Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Ungehaltene Reden eines Nichtgewählten. sprüche werden laut geworden sein, und man wird sich dort nicht wenig wundern, Wen" nur des öftern angedeutet haben, daß die Hauptschuld dem fran¬ Ungehaltene Reden eines Nichtgewählten. 15. n der Pvlcndebatte ist wieder einmal Mephistopheles zu Ehren Ja, meine Herren, unsittlich ist das Vorgehen der preußischen Regierung Ungehaltene Reden eines Nichtgewählten. sprüche werden laut geworden sein, und man wird sich dort nicht wenig wundern, Wen» nur des öftern angedeutet haben, daß die Hauptschuld dem fran¬ Ungehaltene Reden eines Nichtgewählten. 15. n der Pvlcndebatte ist wieder einmal Mephistopheles zu Ehren Ja, meine Herren, unsittlich ist das Vorgehen der preußischen Regierung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0480" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197904"/> <fw type="header" place="top"> Ungehaltene Reden eines Nichtgewählten.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1390" prev="#ID_1389"> sprüche werden laut geworden sein, und man wird sich dort nicht wenig wundern,<lb/> daß ig. 8u.v!into ^IlomÄAno dem Jniport dieser ausländischen Waare keine Hinder¬<lb/> nisse bereitet hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1391"> Wen» nur des öftern angedeutet haben, daß die Hauptschuld dem fran¬<lb/> zösischen Original beizumessen ist, so kann damit der deutsche Herausgeber uicht<lb/> als entschuldigt gelte». Wir können uns hier nicht auf Auseinandersetzungen<lb/> einlassen, ob und inwieweit ein Übersetzer selbständig verbessernd Hand anlegen<lb/> dürfe; es wird immer mehr oder weniger von dein Namen und der Stellung<lb/> des Autors abhängen, ob man sich ihm kritiklos in die Arme wirft oder nicht.<lb/> Aber Dinge, wie wir sie oben berührt haben, sollten doch wenigstens einem<lb/> deutschen Gelehrten nicht begegnen, denn er verleugnet damit im eignen Vater-<lb/> lande die deutsche Wissenschaft und ihre Vertreter, wenn er ihre durch jahre¬<lb/> lange, ernste Arbeit erzielten wissenschaftlichen Ergebnisse geflissentlich ignoriri,<lb/> wen» er da, wo Licht verbreitet ist, uus französische Dämmerung vorsetzt. Wir<lb/> sagen: geflissentlich ignorirt. Denn die Entschuldigung, daß ein Historiker<lb/> nicht zugleich Archäolog sein könne, lassen wir nicht gelten, da es sich im vor¬<lb/> liegenden Falle nur um die Kenntnis der elementarsten Dinge handelt, wie sie<lb/> durch jeden Abriß der Kunstgeschichte oder Bilderatlas erworben werden kann.<lb/> Verzichtet man aber auf diese, nun dann: N-rmuri tabula.!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ungehaltene Reden eines Nichtgewählten.<lb/> 15. </head><lb/> <p xml:id="ID_1392"> n der Pvlcndebatte ist wieder einmal Mephistopheles zu Ehren<lb/> gekommen: wenn die Not an Begriffen am höchsten war, dann<lb/> stellte zu rechter Zeit ein Wort sich ein. Ich müßte befürchten,<lb/> zur Sache gerufen zu werden, wenn ich alle neuen Erwerbungen<lb/> unsers parlamentarischen Sprachschatzes hier aufzählen wollte,<lb/> und begnüge mich daher, zwei herauszuheben, welche unstreitig die bedeutendsten<lb/> sind und auch genau in meine heutige Rede hineinpassen: „Ist das landcs-<lb/> väterlich? Nein, unsittlich!" und: „Assimiliren."</p><lb/> <p xml:id="ID_1393" next="#ID_1394"> Ja, meine Herren, unsittlich ist das Vorgehen der preußischen Regierung<lb/> gegen Posen immer gewesen, wenigstens bis in die vierziger Jahre. Die Negierung<lb/> bewies keine Achtung vor den berechtigten polnischen Eigentümlichkeiten, schonte<lb/> keine. Sie führte eine geordnete Verwaltung und Rechtspflege ein, bunte</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0480]
Ungehaltene Reden eines Nichtgewählten.
sprüche werden laut geworden sein, und man wird sich dort nicht wenig wundern,
daß ig. 8u.v!into ^IlomÄAno dem Jniport dieser ausländischen Waare keine Hinder¬
nisse bereitet hat.
Wen» nur des öftern angedeutet haben, daß die Hauptschuld dem fran¬
zösischen Original beizumessen ist, so kann damit der deutsche Herausgeber uicht
als entschuldigt gelte». Wir können uns hier nicht auf Auseinandersetzungen
einlassen, ob und inwieweit ein Übersetzer selbständig verbessernd Hand anlegen
dürfe; es wird immer mehr oder weniger von dein Namen und der Stellung
des Autors abhängen, ob man sich ihm kritiklos in die Arme wirft oder nicht.
Aber Dinge, wie wir sie oben berührt haben, sollten doch wenigstens einem
deutschen Gelehrten nicht begegnen, denn er verleugnet damit im eignen Vater-
lande die deutsche Wissenschaft und ihre Vertreter, wenn er ihre durch jahre¬
lange, ernste Arbeit erzielten wissenschaftlichen Ergebnisse geflissentlich ignoriri,
wen» er da, wo Licht verbreitet ist, uus französische Dämmerung vorsetzt. Wir
sagen: geflissentlich ignorirt. Denn die Entschuldigung, daß ein Historiker
nicht zugleich Archäolog sein könne, lassen wir nicht gelten, da es sich im vor¬
liegenden Falle nur um die Kenntnis der elementarsten Dinge handelt, wie sie
durch jeden Abriß der Kunstgeschichte oder Bilderatlas erworben werden kann.
Verzichtet man aber auf diese, nun dann: N-rmuri tabula.!
Ungehaltene Reden eines Nichtgewählten.
15.
n der Pvlcndebatte ist wieder einmal Mephistopheles zu Ehren
gekommen: wenn die Not an Begriffen am höchsten war, dann
stellte zu rechter Zeit ein Wort sich ein. Ich müßte befürchten,
zur Sache gerufen zu werden, wenn ich alle neuen Erwerbungen
unsers parlamentarischen Sprachschatzes hier aufzählen wollte,
und begnüge mich daher, zwei herauszuheben, welche unstreitig die bedeutendsten
sind und auch genau in meine heutige Rede hineinpassen: „Ist das landcs-
väterlich? Nein, unsittlich!" und: „Assimiliren."
Ja, meine Herren, unsittlich ist das Vorgehen der preußischen Regierung
gegen Posen immer gewesen, wenigstens bis in die vierziger Jahre. Die Negierung
bewies keine Achtung vor den berechtigten polnischen Eigentümlichkeiten, schonte
keine. Sie führte eine geordnete Verwaltung und Rechtspflege ein, bunte
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