Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite


Junge Liebe
Henrik Pontopvidcni Idyll von
Ans dem Dänischen übersetzt von Mathilde Mann
(Fortsetzung)

arthas Herz klopfte heftig. Sie mußte daran denken, daß Lars
der erste Mensch war, den: sie, seit das Entsetzliche geschehen war,
begegnete; und sie fragte sich selber, ob er ihr möglicherweise
etwas ansehen könnte? Je mehr sie sich einander näherten, desto
größer ward ihre Angst, daß irgend eine Veränderung mit ihrem
Äußern vorgegangen sei, und daß er diese gleich entdecken würde. Sie war
nahe daran, ihrem alten Freunde mit einem lauten Aufschrei zu entfliehen, als
er vor ihr stehen blieb.

Sieh sieh! rief er aus. Trifft man die Jungfer hier im Grünen?

Ja, erwiederte sie lächelnd und suchte mit den Augen das welke Laub
uuter deu Bäumen. Ich wollte Reisig für die Mutter sammeln.

Das ist doch des Teufels! Hast du uach dem, was vorgefallen ist, noch
Gedanken für so etwas, mein Kind?

Und weshalb denn nicht?

Ach ich glaubte, weiß Gott, du wärest schon bei dem Wickelzeug. Das
kaun man nicht früh genug in Ordnung bringen, wenn man erst Ja und Amen
gesagt hat.

Sie schaute ihn starr an und erbleichte.

Was willst du damit sagen?

Ha ha ha! Sie will mich an der Nase herumführen! Nein, mein Kind,
Lars Einauge ist auch uicht von gestern. Er war zufällig heute Morgen so
glücklich, ihrem Herzeussesver zu begegnen, der glänzte wie ein ucugevrägter
Groschen und kramte die ganze Neuigkeit aus. Nun denn, Glück auf, in
Gottes Namen! Und einen Jungen, ehe das Jahr herum ist, wie unser alter
Küster in Kyndbh sagte.

Sie atmete erleichtert auf und blickte dann wieder nieder.

Ja, Jesper wünscht, daß wir jetzt heiraten. Er hat das Mühleuhaus
gekauft.




Junge Liebe
Henrik Pontopvidcni Idyll von
Ans dem Dänischen übersetzt von Mathilde Mann
(Fortsetzung)

arthas Herz klopfte heftig. Sie mußte daran denken, daß Lars
der erste Mensch war, den: sie, seit das Entsetzliche geschehen war,
begegnete; und sie fragte sich selber, ob er ihr möglicherweise
etwas ansehen könnte? Je mehr sie sich einander näherten, desto
größer ward ihre Angst, daß irgend eine Veränderung mit ihrem
Äußern vorgegangen sei, und daß er diese gleich entdecken würde. Sie war
nahe daran, ihrem alten Freunde mit einem lauten Aufschrei zu entfliehen, als
er vor ihr stehen blieb.

Sieh sieh! rief er aus. Trifft man die Jungfer hier im Grünen?

Ja, erwiederte sie lächelnd und suchte mit den Augen das welke Laub
uuter deu Bäumen. Ich wollte Reisig für die Mutter sammeln.

Das ist doch des Teufels! Hast du uach dem, was vorgefallen ist, noch
Gedanken für so etwas, mein Kind?

Und weshalb denn nicht?

Ach ich glaubte, weiß Gott, du wärest schon bei dem Wickelzeug. Das
kaun man nicht früh genug in Ordnung bringen, wenn man erst Ja und Amen
gesagt hat.

Sie schaute ihn starr an und erbleichte.

Was willst du damit sagen?

Ha ha ha! Sie will mich an der Nase herumführen! Nein, mein Kind,
Lars Einauge ist auch uicht von gestern. Er war zufällig heute Morgen so
glücklich, ihrem Herzeussesver zu begegnen, der glänzte wie ein ucugevrägter
Groschen und kramte die ganze Neuigkeit aus. Nun denn, Glück auf, in
Gottes Namen! Und einen Jungen, ehe das Jahr herum ist, wie unser alter
Küster in Kyndbh sagte.

Sie atmete erleichtert auf und blickte dann wieder nieder.

