Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.Auf der Leiter des Glücks. Robert Waldmüller (Ld. Duboc). Novelle von (Fortsetzung.) le Antwort der Frau von Mvckritz war eine wehr witzig hei¬ Hiergegen ließ sich wenig einwenden. Der Arzt wird ihr jede Aufregung mit Recht verboten haben, Ich liebe keine halboffnen Thüren, murrte Kaspar Benedikt. Einigermaßen verstimmt war auch Berthold, obschon nicht ans demselben Das deutsche Mädchen ist oft besungen worden. Was schon Tacitus den Wei¬ Auf der Leiter des Glücks. Robert Waldmüller (Ld. Duboc). Novelle von (Fortsetzung.) le Antwort der Frau von Mvckritz war eine wehr witzig hei¬ Hiergegen ließ sich wenig einwenden. Der Arzt wird ihr jede Aufregung mit Recht verboten haben, Ich liebe keine halboffnen Thüren, murrte Kaspar Benedikt. Einigermaßen verstimmt war auch Berthold, obschon nicht ans demselben Das deutsche Mädchen ist oft besungen worden. Was schon Tacitus den Wei¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0318" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/155201"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341839_158199/figures/grenzboten_341839_158199_155201_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Auf der Leiter des Glücks.<lb/><note type="byline"> Robert Waldmüller (Ld. Duboc).</note> Novelle von (Fortsetzung.)</head><lb/> <p xml:id="ID_1266"> le Antwort der Frau von Mvckritz war eine wehr witzig hei¬<lb/> tere als prcizis zustimmende und behielt der Schreiberin bis zur<lb/> Beendigung der Kur das weitere vor.</p><lb/> <p xml:id="ID_1267"> Hiergegen ließ sich wenig einwenden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1268"> Der Arzt wird ihr jede Aufregung mit Recht verboten haben,<lb/> begütigte Frau Anna das Stirnrunzeln ihres Gatten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1269"> Ich liebe keine halboffnen Thüren, murrte Kaspar Benedikt.<lb/> Hermine entschuldigte ihre Mutter, war indessen in nicht geringer Unruhe,<lb/> denn sie sah voraus, Frau von Mockritz werde, mit dem Antrage Bertholds in<lb/> der Hand, in dem Kreise ihrer vornehmern Bekanntschaften Umschau halten nach<lb/> einer «nasi glänzenderen Versorgung ihrer Tochter, und gerade in diesem Kreise<lb/> konnte dabei das Abenteuer mit dem Prinzen — denn wo waren Liebende je<lb/> gegen Lauscher ganz gesichert — an die große Glocke kommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1270"> Einigermaßen verstimmt war auch Berthold, obschon nicht ans demselben<lb/> Grunde wie Papa Hartig. Er machte zwar im Lause der nächsten Wochen<lb/> fleißig von der Erlaubnis Gebrauch, seine Braut, wenn auch nur auf dem ver¬<lb/> schwiegenen Moorwiesenwege, alle Vormittage besuchen zu dürfen, und Mutter<lb/> Anna schwelgte in Vorfreuden künftigen Glückes. Aber er kam nie leichten<lb/> Herzens heim.</p><lb/> <p xml:id="ID_1271" next="#ID_1272"> Das deutsche Mädchen ist oft besungen worden. Was schon Tacitus den Wei¬<lb/> bern Germaniens ein Tugenden nachrühmte, das haben Deutschlands bessere Dichter<lb/> immer wieder als das vor allem dem deutschen Mädchen Eigene gefeiert, und der in<lb/> die Fremde gewanderte Jüngling verwebt unwillkürlich das Bild einer so gearteten<lb/> Landsmännin in seine Sehnsucht nach den deutschen Bergen, Wäldern, Seen und<lb/> Flüssen. Auch Berthold hatte es gethan, und wenn er sich seinen Pflegeeltern als</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0318]
[Abbildung]
Auf der Leiter des Glücks.
Robert Waldmüller (Ld. Duboc). Novelle von (Fortsetzung.)
le Antwort der Frau von Mvckritz war eine wehr witzig hei¬
tere als prcizis zustimmende und behielt der Schreiberin bis zur
Beendigung der Kur das weitere vor.
Hiergegen ließ sich wenig einwenden.
Der Arzt wird ihr jede Aufregung mit Recht verboten haben,
begütigte Frau Anna das Stirnrunzeln ihres Gatten.
Ich liebe keine halboffnen Thüren, murrte Kaspar Benedikt.
Hermine entschuldigte ihre Mutter, war indessen in nicht geringer Unruhe,
denn sie sah voraus, Frau von Mockritz werde, mit dem Antrage Bertholds in
der Hand, in dem Kreise ihrer vornehmern Bekanntschaften Umschau halten nach
einer «nasi glänzenderen Versorgung ihrer Tochter, und gerade in diesem Kreise
konnte dabei das Abenteuer mit dem Prinzen — denn wo waren Liebende je
gegen Lauscher ganz gesichert — an die große Glocke kommen.
Einigermaßen verstimmt war auch Berthold, obschon nicht ans demselben
Grunde wie Papa Hartig. Er machte zwar im Lause der nächsten Wochen
fleißig von der Erlaubnis Gebrauch, seine Braut, wenn auch nur auf dem ver¬
schwiegenen Moorwiesenwege, alle Vormittage besuchen zu dürfen, und Mutter
Anna schwelgte in Vorfreuden künftigen Glückes. Aber er kam nie leichten
Herzens heim.
Das deutsche Mädchen ist oft besungen worden. Was schon Tacitus den Wei¬
bern Germaniens ein Tugenden nachrühmte, das haben Deutschlands bessere Dichter
immer wieder als das vor allem dem deutschen Mädchen Eigene gefeiert, und der in
die Fremde gewanderte Jüngling verwebt unwillkürlich das Bild einer so gearteten
Landsmännin in seine Sehnsucht nach den deutschen Bergen, Wäldern, Seen und
Flüssen. Auch Berthold hatte es gethan, und wenn er sich seinen Pflegeeltern als
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