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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr.

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Gisenbahnrefovm.
I. G, weis;. von


^ÄKit der letzten Zeit sind wiederholt Mitteilungen durch die Zeitungen
gegangen über eine Reform des Personcnverkehrswesens auf den
deutschen oder zunächst den preußischen Eisenbahnen. Wie viel
oder wenig Wahres an diesen Mitteilungen war, wird sich ver¬
mutlich erwiesen haben, noch ehe die gegenwärtigen Zeilen dem
Leser zu Gesichte kommen. Wie sich aber die Sache auch immer verhalten
mag, auf die Dauer wird sich das Bedürfnis nach einer großem Erleichterung
des Personenverkehrs nicht abweisen lassen. Die sozialen und wirtschaftlichen
Folgen einer solchen Erleichterung sind es, die in Nachstehendem einer kurzen
Betrachtung unterzogen werden sollen.

Selbstverständlich könnte von einschneidenden sozialen und wirtschaftlichen
Folgen einer Reform der Personentarife nicht gesprochen werden, wenn diese
Reform sich lediglich auf eine Vcrbillignng der Fahrpreise um etliche 10 bis
20 Prozente erstreckte. Eine solche Änderung würde für das soziale Gebiet so
gut wie einflußlos sein; auf wirtschaftlichem Gebiete aber würde sie lediglich die eine
Folge haben, die Einucihmeu der Eiseubcchnen zu verringern. Nur von einer
gründlichen Umgestaltung des Personenverkehrs sollte also im Ernste die Rede sein.

Eine solche hat Eduard Engel in einer vor mehreren Monaten erschienenen
Schrift über "Eiscnbahnreform" vorgeschlagen. Wiewohl den meisten Lesern
der Inhalt dieser Arbeit schon durch die Zeitungen bekannt geworden sein wird,
ist es doch nicht zu umgehen, hier in Kürze zu sagen, was Engel erstrebt.
Der Kern seines Verlangens besteht darin, daß ähnlich, wie jetzt im Packet-
verkehr der Neichspost, die Fahrpreise nur uach Zonen abgestuft sein und
eine Verbilligung auf die nachstehenden Sätze erfahren sollen:°

1. Zone (bis 26 Kilometer): 1. Klasse 2 Mk. 2. Klasse 50 Pf. 3. Klasse 25 Pf.*)
2. Zone (bis 50 Kilometer):!. - 4Mk. 2. - 1 Mk. 3. - SO Pf.
3. Zone (über 50 Kilometer): 1. - 6 Mk. 2. - 2 Mk. 3. - 1 Mk.

Durch die hiermit ermöglichte Vereinfachung der Ausgabe und Kontrole
der Billets, durch zweckmäßige Änderungen im Gepäckverkehr und manches
andere, was auf den ersten Blick unbedeutend scheinen mag, unter Engels



*) In gewissen AnSnnhmsfälleii, z. B, fiir Arbeiterznge, nur 10 Pf.
GrcnMcu IV. 1883. 50


Gisenbahnrefovm.
I. G, weis;. von


^ÄKit der letzten Zeit sind wiederholt Mitteilungen durch die Zeitungen
gegangen über eine Reform des Personcnverkehrswesens auf den
deutschen oder zunächst den preußischen Eisenbahnen. Wie viel
oder wenig Wahres an diesen Mitteilungen war, wird sich ver¬
mutlich erwiesen haben, noch ehe die gegenwärtigen Zeilen dem
Leser zu Gesichte kommen. Wie sich aber die Sache auch immer verhalten
mag, auf die Dauer wird sich das Bedürfnis nach einer großem Erleichterung
des Personenverkehrs nicht abweisen lassen. Die sozialen und wirtschaftlichen
Folgen einer solchen Erleichterung sind es, die in Nachstehendem einer kurzen
Betrachtung unterzogen werden sollen.

Selbstverständlich könnte von einschneidenden sozialen und wirtschaftlichen
Folgen einer Reform der Personentarife nicht gesprochen werden, wenn diese
Reform sich lediglich auf eine Vcrbillignng der Fahrpreise um etliche 10 bis
20 Prozente erstreckte. Eine solche Änderung würde für das soziale Gebiet so
gut wie einflußlos sein; auf wirtschaftlichem Gebiete aber würde sie lediglich die eine
Folge haben, die Einucihmeu der Eiseubcchnen zu verringern. Nur von einer
gründlichen Umgestaltung des Personenverkehrs sollte also im Ernste die Rede sein.

