Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Zweites Vierteljahr.Ricks Lyhne. I. j). Zacobsen. Roman von Aus dem Dänischen übersetzt von Mathilde Mann. (Fortsetzung.) ran Boye hielt einen Augenblick inne, dann nahm sie ihre Man- Ricks Lyhne. I. j). Zacobsen. Roman von Aus dem Dänischen übersetzt von Mathilde Mann. (Fortsetzung.) ran Boye hielt einen Augenblick inne, dann nahm sie ihre Man- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0644" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/203421"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341847_202776/figures/grenzboten_341847_202776_203421_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ricks Lyhne.<lb/><note type="byline"> I. j). Zacobsen.</note> Roman von<lb/> Aus dem Dänischen übersetzt von Mathilde Mann.<lb/> (Fortsetzung.)</head><lb/> <p xml:id="ID_2022" next="#ID_2023"> ran Boye hielt einen Augenblick inne, dann nahm sie ihre Man-<lb/> tille ab und ihren Hut, und dann zog sie auch ihre Hand¬<lb/> schuhe aus, und während sie hiermit beschäftigt war, wandte<lb/> sie sich ein wenig von Ricks ab und fuhr fort: Ja, und<lb/> dann hatte Hatte einen Freund, der sehr angesehen ist, außer¬<lb/> ordentlich angesehen, und sie meinten alle, ich sollte es nur thun, sie wünschten<lb/> es so sehr, und weißt du, dann könnte ich meinen alten Platz unter den Leuten<lb/> wieder einnehmen, ja eigentlich einen noch bessern, weil er in jeder Hinsicht so<lb/> angesehen ist, und darnach hatte ich mich ja so lange gesehnt. Ja, das kannst<lb/> du nun nicht verstehen, das hast du dir wohl nicht von mir gedacht? Ganz<lb/> das Gegenteil, nicht wahr? Weil ich mich immer über die Gesellschaft lustig<lb/> machte, über alle ihre hergebrachten Dummheiten und ihre Patentmoral, über<lb/> ihren Tugeudthermometer und ihren Weiblichkeitskompaß — du weißt wohl<lb/> noch, wie witzig wir waren! Es ist zum Weinen, Ricks, es war nicht wahr,<lb/> wenigstens nicht immer, denn ich will dir etwas sagen, Ricks, wir Frauen, wir<lb/> können uns wohl sür eine Zeit losreißen, wenn uns etwas in unserm Leben<lb/> die Augen geöffnet hat für den Freiheitsdrang, der doch in uns wohnt, aber<lb/> wir halten nicht aus, wir habe» nun einmal eine Leidenschaft in unserm Blute<lb/> für das Korrekte des Korrekten bis hinauf zu der geziertesten Spitze des Schick¬<lb/> lichen. Wir können es auf die Dauer nicht aushalten, Krieg zu führen gegen<lb/> das, was doch nun einmal von all den gewöhnlichen Sterblichen anerkannt<lb/> worden ist; im Innersten unsers Herzens finden wir doch, daß sie Recht haben,<lb/> weil sie es sind, die das Urteil fallen, und wir beugen uns vor ihnen und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0644]
[Abbildung]
Ricks Lyhne.
I. j). Zacobsen. Roman von
Aus dem Dänischen übersetzt von Mathilde Mann.
(Fortsetzung.)
ran Boye hielt einen Augenblick inne, dann nahm sie ihre Man-
tille ab und ihren Hut, und dann zog sie auch ihre Hand¬
schuhe aus, und während sie hiermit beschäftigt war, wandte
sie sich ein wenig von Ricks ab und fuhr fort: Ja, und
dann hatte Hatte einen Freund, der sehr angesehen ist, außer¬
ordentlich angesehen, und sie meinten alle, ich sollte es nur thun, sie wünschten
es so sehr, und weißt du, dann könnte ich meinen alten Platz unter den Leuten
wieder einnehmen, ja eigentlich einen noch bessern, weil er in jeder Hinsicht so
angesehen ist, und darnach hatte ich mich ja so lange gesehnt. Ja, das kannst
du nun nicht verstehen, das hast du dir wohl nicht von mir gedacht? Ganz
das Gegenteil, nicht wahr? Weil ich mich immer über die Gesellschaft lustig
machte, über alle ihre hergebrachten Dummheiten und ihre Patentmoral, über
ihren Tugeudthermometer und ihren Weiblichkeitskompaß — du weißt wohl
noch, wie witzig wir waren! Es ist zum Weinen, Ricks, es war nicht wahr,
wenigstens nicht immer, denn ich will dir etwas sagen, Ricks, wir Frauen, wir
können uns wohl sür eine Zeit losreißen, wenn uns etwas in unserm Leben
die Augen geöffnet hat für den Freiheitsdrang, der doch in uns wohnt, aber
wir halten nicht aus, wir habe» nun einmal eine Leidenschaft in unserm Blute
für das Korrekte des Korrekten bis hinauf zu der geziertesten Spitze des Schick¬
lichen. Wir können es auf die Dauer nicht aushalten, Krieg zu führen gegen
das, was doch nun einmal von all den gewöhnlichen Sterblichen anerkannt
worden ist; im Innersten unsers Herzens finden wir doch, daß sie Recht haben,
weil sie es sind, die das Urteil fallen, und wir beugen uns vor ihnen und
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |