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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.

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Die neuen Publikationen des deutschen archäologischen Instituts.

begriffen sind. Wir bilden uns nicht ein, daß diesen sozialen Gefahren durch
kleine Villen, Einfamilienhäuser und käufliche Arbeiterhänschen begegnet werden
könnte. Aber allerdings sind wir der Meinung, daß in unsern Groß- und
auch Mittelstädten und ebenso in manchen Industriebezirken vieles sozial Er¬
freuliche durch eine Begünstigung des Strebens nach eignem kleinem Haus- und
Landbesitz geleistet werden könnte, und daß eine große Menge von Menschen
des Mittelstandes nur im eignen Interesse handeln würde, sich selbst an diesem
Streben zu beteiligen, wenn es selbst nur wäre, um dadurch für diese hoch¬
wichtige Seite unsrer sozialen Tagesfragen Verständnis zu gewinnen.




Die neuen Publikationen
des deutschen archäologischen Instituts.

or wenige" Wochen ist die im Jahre 1886 im Schoße der
Zentraldirektion des deutschen archäologischen Instituts geplante
Umwandlung der von diesem Institut herausgegebenen periodischen
Drucksachen verwirklicht worden. An Stelle des vornehmsten und
ältesten Organes der klassischen Archäologie, der von Deutschen
gegründeten und geleiteten, aber den Gelehrten aller Völker offenstehenden
^.rmgli, etoit' Institut", ist das "Jahrbuch des kaiserlich deutscheu archäologischen
Instituts" getreten. Die Nvnumsuti insäiti, die, mit den ^.nnM verbunden, zu
den in diesen enthaltenen Aufsätzen das nötige Material an Abbildungen in
Großfolioformat lieferten, werden durch die "Antiken Denkmäler" ersetzt werden;
dem Lullvtino äsll' lustiwto sind in einer neuen Gestalt vollkommen andre
Wege vorgezeichnet worden, während das einzige bisher in Deutschland er¬
scheinende Fachorgan, die 184?Z begründete "Archäologische Zeitung," ihr Er¬
scheinen eingestellt hat. Indem von nun an der Schwerpunkt der Jnstituts-
schriften von klassischem Boden, von der Stätte, die ihnen Nahrung schenkte
und über ein halbes Jahrhundert Hcimatsrecht gewährt hat, nach der Reichs-
hauptstadt verlegt worden ist, und mit dieser Zentralisation der deutsch-natio¬
nale Charakter jeuer sowohl im Titel wie in der vorzugsweise angewendeten
deutschen Sprache ausgedrückt wurde, hat das Institut bei seinen inter¬
nationalen Beziehungen scheinbar in seinem Wirkungskreise namentlich der aus¬
wärtigen Wissenschaft gegenüber eine veränderte Stellung eingenommen, die an¬
fangs vielfach Anlaß zu Befürchtungen bot. Man glaubte selbst in Fachkreisen,


Die neuen Publikationen des deutschen archäologischen Instituts.

begriffen sind. Wir bilden uns nicht ein, daß diesen sozialen Gefahren durch
kleine Villen, Einfamilienhäuser und käufliche Arbeiterhänschen begegnet werden
könnte. Aber allerdings sind wir der Meinung, daß in unsern Groß- und
auch Mittelstädten und ebenso in manchen Industriebezirken vieles sozial Er¬
freuliche durch eine Begünstigung des Strebens nach eignem kleinem Haus- und
Landbesitz geleistet werden könnte, und daß eine große Menge von Menschen
des Mittelstandes nur im eignen Interesse handeln würde, sich selbst an diesem
Streben zu beteiligen, wenn es selbst nur wäre, um dadurch für diese hoch¬
wichtige Seite unsrer sozialen Tagesfragen Verständnis zu gewinnen.




