Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Auf dem ^tilfser Joch. von Adam von Festonberg. (Fortsetzung.) Zehntes Rapitel. Harald war in Heller Verzweiflung; er setzte sich, in seiner Woh- Diese Antwort traf nicht ein. Dagegen stand am nächsten Tage die un¬ Harald schämte sich vor sich selbst, daß er sich so wenig habe bemeistern Auf dem ^tilfser Joch. von Adam von Festonberg. (Fortsetzung.) Zehntes Rapitel. Harald war in Heller Verzweiflung; er setzte sich, in seiner Woh- Diese Antwort traf nicht ein. Dagegen stand am nächsten Tage die un¬ Harald schämte sich vor sich selbst, daß er sich so wenig habe bemeistern <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0453" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197187"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341841_196733/figures/grenzboten_341841_196733_197187_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Auf dem ^tilfser Joch.<lb/><note type="byline"> von Adam von Festonberg.</note> (Fortsetzung.)</head><lb/> <div n="2"> <head> Zehntes Rapitel.</head><lb/> <p xml:id="ID_1443"> Harald war in Heller Verzweiflung; er setzte sich, in seiner Woh-<lb/> I mag angekommen, an den Schreibtisch und schrieb Vroni einen<lb/> Brief, in dem er ihr alle seine Liebe und seine Sorgen offen<lb/> gestand. Er bat sie, einen Blick auf die Gegensätze zu werfen,<lb/> wie sie sich in dem Schauspieler auf der Bühne und im Leben<lb/> zeigten, auf die Leichtigkeit, mit der Übermut und Ausgelassenheit an die<lb/> Stelle des Ernster und Erhabnen träten. Er verhehlte ihr seine Befürchtung<lb/> nicht, daß ihr empfängliches Gemüt Schaden dabei nehmen könnte, und daß<lb/> dann auch sein eignes Leben, welches er ohne Liebe zu ihr sich nicht denken<lb/> könne, für immer zu gründe gerichtet sei. Er bat sie, sich ihm offen zu er¬<lb/> klären, da er vor einer Antwort nie wieder in ihr Haus kommen wolle.</p><lb/> <p xml:id="ID_1444"> Diese Antwort traf nicht ein. Dagegen stand am nächsten Tage die un¬<lb/> widerruflich letzte Vorstellung der fremden Gäste in den Zeitungen und an den<lb/> Anschlagsäulen angezeigt. Harald atmete wieder freier auf; er hoffte daß mit<lb/> der Abreise Lenormants Vroni wieder zu sich selbst zurückkehren und, von dem<lb/> Ernst der Lage durchdrungen, ihm Gehör schenken würde Aber er war den<lb/> ganzen Tag über voll Unrnhe und am Abend vor Schluß der Aufführung<lb/> instinktiv vor das Theater geeilt, ohne freilich sich selbst einen Grund dafür klar<lb/> zu machen; er stand zerstreut und in sich versunken, als die lärmende Menge,<lb/> noch ganz unter dem Eindrucke des Gesehenen, ins Freie stürzte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1445" next="#ID_1446"> Harald schämte sich vor sich selbst, daß er sich so wenig habe bemeistern<lb/> können; er hatte Vroni unter den Heransgekommenen nicht erblickt und war froh,<lb/> daß er von ihr nicht bei seiner Eifersucht ertappt worden war. Inzwischen<lb/> hatte sich das Haus geleert, auch Harald verließ seinen Platz und wandte sich</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0453]
[Abbildung]
Auf dem ^tilfser Joch.
von Adam von Festonberg. (Fortsetzung.)
Zehntes Rapitel.
Harald war in Heller Verzweiflung; er setzte sich, in seiner Woh-
I mag angekommen, an den Schreibtisch und schrieb Vroni einen
Brief, in dem er ihr alle seine Liebe und seine Sorgen offen
gestand. Er bat sie, einen Blick auf die Gegensätze zu werfen,
wie sie sich in dem Schauspieler auf der Bühne und im Leben
zeigten, auf die Leichtigkeit, mit der Übermut und Ausgelassenheit an die
Stelle des Ernster und Erhabnen träten. Er verhehlte ihr seine Befürchtung
nicht, daß ihr empfängliches Gemüt Schaden dabei nehmen könnte, und daß
dann auch sein eignes Leben, welches er ohne Liebe zu ihr sich nicht denken
könne, für immer zu gründe gerichtet sei. Er bat sie, sich ihm offen zu er¬
klären, da er vor einer Antwort nie wieder in ihr Haus kommen wolle.
Diese Antwort traf nicht ein. Dagegen stand am nächsten Tage die un¬
widerruflich letzte Vorstellung der fremden Gäste in den Zeitungen und an den
Anschlagsäulen angezeigt. Harald atmete wieder freier auf; er hoffte daß mit
der Abreise Lenormants Vroni wieder zu sich selbst zurückkehren und, von dem
Ernst der Lage durchdrungen, ihm Gehör schenken würde Aber er war den
ganzen Tag über voll Unrnhe und am Abend vor Schluß der Aufführung
instinktiv vor das Theater geeilt, ohne freilich sich selbst einen Grund dafür klar
zu machen; er stand zerstreut und in sich versunken, als die lärmende Menge,
noch ganz unter dem Eindrucke des Gesehenen, ins Freie stürzte.
Harald schämte sich vor sich selbst, daß er sich so wenig habe bemeistern
können; er hatte Vroni unter den Heransgekommenen nicht erblickt und war froh,
daß er von ihr nicht bei seiner Eifersucht ertappt worden war. Inzwischen
hatte sich das Haus geleert, auch Harald verließ seinen Platz und wandte sich
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