Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.Die Kommilitonen. Novelle von K. R. w. Uschner. (Fortschung.) er "blasse Heinrich" hatte eben auf eine Zwischenfrage Pipins Ja, noch ein kitzlicher Punkt, mein Jungchen, es ist, um es kurz zu sagen, Sage doch, wer es angeregt hat, warf Mirbl dazwischen. Ach, lassen wir den Namen! bat der Pastor. Nun, was ists denn, alter Ratz? drängte ihn der Angeredete. Also, ums kurz zu machen, fuhr dieser fort, es fragt sich, ob es auf Politik treibst, ergänzte Mirbl. Für dein Pensionat von Geschäftswegen, setzte Ratz hinzu, und Genserich Der Gefragte fuhr aus seiner nachlässigen Haltung auf, setzte sich zurecht, Ich soll euch Rechenschaft geben? Euch allen? Er sah jedem in das Die andern hielten diese Herabstimmung für belastend, nur Genserich sagte: Die Kommilitonen. Novelle von K. R. w. Uschner. (Fortschung.) er „blasse Heinrich" hatte eben auf eine Zwischenfrage Pipins Ja, noch ein kitzlicher Punkt, mein Jungchen, es ist, um es kurz zu sagen, Sage doch, wer es angeregt hat, warf Mirbl dazwischen. Ach, lassen wir den Namen! bat der Pastor. Nun, was ists denn, alter Ratz? drängte ihn der Angeredete. Also, ums kurz zu machen, fuhr dieser fort, es fragt sich, ob es auf Politik treibst, ergänzte Mirbl. Für dein Pensionat von Geschäftswegen, setzte Ratz hinzu, und Genserich Der Gefragte fuhr aus seiner nachlässigen Haltung auf, setzte sich zurecht, Ich soll euch Rechenschaft geben? Euch allen? Er sah jedem in das Die andern hielten diese Herabstimmung für belastend, nur Genserich sagte: <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0324" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/195000"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341841_194675/figures/grenzboten_341841_194675_195000_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Kommilitonen.<lb/><note type="byline"> Novelle von K. R. w. Uschner.</note> (Fortschung.)</head><lb/> <p xml:id="ID_1115"> er „blasse Heinrich" hatte eben auf eine Zwischenfrage Pipins<lb/> geantwortet: Zum Verlieben habe ihm im wahren Sinne des<lb/> Wortes die Zeit gefehlt — wobei er seinen kaltgewordenen Kaffee<lb/> austrank.<lb/> Jetzt wandte er sich wie fragend zu den heimlich Redenden,<lb/> von denen der Geistliche begann:</p><lb/> <p xml:id="ID_1116"> Ja, noch ein kitzlicher Punkt, mein Jungchen, es ist, um es kurz zu sagen,<lb/> hier ausgesprochen worden —</p><lb/> <p xml:id="ID_1117"> Sage doch, wer es angeregt hat, warf Mirbl dazwischen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1118"> Ach, lassen wir den Namen! bat der Pastor.</p><lb/> <p xml:id="ID_1119"> Nun, was ists denn, alter Ratz? drängte ihn der Angeredete.</p><lb/> <p xml:id="ID_1120"> Also, ums kurz zu machen, fuhr dieser fort, es fragt sich, ob es auf<lb/> Wahrheit beruhe, daß du mit deinem heutigen Nedcakte — wie hieß es doch?</p><lb/> <p xml:id="ID_1121"> Politik treibst, ergänzte Mirbl.</p><lb/> <p xml:id="ID_1122"> Für dein Pensionat von Geschäftswegen, setzte Ratz hinzu, und Genserich<lb/> unterbrach ihn ärgerlich: Ganz einfach, ob du dich zum Worte gemeldet hast,<lb/> um für dein Institut zu wirken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1123"> Der Gefragte fuhr aus seiner nachlässigen Haltung auf, setzte sich zurecht,<lb/> und der Ausdruck des gemütlichen Sichbehabens schien im Nu von ihm ge¬<lb/> wichen. Die Veränderung war schreckenerregeud.</p><lb/> <p xml:id="ID_1124"> Ich soll euch Rechenschaft geben? Euch allen? Er sah jedem in das<lb/> Gesicht. Aber ich weiß ja nicht, ob ich Glauben finde, es fehlt mir hier an<lb/> Zeugen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1125"> Die andern hielten diese Herabstimmung für belastend, nur Genserich sagte:<lb/> Nein, blasser Heinrich, was du sagst, gilt uns für wahr, deß kannst du<lb/> gewiß sein.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0324]
[Abbildung]
Die Kommilitonen.
Novelle von K. R. w. Uschner. (Fortschung.)
er „blasse Heinrich" hatte eben auf eine Zwischenfrage Pipins
geantwortet: Zum Verlieben habe ihm im wahren Sinne des
Wortes die Zeit gefehlt — wobei er seinen kaltgewordenen Kaffee
austrank.
Jetzt wandte er sich wie fragend zu den heimlich Redenden,
von denen der Geistliche begann:
Ja, noch ein kitzlicher Punkt, mein Jungchen, es ist, um es kurz zu sagen,
hier ausgesprochen worden —
Sage doch, wer es angeregt hat, warf Mirbl dazwischen.
Ach, lassen wir den Namen! bat der Pastor.
Nun, was ists denn, alter Ratz? drängte ihn der Angeredete.
Also, ums kurz zu machen, fuhr dieser fort, es fragt sich, ob es auf
Wahrheit beruhe, daß du mit deinem heutigen Nedcakte — wie hieß es doch?
Politik treibst, ergänzte Mirbl.
Für dein Pensionat von Geschäftswegen, setzte Ratz hinzu, und Genserich
unterbrach ihn ärgerlich: Ganz einfach, ob du dich zum Worte gemeldet hast,
um für dein Institut zu wirken.
Der Gefragte fuhr aus seiner nachlässigen Haltung auf, setzte sich zurecht,
und der Ausdruck des gemütlichen Sichbehabens schien im Nu von ihm ge¬
wichen. Die Veränderung war schreckenerregeud.
Ich soll euch Rechenschaft geben? Euch allen? Er sah jedem in das
Gesicht. Aber ich weiß ja nicht, ob ich Glauben finde, es fehlt mir hier an
Zeugen.
Die andern hielten diese Herabstimmung für belastend, nur Genserich sagte:
Nein, blasser Heinrich, was du sagst, gilt uns für wahr, deß kannst du
gewiß sein.
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