Die neuen Publikationen
des deutschen archäologischen Instituts.

or wenige» Wochen ist die im Jahre 1886 im Schoße der
Zentraldirektion des deutschen archäologischen Instituts geplante
Umwandlung der von diesem Institut herausgegebenen periodischen
Drucksachen verwirklicht worden. An Stelle des vornehmsten und
ältesten Organes der klassischen Archäologie, der von Deutschen
gegründeten und geleiteten, aber den Gelehrten aller Völker offenstehenden
^.rmgli, etoit' Institut», ist das „Jahrbuch des kaiserlich deutscheu archäologischen
Instituts" getreten. Die Nvnumsuti insäiti, die, mit den ^.nnM verbunden, zu
den in diesen enthaltenen Aufsätzen das nötige Material an Abbildungen in
Großfolioformat lieferten, werden durch die „Antiken Denkmäler" ersetzt werden;
dem Lullvtino äsll' lustiwto sind in einer neuen Gestalt vollkommen andre
Wege vorgezeichnet worden, während das einzige bisher in Deutschland er¬
scheinende Fachorgan, die 184?Z begründete „Archäologische Zeitung," ihr Er¬
scheinen eingestellt hat. Indem von nun an der Schwerpunkt der Jnstituts-
schriften von klassischem Boden, von der Stätte, die ihnen Nahrung schenkte
und über ein halbes Jahrhundert Hcimatsrecht gewährt hat, nach der Reichs-
hauptstadt verlegt worden ist, und mit dieser Zentralisation der deutsch-natio¬
nale Charakter jeuer sowohl im Titel wie in der vorzugsweise angewendeten
deutschen Sprache ausgedrückt wurde, hat das Institut bei seinen inter¬
nationalen Beziehungen scheinbar in seinem Wirkungskreise namentlich der aus¬
wärtigen Wissenschaft gegenüber eine veränderte Stellung eingenommen, die an¬
fangs vielfach Anlaß zu Befürchtungen bot. Man glaubte selbst in Fachkreisen,


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[0125] Die neuen Publikationen des deutschen archäologischen Instituts. begriffen sind. Wir bilden uns nicht ein, daß diesen sozialen Gefahren durch kleine Villen, Einfamilienhäuser und käufliche Arbeiterhänschen begegnet werden könnte. Aber allerdings sind wir der Meinung, daß in unsern Groß- und auch Mittelstädten und ebenso in manchen Industriebezirken vieles sozial Er¬ freuliche durch eine Begünstigung des Strebens nach eignem kleinem Haus- und Landbesitz geleistet werden könnte, und daß eine große Menge von Menschen des Mittelstandes nur im eignen Interesse handeln würde, sich selbst an diesem Streben zu beteiligen, wenn es selbst nur wäre, um dadurch für diese hoch¬ wichtige Seite unsrer sozialen Tagesfragen Verständnis zu gewinnen. Die neuen Publikationen des deutschen archäologischen Instituts. or wenige» Wochen ist die im Jahre 1886 im Schoße der Zentraldirektion des deutschen archäologischen Instituts geplante Umwandlung der von diesem Institut herausgegebenen periodischen Drucksachen verwirklicht worden. An Stelle des vornehmsten und ältesten Organes der klassischen Archäologie, der von Deutschen gegründeten und geleiteten, aber den Gelehrten aller Völker offenstehenden ^.rmgli, etoit' Institut», ist das „Jahrbuch des kaiserlich deutscheu archäologischen Instituts" getreten. Die Nvnumsuti insäiti, die, mit den ^.nnM verbunden, zu den in diesen enthaltenen Aufsätzen das nötige Material an Abbildungen in Großfolioformat lieferten, werden durch die „Antiken Denkmäler" ersetzt werden; dem Lullvtino äsll' lustiwto sind in einer neuen Gestalt vollkommen andre Wege vorgezeichnet worden, während das einzige bisher in Deutschland er¬ scheinende Fachorgan, die 184?Z begründete „Archäologische Zeitung," ihr Er¬ scheinen eingestellt hat. Indem von nun an der Schwerpunkt der Jnstituts- schriften von klassischem Boden, von der Stätte, die ihnen Nahrung schenkte und über ein halbes Jahrhundert Hcimatsrecht gewährt hat, nach der Reichs- hauptstadt verlegt worden ist, und mit dieser Zentralisation der deutsch-natio¬ nale Charakter jeuer sowohl im Titel wie in der vorzugsweise angewendeten deutschen Sprache ausgedrückt wurde, hat das Institut bei seinen inter¬ nationalen Beziehungen scheinbar in seinem Wirkungskreise namentlich der aus¬ wärtigen Wissenschaft gegenüber eine veränderte Stellung eingenommen, die an¬ fangs vielfach Anlaß zu Befürchtungen bot. Man glaubte selbst in Fachkreisen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/125>, abgerufen am 22.07.2024.