Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.Notizen. blickte, stand sie neben ihm, beugte sich zu ihm nieder, ihre Lippen küßten ihn Euch verzeihen, Herrin? daß Ihr mich unter die Seligen erhebt? fragte Sie drängten sich alle näher zu ihm heran, Catarinas Hand lag kühlend Notizen. Goldwährung. Die Bewegung gegen die deutsche Goldwährung scheint Notizen. blickte, stand sie neben ihm, beugte sich zu ihm nieder, ihre Lippen küßten ihn Euch verzeihen, Herrin? daß Ihr mich unter die Seligen erhebt? fragte Sie drängten sich alle näher zu ihm heran, Catarinas Hand lag kühlend Notizen. Goldwährung. Die Bewegung gegen die deutsche Goldwährung scheint <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0291" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/199011"/> <fw type="header" place="top"> Notizen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_808" prev="#ID_807"> blickte, stand sie neben ihm, beugte sich zu ihm nieder, ihre Lippen küßten ihn<lb/> und mit zitternder Stimme sagte sie: Zürnt mir nicht zu schwer, Luis Camoens,<lb/> und klagt mich nicht zu hart an, wenn Ihr vor Gottes Thron meiner Mutter<lb/> begegnet. Ich habe Euch in meines Herzens Bitterkeit schwer weh, schwer<lb/> Unrecht gethan, ich hätte mein Leben hingegeben, es gut zu macheu, und doch,<lb/> ohne Esmah, ohne die Schwester, die ich Euch danke, nicht die Kraft gefunden,<lb/> zu Euch zu kommen. Wollt Ihr mir sagen, daß Ihr mir verzeiht?</p><lb/> <p xml:id="ID_809"> Euch verzeihen, Herrin? daß Ihr mich unter die Seligen erhebt? fragte<lb/> Camoens, und ein Schein der Jugend und des Glückes war mit einemmale auf<lb/> seinem Gesicht, seine Stimme klang wieder hell wie in seinen guten Tagen.<lb/> Manuel, unsre Träume werden doch wahr, was ich jetzt lebe, träumte ich schon,<lb/> als ich neben Euch an Okaz' Bord lag. Habt tausend Dank, Esmah! möge<lb/> jeder Eurer Schritte so gesegnet sein, als Eure Schritte heute waren!</p><lb/> <p xml:id="ID_810"> Sie drängten sich alle näher zu ihm heran, Catarinas Hand lag kühlend<lb/> auf seiner Stirn, Esmah und Manuel faßten seine Hände. Sein Auge leuchtete<lb/> auf, mit seligem Ausdrucke rief er: Catariua! Catarina! — sie errieten, daß er<lb/> eine lichte, verklärte Gestalt vom Jenseits und das bleiche Mädchen neben seinem<lb/> Lager nicht mehr unterscheide. Als der Hospitalpriester gleichfalls herzutrat,<lb/> war Luis Camoens, den geliebten Namen auf den Lippe», in den großen, seligen<lb/> Traum hinübergeschlummert.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Notizen.</head><lb/> <div n="2"> <head> Goldwährung.</head> <p xml:id="ID_811" next="#ID_812"> Die Bewegung gegen die deutsche Goldwährung scheint<lb/> matter zu werden. Es sind neuerdings einige populäre Broschüren erschienen, die<lb/> am Ende sür die Doppelwährung gewinnen sollen; aber die Herren haben wohl<lb/> selbst nicht die Meinung, daß sie das Problem gelöst haben. Die Sache ist recht<lb/> schwer. Die letzte Parole der Bimetallisteu, auch ohne Englands Beitritt solle<lb/> man den Währungsbund wagen, findet mehr und mehr Widerspruch. Selbst der<lb/> sonst so angesehene Bimetallist Ottomar Hcinpt warnt vor diesem Versuche und<lb/> kündigt an, daß, wenn man ihn mache, Deutschlands Goldvorrat unbedingt verloren<lb/> gehe. In wahrhaft kindlicher Weise wird der Abtrünnige wegen dieser Störung<lb/> der Agitation heruntergemacht. Wenn der Mann nur geschwiegen hätte, so ginge<lb/> es noch, ober jetzt verrät er ja die alten Brüder. Die Zerstörung der französisch-<lb/> lateinischen Doppelwährung (vou 1865) ist ein harter Schlag für die allgemeine<lb/> Doppelwährung, auch die Nichtaufhebuug der Blandbill in Amerika stört die Er¬<lb/> wartungen, zudem ist keine von den Voraussetzungen der Bimetallisteu in Erfüllung<lb/> gegangen, nicht einmal die Gvldknappheit und das sich Ueberbieteu der Banken in<lb/> Goldländern um den Alleinbesitz des gelben Metalls. Das Heruntergehen der<lb/> Preise vieler Waaren dauert freilich fort, aber daß es von der Goldwährung her¬<lb/> komme, ist bis jetzt von niemand bewiesen worden. Man kann behaupten, daß<lb/> die übermäßige Betonung der Währungsfrage nicht vorteilhaft gewirkt hat. Sie</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0291]
Notizen.
