Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.Notizen. Grüße gelten, sowie den Arbeitern den vollen Genuß des Reichtums, den sie schaffen, Eine bildliche Quelle von Goethes Walpurgisnacht. In dem 1727 Notizen. Grüße gelten, sowie den Arbeitern den vollen Genuß des Reichtums, den sie schaffen, Eine bildliche Quelle von Goethes Walpurgisnacht. In dem 1727 <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0102" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198168"/> <fw type="header" place="top"> Notizen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_284" prev="#ID_283"> Grüße gelten, sowie den Arbeitern den vollen Genuß des Reichtums, den sie schaffen,<lb/> hinreichende Muße zur Entwicklung ihrer geistigen, sittlichen und gesellschaftlichen<lb/> Fähigkeiten und alle Wohlthaten und Freuden geselligen Lebens, kurz einen Zu¬<lb/> stand zu sichern, der sie zur Teilnahme an den Gewinnen und Ehren der fort¬<lb/> schreitenden Bildung befähigt." Im einzelnen wird u. a. verlangt: Abschaffung<lb/> der Kindcrbeschäftigung in Werkstätten, Fabriken und Bergwerken, Auslöhnung in<lb/> Geld, nicht, nach dem Trucksystem, ganz oder teilweise in Waaren, achtstündige<lb/> Tagesarbeit als Regel, Beseitigung der Bauten und Ausgabe von Noten oder<lb/> Münze direkt vonseiten des Staates, Verbot der Einfuhr fremder, kontraktmäßig<lb/> gebundener Arbeitskraft, endlich freie Kooperation zur Ueberwindung des Lohn¬<lb/> systems. Stevens wollte nicht, daß seine Ritter der Arbeit das würden, was<lb/> sie jetzt sind, Urheber und Leiter von Arbeitseinstellungen. Nach seinem Plane<lb/> sollte „der Orden den Charakter und die Einsicht des Arbeiters heben, indem er<lb/> ihn seine Rechte kennen lehrte und ihn dann darauf hinwies, diese Rechte dnrch<lb/> schiedsrichterlichen Spruch zu erlangen"; nur als letztes Mittel sollte man streiken,<lb/> dann aber „den Unterdrücker mit der ganzen Kraft der Organisation im Lande<lb/> zum Nachgeben nötigen." Die Ritter der Arbeit sind diesen Grundsätzen ihres<lb/> ersten Großmeisters in den letzten Jahren untren geworden. Die großartigen<lb/> Arbeitseinstellungen, welche seitdem die Kapitalisten Amerikas ängstigen und schädigen<lb/> und den Bahnverkehr stören, sind auf Agitatoren zurückzuführen, welche direkt mit<lb/> den Arbeitgebern unterhandeln und ihnen die Friedensbedingungen vorschreiben.<lb/> Die Genossenschaft scheint den Händen ihrer maßvollern und klugem Führer ent¬<lb/> schlüpft zu sein; wenigstens hat sich der Nachfolger des verstorbenen Stevens nicht<lb/> unverständig ausgesprochen. Der unvermeidliche Interviewer, der in Amerika<lb/> alle hervorragenden Leute ausfragt, setzte auch bei dem jetzigen (Zrönoriü Nastor<lb/> V<u'I<in-M seiue Preßschraube an und erhielt eine Antwort, nach welcher sich<lb/> viele Streitigkeiten auf friedlichem Wege beseitigen lassen würden. „Schieds¬<lb/> richterspruch also," schloß diese Antwort, „und keine Niederlegung der Arbeit.<lb/> Verständigung, wenn irgend möglich, und Streik nur äußerstcufalles, denn aber<lb/> tüchtig, ernstlich und gründlich und kein Nachgeben bis zu billigem Zugeständnis.<lb/> Die Ritter der Arbeit und die Arbeitcrgenosseuschafteu, die mit ihnen sympathisiren,<lb/> bilden gegenwärtig die mächtigste Organisation arbeitender Menschen, welche die<lb/> Weltgeschichte ausweist. Ihre Stärke wächst mit jedem Tage, und ihr Einfluß<lb/> wird ans allen Gebieten gewerblichen Verkehrs empfunden. Es ist aber gefährlich,<lb/> diese Macht zu mißbrauchen." Sie ist nun seitdem in der That gemißbraucht<lb/> worden zu allerhand Gewaltthat und Unfug. Die Ritter sind vom Appell an<lb/> Schiedsgerichte zu Streiks und von solchen zu „Boykottirungen" und sogar, ebenso<lb/> wie in Belgien, zu schweren Verbrechen gegen das Eigentum übergegangen. Die<lb/> öffentliche Meinung war ihnen anfangs nicht ungünstig gestimmt, wenn sie aber<lb/> jetzt alle Unternehmungen des Kapitals zu zerstören drohen, falls mau ihre maßlosen<lb/> Forderungen nicht gewährt, so wird die rechte Antwort der amerikanischen Gesell¬<lb/> schaft nicht auf sich warten lassen. Nirgends in der Welt ist man so rasch bei<lb/> der Hand als hier, wenn es gilt, gesetzlose Rotten mit Kartätschen zur Ruhe<lb/> zu bringen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Eine bildliche Quelle von Goethes Walpurgisnacht.</head> <p xml:id="ID_285" next="#ID_286"> In dem 1727<lb/> zu Dresden bei Joh. Christoph Zimmermann und Joh. Nicol. Gerlach erschienenen<lb/> Buche: L^xcmig, votus se umM» W pg,rvo, oder: Beschreibung des alten Sachsen-<lb/> Landes :e., beschrieben von Caspar Schneidern, nunmehro nach dessen Ableben ver-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0102]
Notizen.
