapitelsaal," die Schloßkirche, der Schlvß-
turm der Vollendung nahe. In etwa fünf Jahren hofft Steinbrecht mit der
Arbeit fertig zu sein. So stehe denn bald dieser Bau da als ein Denkmal
von des wicdererstanduen deutschen Reiches Herrlichkeit an seiner Ostmark!


F. Zacobi


Boris Lensky

er neuste Roman Ossip Schulung) hat sehr viele Schwächen,
aber auch bemerkenswerte Vorzüge. Da er im ganzen daS Werk
eines ungewöhnlichen Talentes ist, so wollen wir uns bemühen,
ihn mit möglichster Sachlichkeit zu beurteilen. Dabei wollen Nur
von vornherein von unserm persönlichen Mißbehagen, das uns
'^ship Schubin durch ihre internationale Gesellschaft und durch ihr mit Fremd¬
wörtern nud französischen, englischen, italienischen Wendungen gespieltes Deutsch
verursacht, ganz absehen; sie hat übrigens diesmal ihrer Fremdwörtersucht Zügel
angelegt. Wir wolle" uns ans den Boden Ossip Schnbins selbst stellen und
die Thatsache ihrer internationalen Phantasie, ihres von dein Dunst und Duft
^ europäischen Großstädte geschwängerten Realismus ergeben hinnehmen.



Boris LenSky, Rmimn in sechs Büchern von Ossip Schubin. Drei Bände,
^leur, Gebrüder Paetel, 1889.
-
^enzlwten IV IftW ^

wie die Anßemnnueril des „Mittelschlvsses" in altem Glänze. Schon 1822, als
alles noch im Werden war, besuchte der damalige Kronprinz, der spätere König
Friedrich Wilhelm IV. den Ban und hielt in „Meisters großem Reuter" ein
Festmahl, wobei er den Trinkspruch ausbrachte: „Alles Gute und Würdige
erstehe wie dieser Bau."

Doch uoch blieb das „Hochschloß," sowie zwei Flügel des „Mittclschlosse^"
unverändert, die Begeisterung der Befreiungskriege verrauchte allmählich unter
den folgenden Zeitverhältnissen. Erst unsrer Zeit ist es vorbehalten geblieben,
die Wiederherstellung zu vollenden. Auf Veranlassung der preußischen Regierung
wird seit 1881 an dem „Hochschlosse" gearbeitet. Staatsmittel sind zur Ver¬
fügung gestellt, Lotterien sorgen für weitere Mittel, ein Verein zur Herstellung
und Ausschmückung der Marienburg hat sich gebildet. Unter Bauinspektor
Steiubrechts Leitung schreiten die Arbeiten sicher fort. Schon sind die Außen¬
wände des „Hvchschlvsses" mit ihren Zinnen und Türmen fertig, der Kreuz-
gang im Nordflügel vollendet, der „Kapitelsaal," die Schloßkirche, der Schlvß-
turm der Vollendung nahe. In etwa fünf Jahren hofft Steinbrecht mit der
Arbeit fertig zu sein. So stehe denn bald dieser Bau da als ein Denkmal
von des wicdererstanduen deutschen Reiches Herrlichkeit an seiner Ostmark!


F. Zacobi


Boris Lensky

er neuste Roman Ossip Schulung) hat sehr viele Schwächen,
aber auch bemerkenswerte Vorzüge. Da er im ganzen daS Werk
eines ungewöhnlichen Talentes ist, so wollen wir uns bemühen,
ihn mit möglichster Sachlichkeit zu beurteilen. Dabei wollen Nur
von vornherein von unserm persönlichen Mißbehagen, das uns
'^ship Schubin durch ihre internationale Gesellschaft und durch ihr mit Fremd¬
wörtern nud französischen, englischen, italienischen Wendungen gespieltes Deutsch
verursacht, ganz absehen; sie hat übrigens diesmal ihrer Fremdwörtersucht Zügel
angelegt. Wir wolle» uns ans den Boden Ossip Schnbins selbst stellen und
die Thatsache ihrer internationalen Phantasie, ihres von dein Dunst und Duft
^ europäischen Großstädte geschwängerten Realismus ergeben hinnehmen.



Boris LenSky, Rmimn in sechs Büchern von Ossip Schubin. Drei Bände,
^leur, Gebrüder Paetel, 1889.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_205998/97>, abgerufen am 23.06.2024.