Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.Um eine perle. das. was er hier vorhat, und verrät uns seine Spur. Dann rechne auf mich. Ich sterbe vor Ungeduld, sagte Giacinta, und brach wieder in Thränen Der Lakai machte eine beteuernde Handbewegung und ging. Draußen im Vorraum schlief, auf einem Strohschcmcl eingenickt, der Thür- Der Lakai zupfte ihn derb am Ohr. Lavouasso, Einfaltspinsel! schalt Und so, den Mund voll mürrischer Scheltworte, den Kopf voll fröhlich Siebzehntes Aapitel. Die von Beppo seinem Herrn überbrachte Nachricht: der von Ambrogio Inzwischen werde ich mich als Gefangner betrachten, so schloß Giuseppe Um eine perle. das. was er hier vorhat, und verrät uns seine Spur. Dann rechne auf mich. Ich sterbe vor Ungeduld, sagte Giacinta, und brach wieder in Thränen Der Lakai machte eine beteuernde Handbewegung und ging. Draußen im Vorraum schlief, auf einem Strohschcmcl eingenickt, der Thür- Der Lakai zupfte ihn derb am Ohr. Lavouasso, Einfaltspinsel! schalt Und so, den Mund voll mürrischer Scheltworte, den Kopf voll fröhlich Siebzehntes Aapitel. Die von Beppo seinem Herrn überbrachte Nachricht: der von Ambrogio Inzwischen werde ich mich als Gefangner betrachten, so schloß Giuseppe <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0216" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/195605"/> <fw type="header" place="top"> Um eine perle.</fw><lb/> <p xml:id="ID_770" prev="#ID_769"> das. was er hier vorhat, und verrät uns seine Spur. Dann rechne auf mich.<lb/> Er stülpte seinen Hut ans und griff nach seinem Mäntel.</p><lb/> <p xml:id="ID_771"> Ich sterbe vor Ungeduld, sagte Giacinta, und brach wieder in Thränen<lb/> aus. Hintergeht mich nicht, Signor Antonio Maria! Seid menschlich! Haltet<lb/> Wort!</p><lb/> <p xml:id="ID_772"> Der Lakai machte eine beteuernde Handbewegung und ging.</p><lb/> <p xml:id="ID_773"> Draußen im Vorraum schlief, auf einem Strohschcmcl eingenickt, der Thür-<lb/> Hüter Coka.</p><lb/> <p xml:id="ID_774"> Der Lakai zupfte ihn derb am Ohr. Lavouasso, Einfaltspinsel! schalt<lb/> er den mühsam sich Ernüchternden, wozu habe ich dir neulich wieder aus der<lb/> Patsche geholfen, wenn du nie deine Schuldigkeit thun willst? Hast du diesmal<lb/> etwas Geschriebenes herausgefingett! Nein! Nichts hat der Tagedieb ausgekund¬<lb/> schaftet. Einen Ring hat er erschnappt und sich ihn dann auch noch wieder abbetteln<lb/> lassen! Gieb Acht, es wird mir nächstens einmal in den Sinn kommen, dich<lb/> mit den Annehmlichkeiten unsrer grünen Kammer im Torre della Gabbia be¬<lb/> kannt zu machen. Ja, debile nur die Glieder, Siebenschläfer! In der grünen<lb/> Kammer wird dir's zu statte» kommen, wenn sie schon hübsch dehnbar sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_775"> Und so, den Mund voll mürrischer Scheltworte, den Kopf voll fröhlich<lb/> schillernder Spinngewebe, ging er mit trocken ehrbarer Miene heim.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> Siebzehntes Aapitel.</head><lb/> <p xml:id="ID_776"> Die von Beppo seinem Herrn überbrachte Nachricht: der von Ambrogio<lb/> Pcllegrüü empfohlene Helfershelfer Antonio Maria trage die herzogliche Livree,<lb/> begegnete bei Giuseppe Gonzngci der naheliegenden Vermutung, Beppo habe<lb/> wieder zu tief in die Flasche geguckt. Freilich hatte der Veroneser Freund<lb/> angedeutet, jener verschmitzte Helfershelfer habe ein nahes Verhältnis zu dem<lb/> allmächtigen Vitaliano. Wenn dieser irgendwen in den herzoglichen Dienst<lb/> bringen wollte, so mochte es ihm mithin wohl nicht schwer werden. Aber sich<lb/> jetzt ohne weiteres mit Antonio Maria einzulassen — vorausgesetzt, daß Beppo<lb/> sich bei klaren Sinnen befunden hatte —, wäre eine Thorheit gewesen. Und<lb/> so wurde, nachdem Giuseppe selbst über Antonio Marias zweifelhaften Charakter<lb/> und seine ohnlängst erfolgte Anstellung Erkundigungen eingezogen hatte, ein<lb/> zuverlässiger Bote an Ambrogio Pcllegrini abgefertigt, damit letzterer für die<lb/> veränderte Sachlage neue Anweisungen geben möge.</p><lb/> <p xml:id="ID_777" next="#ID_778"> Inzwischen werde ich mich als Gefangner betrachten, so schloß Giuseppe<lb/> seinen Brief, und werde weder den Faetone noch auch selbst nur mein Zimmer<lb/> verlassen. Es ist mir schlecht genug bekommen, daß ich mich ans die Straße<lb/> wagte, den» wo giebt es nicht Auftritte, denen gegenüber man Partei ergreifen<lb/> muß? Zwar das Leben hat mich's diesmal nicht gekostet, und verraten habe<lb/> ich mich auch nicht, so wenig mir anch klar geworden ist, wohin und wie man</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0216]
Um eine perle.