Grüße gelten, sowie den Arbeitern den vollen Genuß des Reichtums, den sie schaffen,
hinreichende Muße zur Entwicklung ihrer geistigen, sittlichen und gesellschaftlichen
Fähigkeiten und alle Wohlthaten und Freuden geselligen Lebens, kurz einen Zu¬
stand zu sichern, der sie zur Teilnahme an den Gewinnen und Ehren der fort¬
schreitenden Bildung befähigt." Im einzelnen wird u. a. verlangt: Abschaffung
der Kindcrbeschäftigung in Werkstätten, Fabriken und Bergwerken, Auslöhnung in
Geld, nicht, nach dem Trucksystem, ganz oder teilweise in Waaren, achtstündige
Tagesarbeit als Regel, Beseitigung der Bauten und Ausgabe von Noten oder
Münze direkt vonseiten des Staates, Verbot der Einfuhr fremder, kontraktmäßig
gebundener Arbeitskraft, endlich freie Kooperation zur Ueberwindung des Lohn¬
systems. Stevens wollte nicht, daß seine Ritter der Arbeit das würden, was
sie jetzt sind, Urheber und Leiter von Arbeitseinstellungen. Nach seinem Plane
sollte „der Orden den Charakter und die Einsicht des Arbeiters heben, indem er
ihn seine Rechte kennen lehrte und ihn dann darauf hinwies, diese Rechte dnrch
schiedsrichterlichen Spruch zu erlangen"; nur als letztes Mittel sollte man streiken,
dann aber „den Unterdrücker mit der ganzen Kraft der Organisation im Lande
zum Nachgeben nötigen." Die Ritter der Arbeit sind diesen Grundsätzen ihres
ersten Großmeisters in den letzten Jahren untren geworden. Die großartigen
Arbeitseinstellungen, welche seitdem die Kapitalisten Amerikas ängstigen und schädigen
und den Bahnverkehr stören, sind auf Agitatoren zurückzuführen, welche direkt mit
den Arbeitgebern unterhandeln und ihnen die Friedensbedingungen vorschreiben.
Die Genossenschaft scheint den Händen ihrer maßvollern und klugem Führer ent¬
schlüpft zu sein; wenigstens hat sich der Nachfolger des verstorbenen Stevens nicht
unverständig ausgesprochen. Der unvermeidliche Interviewer, der in Amerika
alle hervorragenden Leute ausfragt, setzte auch bei dem jetzigen (Zrönoriü Nastor
V<u'I<in-M seiue Preßschraube an und erhielt eine Antwort, nach welcher sich
viele Streitigkeiten auf friedlichem Wege beseitigen lassen würden. „Schieds¬
richterspruch also," schloß diese Antwort, „und keine Niederlegung der Arbeit.
Verständigung, wenn irgend möglich, und Streik nur äußerstcufalles, denn aber
tüchtig, ernstlich und gründlich und kein Nachgeben bis zu billigem Zugeständnis.
Die Ritter der Arbeit und die Arbeitcrgenosseuschafteu, die mit ihnen sympathisiren,
bilden gegenwärtig die mächtigste Organisation arbeitender Menschen, welche die
Weltgeschichte ausweist. Ihre Stärke wächst mit jedem Tage, und ihr Einfluß
wird ans allen Gebieten gewerblichen Verkehrs empfunden. Es ist aber gefährlich,
diese Macht zu mißbrauchen." Sie ist nun seitdem in der That gemißbraucht
worden zu allerhand Gewaltthat und Unfug. Die Ritter sind vom Appell an
Schiedsgerichte zu Streiks und von solchen zu „Boykottirungen" und sogar, ebenso
wie in Belgien, zu schweren Verbrechen gegen das Eigentum übergegangen. Die
öffentliche Meinung war ihnen anfangs nicht ungünstig gestimmt, wenn sie aber
jetzt alle Unternehmungen des Kapitals zu zerstören drohen, falls mau ihre maßlosen
Forderungen nicht gewährt, so wird die rechte Antwort der amerikanischen Gesell¬
schaft nicht auf sich warten lassen. Nirgends in der Welt ist man so rasch bei
der Hand als hier, wenn es gilt, gesetzlose Rotten mit Kartätschen zur Ruhe
zu bringen.
Eine bildliche Quelle von Goethes Walpurgisnacht. In dem 1727
zu Dresden bei Joh. Christoph Zimmermann und Joh. Nicol. Gerlach erschienenen
Buche: L^xcmig, votus se umM» W pg,rvo, oder: Beschreibung des alten Sachsen-
Landes :e., beschrieben von Caspar Schneidern, nunmehro nach dessen Ableben ver-
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