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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr.

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Die Patriotenliga,

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^MWWMalt nach dem Kriege von 1870/71 entstanden in Frankreich
zahlreiche Vereine zu dem Zwecke, die männliche Jugend durch
Übungen im Turnen, Marschiren und Schießen militärisch
heranzubilden, Lebhaft beteiligten sich an dieser Bewegung
auch die dorthin ausgewanderten Elsaß-Lothringer, indem sie
entweder solchen Vereinen beitraten oder eigne Vereine gründeten. Ein hervor¬
ragendes Beispiel der letztern ist die Pariser Looivt" as A^iringMaus ^.Isa-
oieiws-I^orraino, welche zu dem Verbände der Turnvereine gehört, der sich
^ssovlMou ass soeistss äg Z'^irma8ti<zu<z Ah 1a LsinL nennt und den Pariser
I. Sansboeuf zum Vorsitzenden hat. Organ aller dieser Vereine ist seit 1881
die illustrirte Wochenschrift Ils I)ra,xsg.n, die elsaß-lothringischen Vereine aber
besitzen daneben noch ein besondres in dem ^.Isaoiöii - I^orrain, der seit 1880
unter der Redaktion des Straßburgers Paul Leser in Paris erscheint und
gleichfalls eine Wochenschrift ist. Beide Blätter sind durch Erlasse des Ministe¬
riums für Elsaß-Lothringen für die Reichslande verboten, finden jedoch trotz¬
dem dort Eingang. Was sie bezwecken und wie sie wirken, ergiebt sich in
Betreff des Leserschen schon daraus, daß es sich ausdrücklich als Orsslms as
ig. i'kvsiMoMoQ natioriiilL bezeichnet, und daß sein Herausgeber in der Nummer
vom 30. Juli 1882 sich zu einem Programm bekannte, in welchem es heißt:
"Und jetzt ans Werk! Arbeiten, kämpfen wir, sprechen wir ohne Unterlaß zum
Elsaß von den Brüdern, welche für dasselbe streiten, und zu Frankreich von
den Söhnen, welche es verloren hat, seien wir unversöhnliche Feinde dieser
deutschen Rasse, die uns seit länger als einem halben Jahrhunderte aufgelauert
und uns, während wir schliefen, die Schlinge um den Hals geworfen hat. Das
Vaterland lieben, den Fremdling hassen -- das ist der Wahlspruch des "Elsaß-
Lothringers." Wir folgen ihm mit der Feder bis zu dem Tage, wo wir die
hohe Freude haben werden, ihn mit der Spitze des Schwertes über die Thore
unsrer zurückeroberten alten Städte zu schreiben." Daneben befaßte sich das
Blatt auch mit Versuchen, die Wirksamkeit der Wehrpflicht in den Reichslanden
zu vereiteln, indem es wiederholt ankündigte, es "erteile unentgeltlich Rat allen
denen, welche dem deutschen militärischen Regime sich gesetzlich zu entziehen
wünschten."

Am 18. Mai 1882 wurde während eines Festes, welches der obenerwähnte
Verband der Turnvereine der Seine in Paris veranstaltet hatte und welchem
Sansboeuf, Leser und der bekannte DZroulcde beiwohnten, ein weiterer Schritt
in dieser Richtung gethan. Es erfolgte die Gründung der I^Zuö ass ?3,t,riotk3,


Die Patriotenliga,

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^MWWMalt nach dem Kriege von 1870/71 entstanden in Frankreich
zahlreiche Vereine zu dem Zwecke, die männliche Jugend durch
Übungen im Turnen, Marschiren und Schießen militärisch
heranzubilden, Lebhaft beteiligten sich an dieser Bewegung
auch die dorthin ausgewanderten Elsaß-Lothringer, indem sie
entweder solchen Vereinen beitraten oder eigne Vereine gründeten. Ein hervor¬
ragendes Beispiel der letztern ist die Pariser Looivt« as A^iringMaus ^.Isa-
oieiws-I^orraino, welche zu dem Verbände der Turnvereine gehört, der sich
^ssovlMou ass soeistss äg Z'^irma8ti<zu<z Ah 1a LsinL nennt und den Pariser
I. Sansboeuf zum Vorsitzenden hat. Organ aller dieser Vereine ist seit 1881
die illustrirte Wochenschrift Ils I)ra,xsg.n, die elsaß-lothringischen Vereine aber
besitzen daneben noch ein besondres in dem ^.Isaoiöii - I^orrain, der seit 1880
unter der Redaktion des Straßburgers Paul Leser in Paris erscheint und
gleichfalls eine Wochenschrift ist. Beide Blätter sind durch Erlasse des Ministe¬
riums für Elsaß-Lothringen für die Reichslande verboten, finden jedoch trotz¬
dem dort Eingang. Was sie bezwecken und wie sie wirken, ergiebt sich in
Betreff des Leserschen schon daraus, daß es sich ausdrücklich als Orsslms as
ig. i'kvsiMoMoQ natioriiilL bezeichnet, und daß sein Herausgeber in der Nummer
vom 30. Juli 1882 sich zu einem Programm bekannte, in welchem es heißt:
„Und jetzt ans Werk! Arbeiten, kämpfen wir, sprechen wir ohne Unterlaß zum
Elsaß von den Brüdern, welche für dasselbe streiten, und zu Frankreich von
den Söhnen, welche es verloren hat, seien wir unversöhnliche Feinde dieser
deutschen Rasse, die uns seit länger als einem halben Jahrhunderte aufgelauert
und uns, während wir schliefen, die Schlinge um den Hals geworfen hat. Das
Vaterland lieben, den Fremdling hassen — das ist der Wahlspruch des »Elsaß-
Lothringers.« Wir folgen ihm mit der Feder bis zu dem Tage, wo wir die
hohe Freude haben werden, ihn mit der Spitze des Schwertes über die Thore
unsrer zurückeroberten alten Städte zu schreiben." Daneben befaßte sich das
Blatt auch mit Versuchen, die Wirksamkeit der Wehrpflicht in den Reichslanden
zu vereiteln, indem es wiederholt ankündigte, es „erteile unentgeltlich Rat allen
denen, welche dem deutschen militärischen Regime sich gesetzlich zu entziehen
wünschten."

Am 18. Mai 1882 wurde während eines Festes, welches der obenerwähnte
Verband der Turnvereine der Seine in Paris veranstaltet hatte und welchem
Sansboeuf, Leser und der bekannte DZroulcde beiwohnten, ein weiterer Schritt
in dieser Richtung gethan. Es erfolgte die Gründung der I^Zuö ass ?3,t,riotk3,


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[0288] Die Patriotenliga, ÄNW»»>-^^ ^MWWMalt nach dem Kriege von 1870/71 entstanden in Frankreich zahlreiche Vereine zu dem Zwecke, die männliche Jugend durch Übungen im Turnen, Marschiren und Schießen militärisch heranzubilden, Lebhaft beteiligten sich an dieser Bewegung auch die dorthin ausgewanderten Elsaß-Lothringer, indem sie entweder solchen Vereinen beitraten oder eigne Vereine gründeten. Ein hervor¬ ragendes Beispiel der letztern ist die Pariser Looivt« as A^iringMaus ^.Isa- oieiws-I^orraino, welche zu dem Verbände der Turnvereine gehört, der sich ^ssovlMou ass soeistss äg Z'^irma8ti<zu<z Ah 1a LsinL nennt und den Pariser I. Sansboeuf zum Vorsitzenden hat. Organ aller dieser Vereine ist seit 1881 die illustrirte Wochenschrift Ils I)ra,xsg.n, die elsaß-lothringischen Vereine aber besitzen daneben noch ein besondres in dem ^.Isaoiöii - I^orrain, der seit 1880 unter der Redaktion des Straßburgers Paul Leser in Paris erscheint und gleichfalls eine Wochenschrift ist. Beide Blätter sind durch Erlasse des Ministe¬ riums für Elsaß-Lothringen für die Reichslande verboten, finden jedoch trotz¬ dem dort Eingang. Was sie bezwecken und wie sie wirken, ergiebt sich in Betreff des Leserschen schon daraus, daß es sich ausdrücklich als Orsslms as ig. i'kvsiMoMoQ natioriiilL bezeichnet, und daß sein Herausgeber in der Nummer vom 30. Juli 1882 sich zu einem Programm bekannte, in welchem es heißt: „Und jetzt ans Werk! Arbeiten, kämpfen wir, sprechen wir ohne Unterlaß zum Elsaß von den Brüdern, welche für dasselbe streiten, und zu Frankreich von den Söhnen, welche es verloren hat, seien wir unversöhnliche Feinde dieser deutschen Rasse, die uns seit länger als einem halben Jahrhunderte aufgelauert und uns, während wir schliefen, die Schlinge um den Hals geworfen hat. Das Vaterland lieben, den Fremdling hassen — das ist der Wahlspruch des »Elsaß- Lothringers.« Wir folgen ihm mit der Feder bis zu dem Tage, wo wir die hohe Freude haben werden, ihn mit der Spitze des Schwertes über die Thore unsrer zurückeroberten alten Städte zu schreiben." Daneben befaßte sich das Blatt auch mit Versuchen, die Wirksamkeit der Wehrpflicht in den Reichslanden zu vereiteln, indem es wiederholt ankündigte, es „erteile unentgeltlich Rat allen denen, welche dem deutschen militärischen Regime sich gesetzlich zu entziehen wünschten." Am 18. Mai 1882 wurde während eines Festes, welches der obenerwähnte Verband der Turnvereine der Seine in Paris veranstaltet hatte und welchem Sansboeuf, Leser und der bekannte DZroulcde beiwohnten, ein weiterer Schritt in dieser Richtung gethan. Es erfolgte die Gründung der I^Zuö ass ?3,t,riotk3,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_288451/288>, abgerufen am 17.09.2024.