das. was er hier vorhat, und verrät uns seine Spur. Dann rechne auf mich.
Er stülpte seinen Hut ans und griff nach seinem Mäntel.
Ich sterbe vor Ungeduld, sagte Giacinta, und brach wieder in Thränen
aus. Hintergeht mich nicht, Signor Antonio Maria! Seid menschlich! Haltet
Wort!
Der Lakai machte eine beteuernde Handbewegung und ging.
Draußen im Vorraum schlief, auf einem Strohschcmcl eingenickt, der Thür-
Hüter Coka.
Der Lakai zupfte ihn derb am Ohr. Lavouasso, Einfaltspinsel! schalt
er den mühsam sich Ernüchternden, wozu habe ich dir neulich wieder aus der
Patsche geholfen, wenn du nie deine Schuldigkeit thun willst? Hast du diesmal
etwas Geschriebenes herausgefingett! Nein! Nichts hat der Tagedieb ausgekund¬
schaftet. Einen Ring hat er erschnappt und sich ihn dann auch noch wieder abbetteln
lassen! Gieb Acht, es wird mir nächstens einmal in den Sinn kommen, dich
mit den Annehmlichkeiten unsrer grünen Kammer im Torre della Gabbia be¬
kannt zu machen. Ja, debile nur die Glieder, Siebenschläfer! In der grünen
Kammer wird dir's zu statte» kommen, wenn sie schon hübsch dehnbar sind.
Und so, den Mund voll mürrischer Scheltworte, den Kopf voll fröhlich
schillernder Spinngewebe, ging er mit trocken ehrbarer Miene heim.
Siebzehntes Aapitel.
Die von Beppo seinem Herrn überbrachte Nachricht: der von Ambrogio
Pcllegrüü empfohlene Helfershelfer Antonio Maria trage die herzogliche Livree,
begegnete bei Giuseppe Gonzngci der naheliegenden Vermutung, Beppo habe
wieder zu tief in die Flasche geguckt. Freilich hatte der Veroneser Freund
angedeutet, jener verschmitzte Helfershelfer habe ein nahes Verhältnis zu dem
allmächtigen Vitaliano. Wenn dieser irgendwen in den herzoglichen Dienst
bringen wollte, so mochte es ihm mithin wohl nicht schwer werden. Aber sich
jetzt ohne weiteres mit Antonio Maria einzulassen — vorausgesetzt, daß Beppo
sich bei klaren Sinnen befunden hatte —, wäre eine Thorheit gewesen. Und
so wurde, nachdem Giuseppe selbst über Antonio Marias zweifelhaften Charakter
und seine ohnlängst erfolgte Anstellung Erkundigungen eingezogen hatte, ein
zuverlässiger Bote an Ambrogio Pcllegrini abgefertigt, damit letzterer für die
veränderte Sachlage neue Anweisungen geben möge.
Inzwischen werde ich mich als Gefangner betrachten, so schloß Giuseppe
seinen Brief, und werde weder den Faetone noch auch selbst nur mein Zimmer
verlassen. Es ist mir schlecht genug bekommen, daß ich mich ans die Straße
wagte, den» wo giebt es nicht Auftritte, denen gegenüber man Partei ergreifen
muß? Zwar das Leben hat mich's diesmal nicht gekostet, und verraten habe
ich mich auch nicht, so wenig mir anch klar geworden ist, wohin und wie man
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