Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.echt königlicher Denkart und Gesinnung zu lesen (S. Hahn, Fürst Bismarck, (Schluß folgt) Zur Vorgeschichte des Krieges von ^870 ach mancherlei Erfahrungen im gewöhnlichen Leben wie in den An diese Beobachtungen wurden wir erinnert, als in diesen Tagen ein echt königlicher Denkart und Gesinnung zu lesen (S. Hahn, Fürst Bismarck, (Schluß folgt) Zur Vorgeschichte des Krieges von ^870 ach mancherlei Erfahrungen im gewöhnlichen Leben wie in den An diese Beobachtungen wurden wir erinnert, als in diesen Tagen ein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0510" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206509"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1742" prev="#ID_1741"> echt königlicher Denkart und Gesinnung zu lesen (S. Hahn, Fürst Bismarck,<lb/> S. 135). Dieses Antwortschreiben des Königs wurde dem Hanse am 27. Mai<lb/> mitgeteilt. Einen tiefer gehenden Eindruck ließ der verbitterte und verbissene<lb/> Parteigeist nicht aufkommen. Gleich darauf kündigte eine königliche Botschaft<lb/> den Schlich der Tilgung an und entbot für den Nachmittag die Abgeordneten<lb/> in den Weiße» Saal des Schlosses. Hier schloß Bismarck den Landtag mit<lb/> einer Rede im Namen des .Königs.</p><lb/> <p xml:id="ID_1743"> (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zur Vorgeschichte des Krieges von ^870</head><lb/> <p xml:id="ID_1744"> ach mancherlei Erfahrungen im gewöhnlichen Leben wie in den<lb/> Kreisen der Politik und der Zeitgeschichte könnte man behaupten,<lb/> daß es bei großen Niederlagen oder Verlusten die menschliche<lb/> Schwachheit der Betroffenen nicht oder doch in der Regel nicht<lb/> -zulasse, einzugestehen, daß sie ihr Unglück verdient haben, und<lb/> daß es eigentlich gar nicht anders habe komme» könne». Gewöhnlich suchen die<lb/> Opfer die Ursache außer sich: ein böser Stern, ein widriges Schicksal, ein Zu¬<lb/> fall hat veranlaßt, daß sie unterlagen. Dann und wann, aber selten, besonders<lb/> wo Einzelne einander gegenüber getreten sind, beim Billard, beim Kartenspiel<lb/> zwischen zweien, auf dem Fechtboden, beim Wettlauf, hören Nur wohl, daß ein<lb/> aufrichtiger Verlierer zugiebt, sein Gegner habe gewonnen, weil er der Stärkere<lb/> oder Geschicktere bei der Sache gewesen sei. Aber wo irgendwie Aussicht vor¬<lb/> handen ist, die Verantwortlichkeit für die Niederlage oder doch einen guten Teil<lb/> von sich abzuwälzen und sie einem ander» aufzuhalsen, wird die Gelegenheit<lb/> meist sofort benutzt, und wie der Whistspieler, der verloren hat, seinen Schaden<lb/> womöglich seinem Partner zuschiebt, der schlecht gerechnet haben soll, so Pflegt<lb/> es auch bei politischen und militärischen Vorgängen gehalten zu werdem der<lb/> erfolglos vperireude Staatsmann oder General hat stets eine Anzahl von Be¬<lb/> teiligten »eben sich, aus deren feigem oder unklugen Verfahre» er seine Nieder¬<lb/> lage erklären kann, und fast immer wird von dieser Gelegenheit, sich ganz oder<lb/> hauptsächlich zu rechtfertige»?, Gebrauch gemacht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1745" next="#ID_1746"> An diese Beobachtungen wurden wir erinnert, als in diesen Tagen ein<lb/> französischer Staatsmann wieder vo» sich reden machte, der scho» seit Jahre»<lb/> in Vergessenheit gerate» war, n»d der es vo» Rechts Wege» als el» Werk der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0510]
echt königlicher Denkart und Gesinnung zu lesen (S. Hahn, Fürst Bismarck,
S. 135). Dieses Antwortschreiben des Königs wurde dem Hanse am 27. Mai
mitgeteilt. Einen tiefer gehenden Eindruck ließ der verbitterte und verbissene
Parteigeist nicht aufkommen. Gleich darauf kündigte eine königliche Botschaft
den Schlich der Tilgung an und entbot für den Nachmittag die Abgeordneten
in den Weiße» Saal des Schlosses. Hier schloß Bismarck den Landtag mit
einer Rede im Namen des .Königs.
(Schluß folgt)
Zur Vorgeschichte des Krieges von ^870
ach mancherlei Erfahrungen im gewöhnlichen Leben wie in den
Kreisen der Politik und der Zeitgeschichte könnte man behaupten,
daß es bei großen Niederlagen oder Verlusten die menschliche
Schwachheit der Betroffenen nicht oder doch in der Regel nicht
-zulasse, einzugestehen, daß sie ihr Unglück verdient haben, und
daß es eigentlich gar nicht anders habe komme» könne». Gewöhnlich suchen die
Opfer die Ursache außer sich: ein böser Stern, ein widriges Schicksal, ein Zu¬
fall hat veranlaßt, daß sie unterlagen. Dann und wann, aber selten, besonders
wo Einzelne einander gegenüber getreten sind, beim Billard, beim Kartenspiel
zwischen zweien, auf dem Fechtboden, beim Wettlauf, hören Nur wohl, daß ein
aufrichtiger Verlierer zugiebt, sein Gegner habe gewonnen, weil er der Stärkere
oder Geschicktere bei der Sache gewesen sei. Aber wo irgendwie Aussicht vor¬
handen ist, die Verantwortlichkeit für die Niederlage oder doch einen guten Teil
von sich abzuwälzen und sie einem ander» aufzuhalsen, wird die Gelegenheit
meist sofort benutzt, und wie der Whistspieler, der verloren hat, seinen Schaden
womöglich seinem Partner zuschiebt, der schlecht gerechnet haben soll, so Pflegt
es auch bei politischen und militärischen Vorgängen gehalten zu werdem der
erfolglos vperireude Staatsmann oder General hat stets eine Anzahl von Be¬
teiligten »eben sich, aus deren feigem oder unklugen Verfahre» er seine Nieder¬
lage erklären kann, und fast immer wird von dieser Gelegenheit, sich ganz oder
hauptsächlich zu rechtfertige»?, Gebrauch gemacht.
An diese Beobachtungen wurden wir erinnert, als in diesen Tagen ein
französischer Staatsmann wieder vo» sich reden machte, der scho» seit Jahre»
in Vergessenheit gerate» war, n»d der es vo» Rechts Wege» als el» Werk der
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