Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.Camoens. R Adolf Stern. oman von (Fortsetzung.) eher König Sebastians Züge ging ein Wetterleuchten grollenden Aus Catarinas Augen glänzte ein Schein, der den König die seinen nieder¬ Camoens vernahm jede Silbe ihrer Worte, sah die hervorbrechenden Donna Catarina, sagte er mit flehendem Ton, vergeht mir und versprecht Camoens. R Adolf Stern. oman von (Fortsetzung.) eher König Sebastians Züge ging ein Wetterleuchten grollenden Aus Catarinas Augen glänzte ein Schein, der den König die seinen nieder¬ Camoens vernahm jede Silbe ihrer Worte, sah die hervorbrechenden Donna Catarina, sagte er mit flehendem Ton, vergeht mir und versprecht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0493" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198559"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341843_198065/figures/grenzboten_341843_198065_198559_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Camoens.<lb/> R<note type="byline"> Adolf Stern.</note> oman von<lb/> (Fortsetzung.)</head><lb/> <p xml:id="ID_1409"> eher König Sebastians Züge ging ein Wetterleuchten grollenden<lb/> Unmuts. Er hatte ans die ergebungsvolle Miene Catarinas, von<lb/> der sich Camoens in seinein grünen Versteck tief ergriffen fühlte,<lb/> nicht geachtet, und sagte jetzt mit vorwurfsvollem, beinahe rauhem<lb/> Ton: Euch scheint leicht zu fallen, Herrin, was mir noch immer<lb/> unmöglich dünkt. Ich leide Qualen um Euch, und Ihr, Ihr habt Lust, mir<lb/> das Almosen Euers Anblicks zu versagen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1410"> Aus Catarinas Augen glänzte ein Schein, der den König die seinen nieder¬<lb/> schlagen ließ. Halb war es ein Aufblitzen schmerzlicher Entrüstung, halb ein<lb/> Strahl alles verzeihender Milde und Liebe. Das Mädchen trat einige Schritte<lb/> von dem jungen Fürsten zurück und erwiederte zitternd: Herr, es ist der Ver¬<lb/> lassenen teuerstes Gut, zu wissen, daß ihr König um ihretwillen Schmerzen leidet!<lb/> Doch dieser einzige Schatz läßt sich nicht mehren, noch mindern! Eure Majestät<lb/> muß glauben, daß ich ihn heilig bewahren werde, so lange ich lebe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1411"> Camoens vernahm jede Silbe ihrer Worte, sah die hervorbrechenden<lb/> Thränen, und mußte sich gewaltsam zusammennehmen, um seinen innern Anteil<lb/> nicht durch eine ungestüme Bewegung zu verraten. Der König rang sichtlich<lb/> nach einer Antwort, er faßte, ohne daß sie ihm im Augenblicke zu widerstehen<lb/> vermochte, beide Hände Catarinas und küßte sie wiederholt, um ihr Abbitte<lb/> zu leisten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1412"> Donna Catarina, sagte er mit flehendem Ton, vergeht mir und versprecht<lb/> mir nur eines, daß Ihr meinen Hof nicht verlassen, mir nicht die Hoffnung<lb/> nehmen wollt, Euch von Zeit zu Zeit zu sehen und ein Wort von Euch zu<lb/> hören. Ihr wißt nicht, daß es wieder schaurig öde um mich ist, wie um einen<lb/> Lebendigbegrabenen, der nur das Echo seiner eignen Worte hört!</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0493]
[Abbildung]
Camoens.
R Adolf Stern. oman von
(Fortsetzung.)
eher König Sebastians Züge ging ein Wetterleuchten grollenden
Unmuts. Er hatte ans die ergebungsvolle Miene Catarinas, von
der sich Camoens in seinein grünen Versteck tief ergriffen fühlte,
nicht geachtet, und sagte jetzt mit vorwurfsvollem, beinahe rauhem
Ton: Euch scheint leicht zu fallen, Herrin, was mir noch immer
unmöglich dünkt. Ich leide Qualen um Euch, und Ihr, Ihr habt Lust, mir
das Almosen Euers Anblicks zu versagen.
Aus Catarinas Augen glänzte ein Schein, der den König die seinen nieder¬
schlagen ließ. Halb war es ein Aufblitzen schmerzlicher Entrüstung, halb ein
Strahl alles verzeihender Milde und Liebe. Das Mädchen trat einige Schritte
von dem jungen Fürsten zurück und erwiederte zitternd: Herr, es ist der Ver¬
lassenen teuerstes Gut, zu wissen, daß ihr König um ihretwillen Schmerzen leidet!
Doch dieser einzige Schatz läßt sich nicht mehren, noch mindern! Eure Majestät
muß glauben, daß ich ihn heilig bewahren werde, so lange ich lebe.
Camoens vernahm jede Silbe ihrer Worte, sah die hervorbrechenden
Thränen, und mußte sich gewaltsam zusammennehmen, um seinen innern Anteil
nicht durch eine ungestüme Bewegung zu verraten. Der König rang sichtlich
nach einer Antwort, er faßte, ohne daß sie ihm im Augenblicke zu widerstehen
vermochte, beide Hände Catarinas und küßte sie wiederholt, um ihr Abbitte
zu leisten.
Donna Catarina, sagte er mit flehendem Ton, vergeht mir und versprecht
mir nur eines, daß Ihr meinen Hof nicht verlassen, mir nicht die Hoffnung
nehmen wollt, Euch von Zeit zu Zeit zu sehen und ein Wort von Euch zu
hören. Ihr wißt nicht, daß es wieder schaurig öde um mich ist, wie um einen
Lebendigbegrabenen, der nur das Echo seiner eignen Worte hört!
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |