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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.

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Camoens.
Adolf Stern. Roman von
(Fortsetzung.)

f
ucis schmiegte sich willig in die Arme des beglückten Mannes,
ihr Gesicht schaute zu dem seinen empor, und sie bot ihm ihre
Lippen. Selbstvergessen küßte er sie, doch schon im nächsten
Augenblick faßte er sich, und da die Schritte unter den Arkaden
wieder in die Nähe seiner Thür kamen, fragte er mit starker
Stimme: Bist du es, Jahme Leiras? Und als die Stimme des ehemaligen
Matrosen von draußen erklang: Zu Euerm Befehl, Senhor! so rief Barrcto
aufs neue: Öffne die Thür und nimm Donna Esmah Catarina noch einige
Minuten in deine Obhut, Jahme. Er ließ das erglühende Mädchen dabei aus
seinen Armen und hüllte sich bis an die Schultern in die Decke, die vorhin
herabgeglitten war. Esmah saß wieder zu seinen Füßen und erhob sich, als
die Thür aufging und mit der vollen Morgenhelle Jahme Leiras' ehrliches See-
mannsgesicht in das große Gemach hereiuschautc. Aus ihren und seinen Augen
las der Wackere, was hier vorgegangen sei, er unterdrückte jedoch den jauchzenden
Ton, der aus seiner Brust emporstieg, und lauschte nur den Weisungen des Haus¬
herrn, welcher mit jugendlicher Lebendigkeit und Hellem Klang in der Stimme
sagte: Du hast Esmah zu nur geleitet, Jahme, und mein Dank dafür soll dir
nicht ausstehen. Damit er voll werde, nimm dich ihrer jetzt noch einige Augen¬
blicke an, zeige ihr meinen Hof und meinen Brunnen im Tageslichte. Ich bin
in kurzem bei euch, ich werde dir selbst die Thür zu deinen Gemächern er¬
schließen, Esmah.

Jahme Leiras begriff, daß Manuel Barreto sich vom Lager zu erheben
wünschte. Er beeilte sich, Esmah, die schon der Schwelle zuging, nachzufolgen,
und geleitete die erstaunt um sich blickende in den Hof hinaus, über dem jetzt
das erste Frührvt sichtbar ward. Die Maurin prüfte Mauern, Zinnen, Säulen




Camoens.
Adolf Stern. Roman von
(Fortsetzung.)

f
ucis schmiegte sich willig in die Arme des beglückten Mannes,
ihr Gesicht schaute zu dem seinen empor, und sie bot ihm ihre
Lippen. Selbstvergessen küßte er sie, doch schon im nächsten
Augenblick faßte er sich, und da die Schritte unter den Arkaden
wieder in die Nähe seiner Thür kamen, fragte er mit starker
Stimme: Bist du es, Jahme Leiras? Und als die Stimme des ehemaligen
Matrosen von draußen erklang: Zu Euerm Befehl, Senhor! so rief Barrcto
aufs neue: Öffne die Thür und nimm Donna Esmah Catarina noch einige
Minuten in deine Obhut, Jahme. Er ließ das erglühende Mädchen dabei aus
seinen Armen und hüllte sich bis an die Schultern in die Decke, die vorhin
herabgeglitten war. Esmah saß wieder zu seinen Füßen und erhob sich, als
die Thür aufging und mit der vollen Morgenhelle Jahme Leiras' ehrliches See-
mannsgesicht in das große Gemach hereiuschautc. Aus ihren und seinen Augen
las der Wackere, was hier vorgegangen sei, er unterdrückte jedoch den jauchzenden
Ton, der aus seiner Brust emporstieg, und lauschte nur den Weisungen des Haus¬
herrn, welcher mit jugendlicher Lebendigkeit und Hellem Klang in der Stimme
sagte: Du hast Esmah zu nur geleitet, Jahme, und mein Dank dafür soll dir
nicht ausstehen. Damit er voll werde, nimm dich ihrer jetzt noch einige Augen¬
blicke an, zeige ihr meinen Hof und meinen Brunnen im Tageslichte. Ich bin
in kurzem bei euch, ich werde dir selbst die Thür zu deinen Gemächern er¬
schließen, Esmah.

Jahme Leiras begriff, daß Manuel Barreto sich vom Lager zu erheben
wünschte. Er beeilte sich, Esmah, die schon der Schwelle zuging, nachzufolgen,
und geleitete die erstaunt um sich blickende in den Hof hinaus, über dem jetzt
das erste Frührvt sichtbar ward. Die Maurin prüfte Mauern, Zinnen, Säulen


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[0638] [Abbildung] Camoens. Adolf Stern. Roman von (Fortsetzung.) f ucis schmiegte sich willig in die Arme des beglückten Mannes, ihr Gesicht schaute zu dem seinen empor, und sie bot ihm ihre Lippen. Selbstvergessen küßte er sie, doch schon im nächsten Augenblick faßte er sich, und da die Schritte unter den Arkaden wieder in die Nähe seiner Thür kamen, fragte er mit starker Stimme: Bist du es, Jahme Leiras? Und als die Stimme des ehemaligen Matrosen von draußen erklang: Zu Euerm Befehl, Senhor! so rief Barrcto aufs neue: Öffne die Thür und nimm Donna Esmah Catarina noch einige Minuten in deine Obhut, Jahme. Er ließ das erglühende Mädchen dabei aus seinen Armen und hüllte sich bis an die Schultern in die Decke, die vorhin herabgeglitten war. Esmah saß wieder zu seinen Füßen und erhob sich, als die Thür aufging und mit der vollen Morgenhelle Jahme Leiras' ehrliches See- mannsgesicht in das große Gemach hereiuschautc. Aus ihren und seinen Augen las der Wackere, was hier vorgegangen sei, er unterdrückte jedoch den jauchzenden Ton, der aus seiner Brust emporstieg, und lauschte nur den Weisungen des Haus¬ herrn, welcher mit jugendlicher Lebendigkeit und Hellem Klang in der Stimme sagte: Du hast Esmah zu nur geleitet, Jahme, und mein Dank dafür soll dir nicht ausstehen. Damit er voll werde, nimm dich ihrer jetzt noch einige Augen¬ blicke an, zeige ihr meinen Hof und meinen Brunnen im Tageslichte. Ich bin in kurzem bei euch, ich werde dir selbst die Thür zu deinen Gemächern er¬ schließen, Esmah. Jahme Leiras begriff, daß Manuel Barreto sich vom Lager zu erheben wünschte. Er beeilte sich, Esmah, die schon der Schwelle zuging, nachzufolgen, und geleitete die erstaunt um sich blickende in den Hof hinaus, über dem jetzt das erste Frührvt sichtbar ward. Die Maurin prüfte Mauern, Zinnen, Säulen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198065/638>, abgerufen am 27.12.2024.