Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.Fischzölle. von Franz Siewert. und vom streng schutzzöllnerischen Standpunkte ans wird man Deutschland ist als letzte der europäischen Großmächte von einem verfrühten Fischzölle. von Franz Siewert. und vom streng schutzzöllnerischen Standpunkte ans wird man Deutschland ist als letzte der europäischen Großmächte von einem verfrühten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0287" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/195676"/> </div> <div n="1"> <head> Fischzölle.<lb/><note type="byline"> von Franz Siewert.</note></head><lb/> <p xml:id="ID_1015"> und vom streng schutzzöllnerischen Standpunkte ans wird man<lb/> nicht leugnen, daß der Freihandel das ideale Ziel im Verkehr<lb/> wirtschaftlich miteinander lebender Staaten sei. Freilich setzt<lb/> dieser ideale Zustand voraus, daß die ihre Güterwaaren aus¬<lb/> tauschenden Länder auf gleicher wirtschaftlicher Stufe stehen.<lb/> Wo das eine derselben in dieser oder jener wirtschaftlichen Produktion gegen<lb/> das andre zurücksteht, beide Länder also nicht in gleichem Maße gebende wie<lb/> empfangende sind, da würde ein schrankenloser Verkehr sehr bald zur Ausbeu¬<lb/> tung des ärmeren Landes führen, und die Einsetzung einer Staatsaeeise zum<lb/> Schutze der nationalen Produktion muß hier ein natürliches Notwehrmittel<lb/> bedeuten. Wo aber auf einem Wirtschaftsgebiete eine starke Vernachlässigung<lb/> der Produktion stattgefunden hat und die Produktion trotzdem eine marktbegehrte<lb/> ihres Landes ist, eine so marktbegehrte, daß das materielle Wohl breiter Schichten<lb/> des Volkes in hohem Grade von einem genügenden Ersatz auf dem Wege der<lb/> fremden Einfuhr abhängig erscheint, wie entscheiden hier die gegensätzlichen Prin¬<lb/> zipien von Freihandel und Schutzzoll? Die Notlage des deutschen Seefischerei-<lb/> gewerbcs und die Forderung eines Teils seiner Angehörigen nach einem erhöhten<lb/> Schutzzoll auf die Einfuhr fremder Fischwaaren stellt uns vor diese Frage.</p><lb/> <p xml:id="ID_1016" next="#ID_1017"> Deutschland ist als letzte der europäischen Großmächte von einem verfrühten<lb/> Freihandel zu einem provisorischen Schutzzoll zurückgekehrt. Wenn mich spät,<lb/> so ist der deutsche Zolltarif doch noch rechtzeitig genug die Operationsbasis ge¬<lb/> worden, um der nationalen Produktion zunächst wenigstens den heimischen Markt<lb/> zu sichern und dann nach allmählicher Erstarkung ihr auch im Auslande größere<lb/> Absatzgebiete zu eröffnen. Der Schutzzoll hat sich so als ein wirksamer Hebel<lb/> für das Wirtschaftsniveau der ganzen Nation erwiesen, indem er gewissermaßen<lb/> erst die Vorbedingungen für die Möglichkeit eines wirtschaftlichen Vorsprnnges<lb/> auf den verschiednen Gebieten geschaffen hat. Wenn wir in dieser Bedeutung<lb/> den Schutzzoll in Anwendung auf das Fischereigcwcrbc prüfen wollen, so müssen<lb/> wir von einer Beurteilung der wirtschaftlichen Lage dieses Gewerbes ausgehen.<lb/> Würde sich hierbei ergeben, daß in dem Gewerbe selbst gar keine Bedingungen für<lb/> diese Wirkung des Schutzzolles vorhanden sind, so würde damit zunächst er-<lb/> wiesen sein, daß Fischzölle nicht den Anspruch erheben könnten, sonderlich zur<lb/> Hebung des wirtschaftlichen Niveaus des Fischereigewerbes beizutragen. Die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0287]
Fischzölle.
von Franz Siewert.
und vom streng schutzzöllnerischen Standpunkte ans wird man
nicht leugnen, daß der Freihandel das ideale Ziel im Verkehr
wirtschaftlich miteinander lebender Staaten sei. Freilich setzt
dieser ideale Zustand voraus, daß die ihre Güterwaaren aus¬
tauschenden Länder auf gleicher wirtschaftlicher Stufe stehen.
Wo das eine derselben in dieser oder jener wirtschaftlichen Produktion gegen
das andre zurücksteht, beide Länder also nicht in gleichem Maße gebende wie
empfangende sind, da würde ein schrankenloser Verkehr sehr bald zur Ausbeu¬
tung des ärmeren Landes führen, und die Einsetzung einer Staatsaeeise zum
Schutze der nationalen Produktion muß hier ein natürliches Notwehrmittel
bedeuten. Wo aber auf einem Wirtschaftsgebiete eine starke Vernachlässigung
der Produktion stattgefunden hat und die Produktion trotzdem eine marktbegehrte
ihres Landes ist, eine so marktbegehrte, daß das materielle Wohl breiter Schichten
des Volkes in hohem Grade von einem genügenden Ersatz auf dem Wege der
fremden Einfuhr abhängig erscheint, wie entscheiden hier die gegensätzlichen Prin¬
zipien von Freihandel und Schutzzoll? Die Notlage des deutschen Seefischerei-
gewerbcs und die Forderung eines Teils seiner Angehörigen nach einem erhöhten
Schutzzoll auf die Einfuhr fremder Fischwaaren stellt uns vor diese Frage.
Deutschland ist als letzte der europäischen Großmächte von einem verfrühten
Freihandel zu einem provisorischen Schutzzoll zurückgekehrt. Wenn mich spät,
so ist der deutsche Zolltarif doch noch rechtzeitig genug die Operationsbasis ge¬
worden, um der nationalen Produktion zunächst wenigstens den heimischen Markt
zu sichern und dann nach allmählicher Erstarkung ihr auch im Auslande größere
Absatzgebiete zu eröffnen. Der Schutzzoll hat sich so als ein wirksamer Hebel
für das Wirtschaftsniveau der ganzen Nation erwiesen, indem er gewissermaßen
erst die Vorbedingungen für die Möglichkeit eines wirtschaftlichen Vorsprnnges
auf den verschiednen Gebieten geschaffen hat. Wenn wir in dieser Bedeutung
den Schutzzoll in Anwendung auf das Fischereigcwcrbc prüfen wollen, so müssen
wir von einer Beurteilung der wirtschaftlichen Lage dieses Gewerbes ausgehen.
Würde sich hierbei ergeben, daß in dem Gewerbe selbst gar keine Bedingungen für
diese Wirkung des Schutzzolles vorhanden sind, so würde damit zunächst er-
wiesen sein, daß Fischzölle nicht den Anspruch erheben könnten, sonderlich zur
Hebung des wirtschaftlichen Niveaus des Fischereigewerbes beizutragen. Die
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