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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr.

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Beiträge für Muret. Die Langenscheidt'sche Verlagshandlung (Professor
G. Langenscheidt) in Berlin ist jetzt im Begriff, das lange erwartete, bereits vor
zwanzig Jahren von Prof. Dr. Muret nach dem Vorbilde von Sachs-Villatte be¬
gonnene und jetzt im Manuskript vollendete Encyklopädische Wörterbuch der
englischen und deutschen Sprache zu drucken. Im Interesse der Sache
wäre es erwünscht, wenn der genannten Verlagshandlung oder dem Herausgeber
(Berlin I?., Schönhauser Allee 134) noch vor Thorschluß von Freunden und
Kennern des Englischen alle die Notizen zugänglich gemacht würden, die ge¬
legentlich des Gebrauches irgend eines der bisher verfügbar gewesenen englisch-
deutschen Wörterbücher etwa entstanden sind. Um ein lexikalisches Werk wie Muret
der Vollkommenheit und Lückenlosigkeit möglichst nahe zu bringen, sind die Er¬
zeugnisse des Gebrauchs, d. h. jene Wünsche oder Beiträge von ganz besonderm
Werte, zu denen der lebendige Verkehr mit der Sprache und die Benutzung des
Wörterbuchs Veranlassung gaben.




Litteratur.

Sprichwörter und Sinnsprüche der Deutschen in neuer Auswahl von Dr. O. Wächter.
Gütersloh, Bertelsmann, 1888.

Ein kurzes Sprichwort verhindert mehr Böses, als ein langes Geschwätz --
in diesem Sinne etwa hat der Herausgeber seine Sammlung unternommen: sie
ist gedacht als ein Haus- und Erziehungsbuch, und darum ist alles ausgeschlossen
worden, was als fade und frivol gelten muß. Die Auswahl umfaßt alte Sprich¬
wörter, die aber noch heute gäng und gäbe find, Sinnsprüche ältern oder jüngern
Ursprungs, sowie biblische Sprüche, die seit Jahrhunderten in der deutscheu Litteratur
und im täglichen Leben gangbare Münze geworden sind. Die Anordnung ist, was
durchaus zu billigen ist, die alphabetische nach dem Stichworte. Jedem Sprichworte
u. s. w. sind kurze, zum Teil ältern Auslegern, wie Heinrich Bebel, Agrikolci,
Franck u. a. entnommene Anmerkungen unten beigefügt, die in volkstümlichster
Weise "den Sinn nur nach einer oder der andern Seite beleuchten und eine der
mannigfachsten Anwendungen nahelegen wollen." Da die Sammlung ein Volks¬
buch sein will, nahrhafte Kost bietend für Geist und Gemüt, so mag der Sammler
wohl recht gethan haben, allen Sprüchen, gleichviel wo er sie gefunden, modernstes
Sprachgewand zu leihen. Indes meinen wir doch, daß die gelegentliche Ein¬
streuung eines alten Spruches in ursprünglicher Sprachform, da wo der Sinn
klar ist, dem Büchlein auch für das große Publikum, das hierfür heutzutage
empfänglichen Sinn mitbringt, einen besondern Reiz verliehen haben würde, um
so mehr, als die biedere Treuherzigkeit manches kernhaften Spruches erst in der
alten Prägung des Ausdrucks mit der ursprünglichen Kraft wirkt. Doch wie dem
auch sei, wir wünschen, daß recht viel von dem echten, alten Golde dieser Erbweisheit
wieder lebendiges Eigentum unsers Volkes werde. In der Familie, in Volksbiblio-
theken u. s. w. sollte so ein Buch nicht fehlen.




Für die Redaktion verantwortlich! Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig,

Beiträge für Muret. Die Langenscheidt'sche Verlagshandlung (Professor
G. Langenscheidt) in Berlin ist jetzt im Begriff, das lange erwartete, bereits vor
zwanzig Jahren von Prof. Dr. Muret nach dem Vorbilde von Sachs-Villatte be¬
gonnene und jetzt im Manuskript vollendete Encyklopädische Wörterbuch der
englischen und deutschen Sprache zu drucken. Im Interesse der Sache
wäre es erwünscht, wenn der genannten Verlagshandlung oder dem Herausgeber
(Berlin I?., Schönhauser Allee 134) noch vor Thorschluß von Freunden und
Kennern des Englischen alle die Notizen zugänglich gemacht würden, die ge¬
legentlich des Gebrauches irgend eines der bisher verfügbar gewesenen englisch-
deutschen Wörterbücher etwa entstanden sind. Um ein lexikalisches Werk wie Muret
der Vollkommenheit und Lückenlosigkeit möglichst nahe zu bringen, sind die Er¬
zeugnisse des Gebrauchs, d. h. jene Wünsche oder Beiträge von ganz besonderm
Werte, zu denen der lebendige Verkehr mit der Sprache und die Benutzung des
Wörterbuchs Veranlassung gaben.




Litteratur.

Sprichwörter und Sinnsprüche der Deutschen in neuer Auswahl von Dr. O. Wächter.
Gütersloh, Bertelsmann, 1888.

Ein kurzes Sprichwort verhindert mehr Böses, als ein langes Geschwätz —
in diesem Sinne etwa hat der Herausgeber seine Sammlung unternommen: sie
ist gedacht als ein Haus- und Erziehungsbuch, und darum ist alles ausgeschlossen
worden, was als fade und frivol gelten muß. Die Auswahl umfaßt alte Sprich¬
wörter, die aber noch heute gäng und gäbe find, Sinnsprüche ältern oder jüngern
Ursprungs, sowie biblische Sprüche, die seit Jahrhunderten in der deutscheu Litteratur
und im täglichen Leben gangbare Münze geworden sind. Die Anordnung ist, was
durchaus zu billigen ist, die alphabetische nach dem Stichworte. Jedem Sprichworte
u. s. w. sind kurze, zum Teil ältern Auslegern, wie Heinrich Bebel, Agrikolci,
Franck u. a. entnommene Anmerkungen unten beigefügt, die in volkstümlichster
Weise „den Sinn nur nach einer oder der andern Seite beleuchten und eine der
mannigfachsten Anwendungen nahelegen wollen." Da die Sammlung ein Volks¬
buch sein will, nahrhafte Kost bietend für Geist und Gemüt, so mag der Sammler
wohl recht gethan haben, allen Sprüchen, gleichviel wo er sie gefunden, modernstes
Sprachgewand zu leihen. Indes meinen wir doch, daß die gelegentliche Ein¬
streuung eines alten Spruches in ursprünglicher Sprachform, da wo der Sinn
klar ist, dem Büchlein auch für das große Publikum, das hierfür heutzutage
empfänglichen Sinn mitbringt, einen besondern Reiz verliehen haben würde, um
so mehr, als die biedere Treuherzigkeit manches kernhaften Spruches erst in der
alten Prägung des Ausdrucks mit der ursprünglichen Kraft wirkt. Doch wie dem
auch sei, wir wünschen, daß recht viel von dem echten, alten Golde dieser Erbweisheit
wieder lebendiges Eigentum unsers Volkes werde. In der Familie, in Volksbiblio-
theken u. s. w. sollte so ein Buch nicht fehlen.




Für die Redaktion verantwortlich! Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig,
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_203434/584>, abgerufen am 28.06.2024.