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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.

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Robert Schumann in seinen Jugendbriefen.

den Verträgen gegebnen freien Spielraum; sie wird allmählich die Eingebornen
zur Zivilisation hinüberleiten können und ihnen jeder Zeit die volle Autorität
zur Geltung zu bringen imstande sein. Es wird die Zeit nicht ausbleiben, in
welcher anch Rechtsvorschriften für die Urbewohner der Schutzgebiete erlassen
werden können, und das Gesetz selbst gestattet, daß bei Prozessen der erster",
in welchen diese als Beklagte oder Beschuldigte beteiligt sind, ein Gericht in den
Schutzgebieten die letzte Instanz bildet. Es ist aber auch die rechtliche Grund¬
lage gewonnen, um die Verhältnisse der großen Kolonisationsgesellschaften end-
giltig zu regeln.

In der dürren Wüste der Partcikcimvfe der letzten Jahre bildet das vor¬
liegende Gesetz eine erquickende Oase; es bietet einen neuen Beweis dafür, daß
ein großer nationaler Gedanke die Parteien auch wider ihren Willen mit sich
fortreißt und daß der Terrorismus derselben doch noch einen Widerstand findet,
wenn das Volk in seiner Mehrheit die Ziele der Zeit besser zu erfassen versteht,
als die ihm aus Parteirücksichten aufgezwungenen Vertreter.




Robert Schumann in seinen Jugendbriefen.
F. Gustav Jansen. von

ur die Veröffentlichung der Jugendbriefe von Robert Schu¬
mann, nach den Originalen mitgeteilt von Klara Schu¬
mann (Leipzig, 1885) gebührt der verehrten Herausgeberin der
wärmste Dank. Zwar umfaßt die Briefsammlung nur die Zeit
vom achtzehnte" bis zum dreißigsten Lebensjahre Schumanns --
bis zu seiner Vereinigung mit Klara Wieck; aber sie ist trotz mancher Auslassungen
reichhaltig genug, um diesen Abschnitt seines Lebens nunmehr vollkommen durch¬
sichtig erscheinen zu lassen. Im Vorwort ist mit Recht gesagt, daß die Welt
bisher "mehr von Schumanns Eigenheiten als von seinen Eigenschaften wisse";
umso freudiger ist die Veröffentlichung dieser Briefe zu begrüßen, die "den
ganzen Reichtum einer ideal angelegten, mit Kraft und Energie ausgestatteten
und den höchsten Zielen zustrebenden Jüngliugsnatur offenbaren." Herzerquickend
strahlt aus ihnen die schöne Menschlichkeit, der wahrhaft reine und edle Charakter
des reichbegabten Künstlers hervor.

Niemand aber wird diese Briefe mit größerer Freude begrüßt haben als
diejenigen Verehrer N. Schumanns, welche mit mir der Ansicht sind, daß eine
"Biographie" Schumanns erst noch geschrieben werden müsse. Die unter diesem


Robert Schumann in seinen Jugendbriefen.

den Verträgen gegebnen freien Spielraum; sie wird allmählich die Eingebornen
zur Zivilisation hinüberleiten können und ihnen jeder Zeit die volle Autorität
zur Geltung zu bringen imstande sein. Es wird die Zeit nicht ausbleiben, in
welcher anch Rechtsvorschriften für die Urbewohner der Schutzgebiete erlassen
werden können, und das Gesetz selbst gestattet, daß bei Prozessen der erster»,
in welchen diese als Beklagte oder Beschuldigte beteiligt sind, ein Gericht in den
Schutzgebieten die letzte Instanz bildet. Es ist aber auch die rechtliche Grund¬
lage gewonnen, um die Verhältnisse der großen Kolonisationsgesellschaften end-
giltig zu regeln.

In der dürren Wüste der Partcikcimvfe der letzten Jahre bildet das vor¬
liegende Gesetz eine erquickende Oase; es bietet einen neuen Beweis dafür, daß
ein großer nationaler Gedanke die Parteien auch wider ihren Willen mit sich
fortreißt und daß der Terrorismus derselben doch noch einen Widerstand findet,
wenn das Volk in seiner Mehrheit die Ziele der Zeit besser zu erfassen versteht,
als die ihm aus Parteirücksichten aufgezwungenen Vertreter.




Robert Schumann in seinen Jugendbriefen.
F. Gustav Jansen. von

ur die Veröffentlichung der Jugendbriefe von Robert Schu¬
mann, nach den Originalen mitgeteilt von Klara Schu¬
mann (Leipzig, 1885) gebührt der verehrten Herausgeberin der
wärmste Dank. Zwar umfaßt die Briefsammlung nur die Zeit
vom achtzehnte» bis zum dreißigsten Lebensjahre Schumanns —
bis zu seiner Vereinigung mit Klara Wieck; aber sie ist trotz mancher Auslassungen
reichhaltig genug, um diesen Abschnitt seines Lebens nunmehr vollkommen durch¬
sichtig erscheinen zu lassen. Im Vorwort ist mit Recht gesagt, daß die Welt
bisher „mehr von Schumanns Eigenheiten als von seinen Eigenschaften wisse";
umso freudiger ist die Veröffentlichung dieser Briefe zu begrüßen, die „den
ganzen Reichtum einer ideal angelegten, mit Kraft und Energie ausgestatteten
und den höchsten Zielen zustrebenden Jüngliugsnatur offenbaren." Herzerquickend
strahlt aus ihnen die schöne Menschlichkeit, der wahrhaft reine und edle Charakter
des reichbegabten Künstlers hervor.

Niemand aber wird diese Briefe mit größerer Freude begrüßt haben als
diejenigen Verehrer N. Schumanns, welche mit mir der Ansicht sind, daß eine
„Biographie" Schumanns erst noch geschrieben werden müsse. Die unter diesem


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[0272] Robert Schumann in seinen Jugendbriefen. den Verträgen gegebnen freien Spielraum; sie wird allmählich die Eingebornen zur Zivilisation hinüberleiten können und ihnen jeder Zeit die volle Autorität zur Geltung zu bringen imstande sein. Es wird die Zeit nicht ausbleiben, in welcher anch Rechtsvorschriften für die Urbewohner der Schutzgebiete erlassen werden können, und das Gesetz selbst gestattet, daß bei Prozessen der erster», in welchen diese als Beklagte oder Beschuldigte beteiligt sind, ein Gericht in den Schutzgebieten die letzte Instanz bildet. Es ist aber auch die rechtliche Grund¬ lage gewonnen, um die Verhältnisse der großen Kolonisationsgesellschaften end- giltig zu regeln. In der dürren Wüste der Partcikcimvfe der letzten Jahre bildet das vor¬ liegende Gesetz eine erquickende Oase; es bietet einen neuen Beweis dafür, daß ein großer nationaler Gedanke die Parteien auch wider ihren Willen mit sich fortreißt und daß der Terrorismus derselben doch noch einen Widerstand findet, wenn das Volk in seiner Mehrheit die Ziele der Zeit besser zu erfassen versteht, als die ihm aus Parteirücksichten aufgezwungenen Vertreter. Robert Schumann in seinen Jugendbriefen. F. Gustav Jansen. von ur die Veröffentlichung der Jugendbriefe von Robert Schu¬ mann, nach den Originalen mitgeteilt von Klara Schu¬ mann (Leipzig, 1885) gebührt der verehrten Herausgeberin der wärmste Dank. Zwar umfaßt die Briefsammlung nur die Zeit vom achtzehnte» bis zum dreißigsten Lebensjahre Schumanns — bis zu seiner Vereinigung mit Klara Wieck; aber sie ist trotz mancher Auslassungen reichhaltig genug, um diesen Abschnitt seines Lebens nunmehr vollkommen durch¬ sichtig erscheinen zu lassen. Im Vorwort ist mit Recht gesagt, daß die Welt bisher „mehr von Schumanns Eigenheiten als von seinen Eigenschaften wisse"; umso freudiger ist die Veröffentlichung dieser Briefe zu begrüßen, die „den ganzen Reichtum einer ideal angelegten, mit Kraft und Energie ausgestatteten und den höchsten Zielen zustrebenden Jüngliugsnatur offenbaren." Herzerquickend strahlt aus ihnen die schöne Menschlichkeit, der wahrhaft reine und edle Charakter des reichbegabten Künstlers hervor. Niemand aber wird diese Briefe mit größerer Freude begrüßt haben als diejenigen Verehrer N. Schumanns, welche mit mir der Ansicht sind, daß eine „Biographie" Schumanns erst noch geschrieben werden müsse. Die unter diesem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198065/272>, abgerufen am 27.06.2024.