Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Zur sozialen Frage. begeistern und Stimmen zu werben. Englands böser Stern aber will, daß er Zur sozialen Hrage. MUMM Die erste Schrift enthält keine wesentlich neuen Gedanken. Sie giebt zu¬ Genauer betrachten müssen wir die zweite umfangreiche Schrift eines Wiener Zur sozialen Frage. begeistern und Stimmen zu werben. Englands böser Stern aber will, daß er Zur sozialen Hrage. MUMM Die erste Schrift enthält keine wesentlich neuen Gedanken. Sie giebt zu¬ Genauer betrachten müssen wir die zweite umfangreiche Schrift eines Wiener <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0591" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198015"/> <fw type="header" place="top"> Zur sozialen Frage.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1753" prev="#ID_1752"> begeistern und Stimmen zu werben. Englands böser Stern aber will, daß er<lb/> auf der andern Seite das Heil sucht, und so werden die Dinge vermutlich<lb/> ihren Weg weiter abwärts gehen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zur sozialen Hrage.</head><lb/> <p xml:id="ID_1754"> MUMM<lb/> WZ!wei Probleme beschäftigen unablässig eine Anzahl strebsamer<lb/> Geister, leider mit ziemlich gleichem Mißerfolge: die Schaffung<lb/> ! eines lenkbarem Luftschiffes und die Lösung der sozialen Frage.<lb/> Wie ist es zu machen, daß nicht einzelne zum Ärgernis vieler<lb/> I andern überreich werden und daß statt dessen alle in Wohlstand<lb/> und in Freuden leben können? Das ist das Rätsel, welches die moderne Sphinx,<lb/> die Sozialdemokratie, uns zu losen aufgiebt, mit der Androhung, daß, wenn<lb/> es ungelöst bleibe, sie uns, d. h. die ganze bürgerliche Gesellschaft, in den Ab¬<lb/> grund stürzen werde. Natürlich find zahlreiche Gelehrte' zur Hand, welche<lb/> glauben, es müsse ihnen die Lösung gelingen. Wiederum liegen uns zwei Schriften<lb/> vor, welche darauf abzielen. Sie heißen: Fortschritt und Sozialismus<lb/> von Dr. S. Unger (Berlin, Puttkammer und Mühlbrecht, 1886) und: Die<lb/> Gesetze der sozialen Entwicklung von Theodor Hertzka (Leipzig, Duncker<lb/> und Humblot, 1886).</p><lb/> <p xml:id="ID_1755"> Die erste Schrift enthält keine wesentlich neuen Gedanken. Sie giebt zu¬<lb/> nächst einen längern geschichtlichen Überblick über die sozialen Bestrebungen seit<lb/> den ältesten Zeiten. Während aber alle diese älteren „Beglückungstheorien<lb/> nichts als dichterische Träume" waren, hat „das Auftreten von Karl Marx<lb/> und F. Lassalle den planlos herumirrenden Bestrebungen ein festes Objekt ge¬<lb/> geben." Durch sie hat der Traum früherer Forscher eine Lösung gefunden,<lb/> und diese Lösung heißt: „Kollektiveigentnm an sämtlichen Produktionsmitteln."<lb/> Einer Verherrlichung dieses Gedankens ist dann das weitere Buch gewidmet,<lb/> wobei die schweren Bedenken, welche Schaffte jüngst demselben entgegengesetzt<lb/> hat, eifrig bekämpft werden. Ein näheres Eingehen hierauf dürfte sich jedoch<lb/> kaum lohnen, da sich darin nur Bekanntes wiederholt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1756" next="#ID_1757"> Genauer betrachten müssen wir die zweite umfangreiche Schrift eines Wiener<lb/> Publizisten. Er bringt in der That positive Vorschläge, durch welche die soziale<lb/> Frage, statt im Wege der Revolution, im Wege der Evolution gelöst werden<lb/> soll. Geschichtlich geht der Verfasser von folgender Betrachtung aus. Ursprünglich<lb/> habe die Menschheit uur Einzelarbeit gekannt, und was jeder erarbeitet habe,<lb/> das habe er für sich selbst erworben. Dann sei das System der organisirten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0591]
Zur sozialen Frage.
begeistern und Stimmen zu werben. Englands böser Stern aber will, daß er
auf der andern Seite das Heil sucht, und so werden die Dinge vermutlich
ihren Weg weiter abwärts gehen.
Zur sozialen Hrage.
MUMM
WZ!wei Probleme beschäftigen unablässig eine Anzahl strebsamer
Geister, leider mit ziemlich gleichem Mißerfolge: die Schaffung
! eines lenkbarem Luftschiffes und die Lösung der sozialen Frage.
Wie ist es zu machen, daß nicht einzelne zum Ärgernis vieler
I andern überreich werden und daß statt dessen alle in Wohlstand
und in Freuden leben können? Das ist das Rätsel, welches die moderne Sphinx,
die Sozialdemokratie, uns zu losen aufgiebt, mit der Androhung, daß, wenn
es ungelöst bleibe, sie uns, d. h. die ganze bürgerliche Gesellschaft, in den Ab¬
grund stürzen werde. Natürlich find zahlreiche Gelehrte' zur Hand, welche
glauben, es müsse ihnen die Lösung gelingen. Wiederum liegen uns zwei Schriften
vor, welche darauf abzielen. Sie heißen: Fortschritt und Sozialismus
von Dr. S. Unger (Berlin, Puttkammer und Mühlbrecht, 1886) und: Die
Gesetze der sozialen Entwicklung von Theodor Hertzka (Leipzig, Duncker
und Humblot, 1886).
Die erste Schrift enthält keine wesentlich neuen Gedanken. Sie giebt zu¬
nächst einen längern geschichtlichen Überblick über die sozialen Bestrebungen seit
den ältesten Zeiten. Während aber alle diese älteren „Beglückungstheorien
nichts als dichterische Träume" waren, hat „das Auftreten von Karl Marx
und F. Lassalle den planlos herumirrenden Bestrebungen ein festes Objekt ge¬
geben." Durch sie hat der Traum früherer Forscher eine Lösung gefunden,
und diese Lösung heißt: „Kollektiveigentnm an sämtlichen Produktionsmitteln."
Einer Verherrlichung dieses Gedankens ist dann das weitere Buch gewidmet,
wobei die schweren Bedenken, welche Schaffte jüngst demselben entgegengesetzt
hat, eifrig bekämpft werden. Ein näheres Eingehen hierauf dürfte sich jedoch
kaum lohnen, da sich darin nur Bekanntes wiederholt.
Genauer betrachten müssen wir die zweite umfangreiche Schrift eines Wiener
Publizisten. Er bringt in der That positive Vorschläge, durch welche die soziale
Frage, statt im Wege der Revolution, im Wege der Evolution gelöst werden
soll. Geschichtlich geht der Verfasser von folgender Betrachtung aus. Ursprünglich
habe die Menschheit uur Einzelarbeit gekannt, und was jeder erarbeitet habe,
das habe er für sich selbst erworben. Dann sei das System der organisirten
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