blickte, stand sie neben ihm, beugte sich zu ihm nieder, ihre Lippen küßten ihn
und mit zitternder Stimme sagte sie: Zürnt mir nicht zu schwer, Luis Camoens,
und klagt mich nicht zu hart an, wenn Ihr vor Gottes Thron meiner Mutter
begegnet. Ich habe Euch in meines Herzens Bitterkeit schwer weh, schwer
Unrecht gethan, ich hätte mein Leben hingegeben, es gut zu macheu, und doch,
ohne Esmah, ohne die Schwester, die ich Euch danke, nicht die Kraft gefunden,
zu Euch zu kommen. Wollt Ihr mir sagen, daß Ihr mir verzeiht?
Euch verzeihen, Herrin? daß Ihr mich unter die Seligen erhebt? fragte
Camoens, und ein Schein der Jugend und des Glückes war mit einemmale auf
seinem Gesicht, seine Stimme klang wieder hell wie in seinen guten Tagen.
Manuel, unsre Träume werden doch wahr, was ich jetzt lebe, träumte ich schon,
als ich neben Euch an Okaz' Bord lag. Habt tausend Dank, Esmah! möge
jeder Eurer Schritte so gesegnet sein, als Eure Schritte heute waren!
Sie drängten sich alle näher zu ihm heran, Catarinas Hand lag kühlend
auf seiner Stirn, Esmah und Manuel faßten seine Hände. Sein Auge leuchtete
auf, mit seligem Ausdrucke rief er: Catariua! Catarina! — sie errieten, daß er
eine lichte, verklärte Gestalt vom Jenseits und das bleiche Mädchen neben seinem
Lager nicht mehr unterscheide. Als der Hospitalpriester gleichfalls herzutrat,
war Luis Camoens, den geliebten Namen auf den Lippe», in den großen, seligen
Traum hinübergeschlummert.
Notizen.
Goldwährung. Die Bewegung gegen die deutsche Goldwährung scheint
matter zu werden. Es sind neuerdings einige populäre Broschüren erschienen, die
am Ende sür die Doppelwährung gewinnen sollen; aber die Herren haben wohl
selbst nicht die Meinung, daß sie das Problem gelöst haben. Die Sache ist recht
schwer. Die letzte Parole der Bimetallisteu, auch ohne Englands Beitritt solle
man den Währungsbund wagen, findet mehr und mehr Widerspruch. Selbst der
sonst so angesehene Bimetallist Ottomar Hcinpt warnt vor diesem Versuche und
kündigt an, daß, wenn man ihn mache, Deutschlands Goldvorrat unbedingt verloren
gehe. In wahrhaft kindlicher Weise wird der Abtrünnige wegen dieser Störung
der Agitation heruntergemacht. Wenn der Mann nur geschwiegen hätte, so ginge
es noch, ober jetzt verrät er ja die alten Brüder. Die Zerstörung der französisch-
lateinischen Doppelwährung (vou 1865) ist ein harter Schlag für die allgemeine
Doppelwährung, auch die Nichtaufhebuug der Blandbill in Amerika stört die Er¬
wartungen, zudem ist keine von den Voraussetzungen der Bimetallisteu in Erfüllung
gegangen, nicht einmal die Gvldknappheit und das sich Ueberbieteu der Banken in
Goldländern um den Alleinbesitz des gelben Metalls. Das Heruntergehen der
Preise vieler Waaren dauert freilich fort, aber daß es von der Goldwährung her¬
komme, ist bis jetzt von niemand bewiesen worden. Man kann behaupten, daß
die übermäßige Betonung der Währungsfrage nicht vorteilhaft gewirkt hat. Sie
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