Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Archäologie und Anschauung. Parteien sich auf zwei reduziren, die sich bei allen Unterschieden doch gern anerkennen. Die bisherigen Gymnasien und Realgymnasien fallen dann weg, denn die höhere Einheit ist glücklich gefunden. 4. Die Universitäten lösen sich in Seminarien, Laboratorien, Kliniken, Praktica, Museen, kurz in Spczialfncher auf. Hinter dieser Zukunft ahnen wir schon eine andre. Aber deren Darstellung Archäologie und Anschauung. s ist jetzt ungefähr zehn bis fünfzehn Jahre her, daß mehr und Wer vor zwanzig oder dreißig Jahren und noch früher ein deutsches Das ist jetzt, wie gesagt, besser geworden; ich hoffe es wenigstens, denn Archäologie und Anschauung. Parteien sich auf zwei reduziren, die sich bei allen Unterschieden doch gern anerkennen. Die bisherigen Gymnasien und Realgymnasien fallen dann weg, denn die höhere Einheit ist glücklich gefunden. 4. Die Universitäten lösen sich in Seminarien, Laboratorien, Kliniken, Praktica, Museen, kurz in Spczialfncher auf. Hinter dieser Zukunft ahnen wir schon eine andre. Aber deren Darstellung Archäologie und Anschauung. s ist jetzt ungefähr zehn bis fünfzehn Jahre her, daß mehr und Wer vor zwanzig oder dreißig Jahren und noch früher ein deutsches Das ist jetzt, wie gesagt, besser geworden; ich hoffe es wenigstens, denn <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0181" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197605"/> <fw type="header" place="top"> Archäologie und Anschauung.</fw><lb/> <list> <item> Parteien sich auf zwei reduziren, die sich bei allen Unterschieden doch gern<lb/> anerkennen. Die bisherigen Gymnasien und Realgymnasien fallen dann<lb/> weg, denn die höhere Einheit ist glücklich gefunden.</item> <item> 4. Die Universitäten lösen sich in Seminarien, Laboratorien, Kliniken, Praktica,<lb/> Museen, kurz in Spczialfncher auf.</item> </list><lb/> <p xml:id="ID_538"> Hinter dieser Zukunft ahnen wir schon eine andre. Aber deren Darstellung<lb/> wollen wir der Zukunft überlassen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Archäologie und Anschauung.</head><lb/> <p xml:id="ID_539"> s ist jetzt ungefähr zehn bis fünfzehn Jahre her, daß mehr und<lb/> mehr die Überzeugung sich Bahn gebrochen hat, daß unter den<lb/> Wissenszweigen, welche das Gymnasium lehrt, auch die Kunst<lb/> eine wenn auch bescheidne Stelle einzunehmen habe. Lange als<lb/> Bedürfnis empfunden, oft besprochen und angebahnt, hat der<lb/> Unterricht in antiker Kunst sich hente in vielen, wenn auch noch lange nicht in<lb/> allen höhern Lehranstalten ein Plätzchen erobert.</p><lb/> <p xml:id="ID_540"> Wer vor zwanzig oder dreißig Jahren und noch früher ein deutsches<lb/> Gymnasium besuchte, der erfuhr dort, wenn es nicht etwa der Zufall fügte, kein<lb/> Wort von griechischer Kunst, sah niemals die Abbildung eines alten Kunstwerkes.<lb/> Ich entsinne mich noch sehr gut, daß ich zum ersten male eine Abbildung der<lb/> Parthenon-Bildwerke als Tertianer zu Gesicht bekam, weil gerade ein Lehrer<lb/> eine Vertretungsstunde geben mußte und die gute Idee hatte, diese zum Vor¬<lb/> zeigen des Müller-Österlcyschen Atlas zu benutzen; von da aber verschwand die<lb/> griechische Kunst wieder bis zur Universität, und weder sprach der Lehrer der<lb/> Geschichte, wenn er das perilleische Zeitalter zu behandeln hatte, von Phidias<lb/> und vom Parthenon, noch fiel es dem Philologen, welcher die Klassiker mit<lb/> uns traktirte, ein, uns jemals die Gestalten der Götter oder Heroen im Abbild<lb/> vorzuführen; ja selbst der sonst treffliche Lehrer, der mit uns den Laokoon las,<lb/> behandelte denselben lediglich aus dem logisch-stilistischen Gesichtspunkte, die<lb/> Gruppe aber, die den Ausgangspunkt der Schrift bildet, war ihm ebenso gleich-<lb/> giltig wie alle die andern belehrenden kunsthistorischen Fragen, die sich an die<lb/> Lessingsche Schrift von selbst anknüpfen lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_541" next="#ID_542"> Das ist jetzt, wie gesagt, besser geworden; ich hoffe es wenigstens, denn<lb/> aus der Erfcchrnng kann ich, da ich schon lange außerhalb Deutschlands lebe,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0181]
Archäologie und Anschauung.
Parteien sich auf zwei reduziren, die sich bei allen Unterschieden doch gern
anerkennen. Die bisherigen Gymnasien und Realgymnasien fallen dann
weg, denn die höhere Einheit ist glücklich gefunden.
4. Die Universitäten lösen sich in Seminarien, Laboratorien, Kliniken, Praktica,
Museen, kurz in Spczialfncher auf.
Hinter dieser Zukunft ahnen wir schon eine andre. Aber deren Darstellung
wollen wir der Zukunft überlassen.
Archäologie und Anschauung.
s ist jetzt ungefähr zehn bis fünfzehn Jahre her, daß mehr und
mehr die Überzeugung sich Bahn gebrochen hat, daß unter den
Wissenszweigen, welche das Gymnasium lehrt, auch die Kunst
eine wenn auch bescheidne Stelle einzunehmen habe. Lange als
Bedürfnis empfunden, oft besprochen und angebahnt, hat der
Unterricht in antiker Kunst sich hente in vielen, wenn auch noch lange nicht in
allen höhern Lehranstalten ein Plätzchen erobert.
Wer vor zwanzig oder dreißig Jahren und noch früher ein deutsches
Gymnasium besuchte, der erfuhr dort, wenn es nicht etwa der Zufall fügte, kein
Wort von griechischer Kunst, sah niemals die Abbildung eines alten Kunstwerkes.
Ich entsinne mich noch sehr gut, daß ich zum ersten male eine Abbildung der
Parthenon-Bildwerke als Tertianer zu Gesicht bekam, weil gerade ein Lehrer
eine Vertretungsstunde geben mußte und die gute Idee hatte, diese zum Vor¬
zeigen des Müller-Österlcyschen Atlas zu benutzen; von da aber verschwand die
griechische Kunst wieder bis zur Universität, und weder sprach der Lehrer der
Geschichte, wenn er das perilleische Zeitalter zu behandeln hatte, von Phidias
und vom Parthenon, noch fiel es dem Philologen, welcher die Klassiker mit
uns traktirte, ein, uns jemals die Gestalten der Götter oder Heroen im Abbild
vorzuführen; ja selbst der sonst treffliche Lehrer, der mit uns den Laokoon las,
behandelte denselben lediglich aus dem logisch-stilistischen Gesichtspunkte, die
Gruppe aber, die den Ausgangspunkt der Schrift bildet, war ihm ebenso gleich-
giltig wie alle die andern belehrenden kunsthistorischen Fragen, die sich an die
Lessingsche Schrift von selbst anknüpfen lassen.
Das ist jetzt, wie gesagt, besser geworden; ich hoffe es wenigstens, denn
aus der Erfcchrnng kann ich, da ich schon lange außerhalb Deutschlands lebe,
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