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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.

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Der Streit um Samoa
und die Deutschen in der 5>üdsee
2

ufangs verhielten sich die Anhänger des Gegenkönigs Matnafa
zu den Deutschen nicht feindselig, und erst neue Aufreizungen
der Amerikaner bewogen sie, deren Pflanzungen bei Vailele und
Vaivase zu plündern. Als darauf der deutsche Konsul Becker
mit Einschreiten der deutschen Seeleute drohte, zogen sie ab,
und beide Parteien versprachen, das Gebiet von Apia bewaffnet nicht zu be¬
treten. Nun sollten Leute Tamaseses einen Amerikaner Stanton geschädigt
haben, und daraufhin drohte Leary mit Beschießung Mulinuus, das infolge
dessen von dein Könige geräumt wurde. Er begab sich mit seinen Truppen
nach Saluafata, wo er ein verschanztes Lager errichtete. Matnafa folgte ihm
und verschanzte sich bei Laulii ebenfalls. Anfang November fanden zwischen
beiden täglich Gefechte statt, bei denen Matanfn aber nichts nnsrichtete. Auch
ein großer Sturm auf die Stellung Tamaseses, den er am 29. November
unternahm, wurde abgeschlagen. Er harrte jedoch aus, indem ihm Leary
Unterstützung Amerikas versprochen hatte, nud sein Heer wuchs zusehends, sodaß
es bald mehrere tausend Mann zählte. Es erfolgten neue Verletzungen der
Neutralität des deutschen Gebiets nud neue Beraubungen der dortigen Pflanzungen,
und in Apia selbst kam es zwischen beurlaubten deutschen Matrosen und Leuten
des Gegenkönigs zu einer blutigen Schlägerei. Um diesen Mißständen zu
steuern, beschloß der Anfang November eingetroffn" neue deutsche Konsul,
Dr. Knappe, beide Parteien der Samoaner zur Niederlegung der Waffen zu
veranlassen und zunächst mit Matnafa darüber zu verhandeln. Im Falle


GrenzlwN'u II 1889 37


Der Streit um Samoa
und die Deutschen in der 5>üdsee
2

ufangs verhielten sich die Anhänger des Gegenkönigs Matnafa
zu den Deutschen nicht feindselig, und erst neue Aufreizungen
der Amerikaner bewogen sie, deren Pflanzungen bei Vailele und
Vaivase zu plündern. Als darauf der deutsche Konsul Becker
mit Einschreiten der deutschen Seeleute drohte, zogen sie ab,
und beide Parteien versprachen, das Gebiet von Apia bewaffnet nicht zu be¬
treten. Nun sollten Leute Tamaseses einen Amerikaner Stanton geschädigt
haben, und daraufhin drohte Leary mit Beschießung Mulinuus, das infolge
dessen von dein Könige geräumt wurde. Er begab sich mit seinen Truppen
nach Saluafata, wo er ein verschanztes Lager errichtete. Matnafa folgte ihm
und verschanzte sich bei Laulii ebenfalls. Anfang November fanden zwischen
beiden täglich Gefechte statt, bei denen Matanfn aber nichts nnsrichtete. Auch
ein großer Sturm auf die Stellung Tamaseses, den er am 29. November
unternahm, wurde abgeschlagen. Er harrte jedoch aus, indem ihm Leary
Unterstützung Amerikas versprochen hatte, nud sein Heer wuchs zusehends, sodaß
es bald mehrere tausend Mann zählte. Es erfolgten neue Verletzungen der
Neutralität des deutschen Gebiets nud neue Beraubungen der dortigen Pflanzungen,
und in Apia selbst kam es zwischen beurlaubten deutschen Matrosen und Leuten
des Gegenkönigs zu einer blutigen Schlägerei. Um diesen Mißständen zu
steuern, beschloß der Anfang November eingetroffn« neue deutsche Konsul,
Dr. Knappe, beide Parteien der Samoaner zur Niederlegung der Waffen zu
veranlassen und zunächst mit Matnafa darüber zu verhandeln. Im Falle


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[0297] [Abbildung] Der Streit um Samoa und die Deutschen in der 5>üdsee 2 ufangs verhielten sich die Anhänger des Gegenkönigs Matnafa zu den Deutschen nicht feindselig, und erst neue Aufreizungen der Amerikaner bewogen sie, deren Pflanzungen bei Vailele und Vaivase zu plündern. Als darauf der deutsche Konsul Becker mit Einschreiten der deutschen Seeleute drohte, zogen sie ab, und beide Parteien versprachen, das Gebiet von Apia bewaffnet nicht zu be¬ treten. Nun sollten Leute Tamaseses einen Amerikaner Stanton geschädigt haben, und daraufhin drohte Leary mit Beschießung Mulinuus, das infolge dessen von dein Könige geräumt wurde. Er begab sich mit seinen Truppen nach Saluafata, wo er ein verschanztes Lager errichtete. Matnafa folgte ihm und verschanzte sich bei Laulii ebenfalls. Anfang November fanden zwischen beiden täglich Gefechte statt, bei denen Matanfn aber nichts nnsrichtete. Auch ein großer Sturm auf die Stellung Tamaseses, den er am 29. November unternahm, wurde abgeschlagen. Er harrte jedoch aus, indem ihm Leary Unterstützung Amerikas versprochen hatte, nud sein Heer wuchs zusehends, sodaß es bald mehrere tausend Mann zählte. Es erfolgten neue Verletzungen der Neutralität des deutschen Gebiets nud neue Beraubungen der dortigen Pflanzungen, und in Apia selbst kam es zwischen beurlaubten deutschen Matrosen und Leuten des Gegenkönigs zu einer blutigen Schlägerei. Um diesen Mißständen zu steuern, beschloß der Anfang November eingetroffn« neue deutsche Konsul, Dr. Knappe, beide Parteien der Samoaner zur Niederlegung der Waffen zu veranlassen und zunächst mit Matnafa darüber zu verhandeln. Im Falle GrenzlwN'u II 1889 37

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204730/297>, abgerufen am 05.02.2025.