Ja, Jesper wünscht, daß wir jetzt heiraten. Er hat das Mühleuhaus
gekauft.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0442" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206441"/>
          <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341849_205998/figures/grenzboten_341849_205998_206441_000.jpg"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Junge Liebe<lb/><note type="byline"> Henrik Pontopvidcni</note> Idyll von<lb/>
Ans dem Dänischen übersetzt von Mathilde Mann<lb/>
(Fortsetzung)</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1491"> arthas Herz klopfte heftig. Sie mußte daran denken, daß Lars<lb/>
der erste Mensch war, den: sie, seit das Entsetzliche geschehen war,<lb/>
begegnete; und sie fragte sich selber, ob er ihr möglicherweise<lb/>
etwas ansehen könnte? Je mehr sie sich einander näherten, desto<lb/>
größer ward ihre Angst, daß irgend eine Veränderung mit ihrem<lb/>
Äußern vorgegangen sei, und daß er diese gleich entdecken würde. Sie war<lb/>
nahe daran, ihrem alten Freunde mit einem lauten Aufschrei zu entfliehen, als<lb/>
er vor ihr stehen blieb.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1492"> Sieh sieh! rief er aus.  Trifft man die Jungfer hier im Grünen?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1493"> Ja, erwiederte sie lächelnd und suchte mit den Augen das welke Laub<lb/>
uuter deu Bäumen.  Ich wollte Reisig für die Mutter sammeln.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1494"> Das ist doch des Teufels! Hast du uach dem, was vorgefallen ist, noch<lb/>
Gedanken für so etwas, mein Kind?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1495"> Und weshalb denn nicht?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1496"> Ach ich glaubte, weiß Gott, du wärest schon bei dem Wickelzeug. Das<lb/>
kaun man nicht früh genug in Ordnung bringen, wenn man erst Ja und Amen<lb/>
gesagt hat.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1497"> Sie schaute ihn starr an und erbleichte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1498"> Was willst du damit sagen?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1499"> Ha ha ha! Sie will mich an der Nase herumführen! Nein, mein Kind,<lb/>
Lars Einauge ist auch uicht von gestern. Er war zufällig heute Morgen so<lb/>
glücklich, ihrem Herzeussesver zu begegnen, der glänzte wie ein ucugevrägter<lb/>
Groschen und kramte die ganze Neuigkeit aus. Nun denn, Glück auf, in<lb/>
Gottes Namen! Und einen Jungen, ehe das Jahr herum ist, wie unser alter<lb/>
Küster in Kyndbh sagte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1500"> Sie atmete erleichtert auf und blickte dann wieder nieder.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1501"> Ja, Jesper wünscht, daß wir jetzt heiraten. Er hat das Mühleuhaus<lb/>
gekauft.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0442] [Abbildung] Junge Liebe Henrik Pontopvidcni Idyll von Ans dem Dänischen übersetzt von Mathilde Mann (Fortsetzung) arthas Herz klopfte heftig. Sie mußte daran denken, daß Lars der erste Mensch war, den: sie, seit das Entsetzliche geschehen war, begegnete; und sie fragte sich selber, ob er ihr möglicherweise etwas ansehen könnte? Je mehr sie sich einander näherten, desto größer ward ihre Angst, daß irgend eine Veränderung mit ihrem Äußern vorgegangen sei, und daß er diese gleich entdecken würde. Sie war nahe daran, ihrem alten Freunde mit einem lauten Aufschrei zu entfliehen, als er vor ihr stehen blieb. Sieh sieh! rief er aus. Trifft man die Jungfer hier im Grünen? Ja, erwiederte sie lächelnd und suchte mit den Augen das welke Laub uuter deu Bäumen. Ich wollte Reisig für die Mutter sammeln. Das ist doch des Teufels! Hast du uach dem, was vorgefallen ist, noch Gedanken für so etwas, mein Kind? Und weshalb denn nicht? Ach ich glaubte, weiß Gott, du wärest schon bei dem Wickelzeug. Das kaun man nicht früh genug in Ordnung bringen, wenn man erst Ja und Amen gesagt hat. Sie schaute ihn starr an und erbleichte. Was willst du damit sagen? Ha ha ha! Sie will mich an der Nase herumführen! Nein, mein Kind, Lars Einauge ist auch uicht von gestern. Er war zufällig heute Morgen so glücklich, ihrem Herzeussesver zu begegnen, der glänzte wie ein ucugevrägter Groschen und kramte die ganze Neuigkeit aus. Nun denn, Glück auf, in Gottes Namen! Und einen Jungen, ehe das Jahr herum ist, wie unser alter Küster in Kyndbh sagte. Sie atmete erleichtert auf und blickte dann wieder nieder. Ja, Jesper wünscht, daß wir jetzt heiraten. Er hat das Mühleuhaus gekauft.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_205998
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_205998/442
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_205998/442>, abgerufen am 21.12.2024.