Eine solche hat Eduard Engel in einer vor mehreren Monaten erschienenen
Schrift über „Eiscnbahnreform" vorgeschlagen. Wiewohl den meisten Lesern
der Inhalt dieser Arbeit schon durch die Zeitungen bekannt geworden sein wird,
ist es doch nicht zu umgehen, hier in Kürze zu sagen, was Engel erstrebt.
Der Kern seines Verlangens besteht darin, daß ähnlich, wie jetzt im Packet-
verkehr der Neichspost, die Fahrpreise nur uach Zonen abgestuft sein und
eine Verbilligung auf die nachstehenden Sätze erfahren sollen:°

1. Zone (bis 26 Kilometer): 1. Klasse 2 Mk. 2. Klasse 50 Pf. 3. Klasse 25 Pf.*)
2. Zone (bis 50 Kilometer):!. - 4Mk. 2. - 1 Mk. 3. - SO Pf.
3. Zone (über 50 Kilometer): 1. - 6 Mk. 2. - 2 Mk. 3. - 1 Mk.

Durch die hiermit ermöglichte Vereinfachung der Ausgabe und Kontrole
der Billets, durch zweckmäßige Änderungen im Gepäckverkehr und manches
andere, was auf den ersten Blick unbedeutend scheinen mag, unter Engels



*) In gewissen AnSnnhmsfälleii, z. B, fiir Arbeiterznge, nur 10 Pf.
GrcnMcu IV. 1883. 50
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[0401] [Abbildung] Gisenbahnrefovm. I. G, weis;. von Wß ^ÄKit der letzten Zeit sind wiederholt Mitteilungen durch die Zeitungen gegangen über eine Reform des Personcnverkehrswesens auf den deutschen oder zunächst den preußischen Eisenbahnen. Wie viel oder wenig Wahres an diesen Mitteilungen war, wird sich ver¬ mutlich erwiesen haben, noch ehe die gegenwärtigen Zeilen dem Leser zu Gesichte kommen. Wie sich aber die Sache auch immer verhalten mag, auf die Dauer wird sich das Bedürfnis nach einer großem Erleichterung des Personenverkehrs nicht abweisen lassen. Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen einer solchen Erleichterung sind es, die in Nachstehendem einer kurzen Betrachtung unterzogen werden sollen. Selbstverständlich könnte von einschneidenden sozialen und wirtschaftlichen Folgen einer Reform der Personentarife nicht gesprochen werden, wenn diese Reform sich lediglich auf eine Vcrbillignng der Fahrpreise um etliche 10 bis 20 Prozente erstreckte. Eine solche Änderung würde für das soziale Gebiet so gut wie einflußlos sein; auf wirtschaftlichem Gebiete aber würde sie lediglich die eine Folge haben, die Einucihmeu der Eiseubcchnen zu verringern. Nur von einer gründlichen Umgestaltung des Personenverkehrs sollte also im Ernste die Rede sein. Eine solche hat Eduard Engel in einer vor mehreren Monaten erschienenen Schrift über „Eiscnbahnreform" vorgeschlagen. Wiewohl den meisten Lesern der Inhalt dieser Arbeit schon durch die Zeitungen bekannt geworden sein wird, ist es doch nicht zu umgehen, hier in Kürze zu sagen, was Engel erstrebt. Der Kern seines Verlangens besteht darin, daß ähnlich, wie jetzt im Packet- verkehr der Neichspost, die Fahrpreise nur uach Zonen abgestuft sein und eine Verbilligung auf die nachstehenden Sätze erfahren sollen:° 1. Zone (bis 26 Kilometer): 1. Klasse 2 Mk. 2. Klasse 50 Pf. 3. Klasse 25 Pf.*) 2. Zone (bis 50 Kilometer):!. - 4Mk. 2. - 1 Mk. 3. - SO Pf. 3. Zone (über 50 Kilometer): 1. - 6 Mk. 2. - 2 Mk. 3. - 1 Mk. Durch die hiermit ermöglichte Vereinfachung der Ausgabe und Kontrole der Billets, durch zweckmäßige Änderungen im Gepäckverkehr und manches andere, was auf den ersten Blick unbedeutend scheinen mag, unter Engels *) In gewissen AnSnnhmsfälleii, z. B, fiir Arbeiterznge, nur 10 Pf. GrcnMcu IV. 1883. 50

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_203434/401>, abgerufen am 22.07.2024.