Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.Aus der Chronik derer von Riffelshausen. Erzählung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow. (Fortsetzung.) Emunddreißigstes Aapitel. le Sonne war untergegangen. Die Bäume regten sich bisweilen, Georg Riffelshausen hatte mit Julien die Gräber des Hof- Georg sah vor sich hin. Seine Gedanken weilten bei der Frau, an deren Julie, wie sie, die Hände ineinander gelegt, nach den Baumwipfeln schaute, Woran denkst du, Julie? fragte er, nachdem er sie eine Weile betrachtet Sie machte eine lebhafte Bewegung. Ich war mit meinen Gedanken noch Warum? Weil es so unnütz ist, sich über vergangenes zu grämen. Und doch komme Aus der Chronik derer von Riffelshausen. Erzählung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow. (Fortsetzung.) Emunddreißigstes Aapitel. le Sonne war untergegangen. Die Bäume regten sich bisweilen, Georg Riffelshausen hatte mit Julien die Gräber des Hof- Georg sah vor sich hin. Seine Gedanken weilten bei der Frau, an deren Julie, wie sie, die Hände ineinander gelegt, nach den Baumwipfeln schaute, Woran denkst du, Julie? fragte er, nachdem er sie eine Weile betrachtet Sie machte eine lebhafte Bewegung. Ich war mit meinen Gedanken noch Warum? Weil es so unnütz ist, sich über vergangenes zu grämen. Und doch komme <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0246" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/199600"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341843_199353/figures/grenzboten_341843_199353_199600_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aus der Chronik derer von Riffelshausen.<lb/><note type="byline"> Erzählung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow.</note> (Fortsetzung.) </head><lb/> <div n="2"> <head> Emunddreißigstes Aapitel.</head><lb/> <p xml:id="ID_949"> le Sonne war untergegangen. Die Bäume regten sich bisweilen,<lb/> als ob es ihnen Wohl sei in der warmen Abendluft. Rings umher<lb/> war es ruhig, nur das Wasser gluckste und murmelte beim Eintritt<lb/> in den Graben, und kleine Mücken tanzten darüber.</p><lb/> <p xml:id="ID_950"> Georg Riffelshausen hatte mit Julien die Gräber des Hof-<lb/> marschalls und Theresens besucht. Jetzt saßen sie vor dein Hause auf einer<lb/> grünen Gartenbank.</p><lb/> <p xml:id="ID_951"> Georg sah vor sich hin. Seine Gedanken weilten bei der Frau, an deren<lb/> Grabe er soeben gestanden hatte. Lebendig, als habe sie ihn erst gestern verlassen,<lb/> schwebte ihr Bild vor seinen Augen mit dem demütigen Lächeln und dem guten,<lb/> klugen Blick. So lebhaft sah er sie, daß er kopfschüttelnd aufblickte, um der<lb/> Erregung, die sich seiner bemächtigten wollte, Herr zu werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_952"> Julie, wie sie, die Hände ineinander gelegt, nach den Baumwipfeln schaute,<lb/> erinnerte nur wenig an ihre Mutter. Es lag in dem jungen Gesicht ein un¬<lb/> gewöhnlich ernster, fast harter Zug.</p><lb/> <p xml:id="ID_953"> Woran denkst du, Julie? fragte er, nachdem er sie eine Weile betrachtet<lb/> hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_954"> Sie machte eine lebhafte Bewegung. Ich war mit meinen Gedanken noch<lb/> bei den Toten. Ist es Unrecht?</p><lb/> <p xml:id="ID_955"> Warum?</p><lb/> <p xml:id="ID_956" next="#ID_957"> Weil es so unnütz ist, sich über vergangenes zu grämen. Und doch komme<lb/> ich nicht darüber weg. Ich kann die Jahre, die zwischen dem Tode der Mutter</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0246]
[Abbildung]
Aus der Chronik derer von Riffelshausen.
Erzählung in zwei Büchern von Margarethe von Bülow. (Fortsetzung.)
Emunddreißigstes Aapitel.
le Sonne war untergegangen. Die Bäume regten sich bisweilen,
als ob es ihnen Wohl sei in der warmen Abendluft. Rings umher
war es ruhig, nur das Wasser gluckste und murmelte beim Eintritt
in den Graben, und kleine Mücken tanzten darüber.
Georg Riffelshausen hatte mit Julien die Gräber des Hof-
marschalls und Theresens besucht. Jetzt saßen sie vor dein Hause auf einer
grünen Gartenbank.
Georg sah vor sich hin. Seine Gedanken weilten bei der Frau, an deren
Grabe er soeben gestanden hatte. Lebendig, als habe sie ihn erst gestern verlassen,
schwebte ihr Bild vor seinen Augen mit dem demütigen Lächeln und dem guten,
klugen Blick. So lebhaft sah er sie, daß er kopfschüttelnd aufblickte, um der
Erregung, die sich seiner bemächtigten wollte, Herr zu werden.
Julie, wie sie, die Hände ineinander gelegt, nach den Baumwipfeln schaute,
erinnerte nur wenig an ihre Mutter. Es lag in dem jungen Gesicht ein un¬
gewöhnlich ernster, fast harter Zug.
Woran denkst du, Julie? fragte er, nachdem er sie eine Weile betrachtet
hatte.
Sie machte eine lebhafte Bewegung. Ich war mit meinen Gedanken noch
bei den Toten. Ist es Unrecht?
Warum?
Weil es so unnütz ist, sich über vergangenes zu grämen. Und doch komme
ich nicht darüber weg. Ich kann die Jahre, die zwischen dem Tode der Mutter
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |