Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.Kleinere Mitteilungen.
Das Geschenk fällt also in die Monate, in welchen "ach dem Tode Friedrich Hans Fischer. Zu Kleists "Prinz Friedrich von Homburg." Bei der Durchmusterung Die süsse Bestraffung. Ein Marggraf bereut Brisac hat in Savoyen das Frantzösischc Heer geführet Kleinere Mitteilungen.
Das Geschenk fällt also in die Monate, in welchen »ach dem Tode Friedrich Hans Fischer. Zu Kleists „Prinz Friedrich von Homburg." Bei der Durchmusterung Die süsse Bestraffung. Ein Marggraf bereut Brisac hat in Savoyen das Frantzösischc Heer geführet <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0453" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/288906"/> <fw type="header" place="top"> Kleinere Mitteilungen.</fw><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_12" type="poem"> <l> Die zwar die Lehren liebt die Du hast aufgeschrieben<lb/> und ihnen gerne folgt, doch solche aus zu üben<lb/> nicht recht vermögend ist. bald stöhret sie der Neid<lb/> belügt und lästert sie und macht gefährlichkeit,<lb/> daß sie erschrecken muß, und Dich dabey vergehen<lb/> Deswegen schämt sie sich. Nun kanst Du leicht ermcßeu<lb/> wie schwach die Weiber sind, es fehlt zwar Männern offt<lb/> an der gelaßenheit, wenn alles was man hofft<lb/> Zu Grunde gehen soll. Wenn fleiß und gute gaben<lb/> gleich bey der redlichkeit gantz reine Wohnung haben<lb/> so schleicht sich doch die Furcht so unvermerckt u. schlau<lb/> am aller liebsten ein bey einer schwachen Frau,<lb/> die leichtlich zittern kan. Da bist Du schlecht beschützet<lb/> Deswegen gehe hin wo man Dich beßer nützet<lb/> wo man Dich beßer braucht, zur Weisheit, rud, und Lust,<lb/> in reine Männer Hand, und weise Männer Brust.<lb/> von dort aus will ich Dich nach allen Deinen Lehren<lb/> Durch Ihren Klugen- Mund, Bewundern und Verehrer.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1275"> Das Geschenk fällt also in die Monate, in welchen »ach dem Tode Friedrich<lb/> Augusts des Starken die Neubersche Truppe mit der Gesellschaft Müllers über<lb/> das Privileg, „in denen Leipziger Meßen und 8 Tage vor- und 8 Tage nach<lb/> der Meße »Ziiou zu dürffen," im Streite lag. Der Ncubcrin war von 1732 bis 1735<lb/> der ,,erste Boden übern Fleisch-Barcken" zu Aufführungen vom Leipziger Rate<lb/> überlassen worden; diesen beanspruchte jetzt Müller und suchte mit Hilfe von<lb/> Dresdner Gönnern sein Ziel zu erreichen, wogegen der Rat die Nenberin gegen<lb/> die Erlasse der Regierung in Schutz nahm.</p><lb/> <note type="byline"> Hans Fischer.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> Zu Kleists „Prinz Friedrich von Homburg."</head> <p xml:id="ID_1276"> Bei der Durchmusterung<lb/> einer Anzahl von Novellen- und Anekdvtcnsammlnngen aus dem siebzehnten Jahr¬<lb/> hundert stieß ich auf die nachfolgende Erzählung. Sie steht im achten Bande von<lb/> G. PH. .harsdörffers „Gesprächspielcn" (Nürnberg 1649, S. 51) und daraus ent¬<lb/> lehnt wieder im zweiten Teile Von Matthias Abeles Seltzmnen Gerichtshtindeln<lb/> (Nürnberg 1658, S. 133 f.):</p><lb/> <div n="3"> <head> Die süsse Bestraffung.</head><lb/> <p xml:id="ID_1277"> Ein Marggraf bereut Brisac hat in Savoyen das Frantzösischc Heer geführet<lb/> und unter andern tapfern Thaten einen starken Ort in Montserrat angegriffen.<lb/> Als nun die Mauren nach und nach durch die senkte nieder geworfen wurde(n),<lb/> gehste er. daß niemand zu stürmen anfienge, es were dann ein gewisses Zeichen<lb/> mit der Trompeten gegeben. Boissy ein tapferer Kriegsmann erwartet besagtes<lb/> Zeichen nicht, sondern ist der erste auf der Mauren, dein dann andere nachgestiegen<lb/> und die Statt erobert. Der Marggraf Brisac nimmt Boissy in Verhafft, und nach<lb/> dem die meisten Obristen für ihn gebeten, wird er nicht nnr aus der Gefängniß<lb/> und angedrohter Todesgefahr errettet, sondern wegen seiner Ritterthat mit einer<lb/> Ketten von 200 Kronen wehrt für dem gantzen Kriegsheer beschenket, mit diesem<lb/> Anhang, daß die Tapferkeit ohne Gehorsam zu schänden und zu straffen, la ein<lb/> unbesonnenes thierisches Rasen sey, das vernünftigen Menschen nicht gezieme.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0453]
Kleinere Mitteilungen.
Die zwar die Lehren liebt die Du hast aufgeschrieben
und ihnen gerne folgt, doch solche aus zu üben
nicht recht vermögend ist. bald stöhret sie der Neid
belügt und lästert sie und macht gefährlichkeit,
daß sie erschrecken muß, und Dich dabey vergehen
Deswegen schämt sie sich. Nun kanst Du leicht ermcßeu
wie schwach die Weiber sind, es fehlt zwar Männern offt
an der gelaßenheit, wenn alles was man hofft
Zu Grunde gehen soll. Wenn fleiß und gute gaben
gleich bey der redlichkeit gantz reine Wohnung haben
so schleicht sich doch die Furcht so unvermerckt u. schlau
am aller liebsten ein bey einer schwachen Frau,
die leichtlich zittern kan. Da bist Du schlecht beschützet
Deswegen gehe hin wo man Dich beßer nützet
wo man Dich beßer braucht, zur Weisheit, rud, und Lust,
in reine Männer Hand, und weise Männer Brust.
von dort aus will ich Dich nach allen Deinen Lehren
Durch Ihren Klugen- Mund, Bewundern und Verehrer.
Das Geschenk fällt also in die Monate, in welchen »ach dem Tode Friedrich
Augusts des Starken die Neubersche Truppe mit der Gesellschaft Müllers über
das Privileg, „in denen Leipziger Meßen und 8 Tage vor- und 8 Tage nach
der Meße »Ziiou zu dürffen," im Streite lag. Der Ncubcrin war von 1732 bis 1735
der ,,erste Boden übern Fleisch-Barcken" zu Aufführungen vom Leipziger Rate
überlassen worden; diesen beanspruchte jetzt Müller und suchte mit Hilfe von
Dresdner Gönnern sein Ziel zu erreichen, wogegen der Rat die Nenberin gegen
die Erlasse der Regierung in Schutz nahm.
Hans Fischer.
Zu Kleists „Prinz Friedrich von Homburg." Bei der Durchmusterung
einer Anzahl von Novellen- und Anekdvtcnsammlnngen aus dem siebzehnten Jahr¬
hundert stieß ich auf die nachfolgende Erzählung. Sie steht im achten Bande von
G. PH. .harsdörffers „Gesprächspielcn" (Nürnberg 1649, S. 51) und daraus ent¬
lehnt wieder im zweiten Teile Von Matthias Abeles Seltzmnen Gerichtshtindeln
(Nürnberg 1658, S. 133 f.):
Die süsse Bestraffung.
Ein Marggraf bereut Brisac hat in Savoyen das Frantzösischc Heer geführet
und unter andern tapfern Thaten einen starken Ort in Montserrat angegriffen.
Als nun die Mauren nach und nach durch die senkte nieder geworfen wurde(n),
gehste er. daß niemand zu stürmen anfienge, es were dann ein gewisses Zeichen
mit der Trompeten gegeben. Boissy ein tapferer Kriegsmann erwartet besagtes
Zeichen nicht, sondern ist der erste auf der Mauren, dein dann andere nachgestiegen
und die Statt erobert. Der Marggraf Brisac nimmt Boissy in Verhafft, und nach
dem die meisten Obristen für ihn gebeten, wird er nicht nnr aus der Gefängniß
und angedrohter Todesgefahr errettet, sondern wegen seiner Ritterthat mit einer
Ketten von 200 Kronen wehrt für dem gantzen Kriegsheer beschenket, mit diesem
Anhang, daß die Tapferkeit ohne Gehorsam zu schänden und zu straffen, la ein
unbesonnenes thierisches Rasen sey, das vernünftigen Menschen nicht gezieme.
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