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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal.

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Literatur.

erblicken, und so lange ist auch jene Scheidung mindestens kein Bedürfnis. Bisher
hat sich in der deutscheu Partei noch immer der Entschluß, in der bisherigen Weise
u"d zu denselben Zwecken verbunden zu bleiben, starker erwiesen als die Versuche,
sie auf ein striktes Politisches Programm zu verpflichten und einzuengen. Und waS
die Reichstagswahlen betrifft, so müßte es sehr sonderbar zugehen, wenn wir nicht
auch künftig ganz dieselbe Parteistellnng hätten wie bisher, nämlich ans der einen
Seite die deutsche Partei und die Konservativen, auf der andern die Volkspartei
und die Ultramontanen.




Literatur.
Taschenbuch für die Krankenpflege in der Familie, im Hospital im Gemeinde-
n"d Armendienst, sowie im Kriege. Herausgegeben von Geh. Med.-nett Dr. L. Pfeiffer.
Weimar, Bostan, 1888.

Es ist unter Fachleuten bekannt, wie vortreflich es der Herausgeber dieses
^"schenbnches versteht, die allgemein giltigen und notwendigen Gesundheitsregeln
^übt verständlich dem niederen ärztlichen Personal darzustellen. Mit dem
^aschenbuche wendet er sich an Ärzte, Heildiener, Krankenpflegerinnen, Diako¬
nissinnen u. f. w. Im Verein mit einer Anzahl tüchtiger Aerzte, welche nicht
mir ihre Namen für das Titelblatt hergegeben, sondern fleißig mitgearbeitet
Mben, hat er hier ein Lehrbuch der Krankenpflege geschaffen, von kompendiöser
uvrm und doch von so reichem und gediegenem Inhalte, daß Referent mit Ver¬
gnügen und Nutzen bald dieses, bald jenes Kapitel studirt hat.

Besonders erwähnen wollen wir, daß Pfeiffer mit Recht die Kosten dieser
"der jener Behandlungsmethode, dieses oder jenes Kindernahruugsmittels betont,
"in der Pflegerin es zu ermöglichen, bei armen Leuten das billigste und relativ
beste zu treffen. Von großen Interesse sind unter anderm die Angaben über die
Kosten, welche ein junger Weltbürger durch seine Ankunft dem Hause macht, und
si,,d diese Kosten berechnet für die ersten zwanzig Wochen bei verschiednen
^ohlhabenheitsgrad und verschiedner Ernährungsweise. Wir erfahren aus diesen der
Wirklichkeit entnommenen Aufzeichnungen, wie einer wohlsituirtcu Familie mit
..7^6 WO Mark Einkommen das Kindchen bei Ernährung durch Muttermilch
^9.20 Mark, also für den Tag 2.85 Mark kostete, während bei Knhmilcher-
""hrung die Ausgaben auf 3,48 Mark, bei Gebrauch des Resele'schen Mehles
°uf 3,68 Mark und bei Ammencrnährung auf 4,50 Mark stiegen. In der Fa¬
milie eines Kaufmanns mit 2000 Mark Einkommen (Resele's Mehl) wurden
^4.30 also 0,96 Mark für den Tag ausgegeben, während ein Schuh¬
macher mit 1000 Mark Einkommen, dessen Fran das Kind selbst nähren konnte,
"ur 15 Mark für sein Kind anlegte, also 0,11 für den Tag, und schließlich ist
^ne Proletariarfamilie in der Tabelle erwähnt, die keine Anschaffungen von
Nlnderwcische machte und in zwanzig Wochen nichts ausgab als zwanzig Pfennige
sur Seife, damit die Windeln gewaschen wurden, und 1 Mark der Hebamme,
Maß auf den Tag 0,01 Mark Ausgaben kamen.


Literatur.

erblicken, und so lange ist auch jene Scheidung mindestens kein Bedürfnis. Bisher
hat sich in der deutscheu Partei noch immer der Entschluß, in der bisherigen Weise
u»d zu denselben Zwecken verbunden zu bleiben, starker erwiesen als die Versuche,
sie auf ein striktes Politisches Programm zu verpflichten und einzuengen. Und waS
die Reichstagswahlen betrifft, so müßte es sehr sonderbar zugehen, wenn wir nicht
auch künftig ganz dieselbe Parteistellnng hätten wie bisher, nämlich ans der einen
Seite die deutsche Partei und die Konservativen, auf der andern die Volkspartei
und die Ultramontanen.




Literatur.
Taschenbuch für die Krankenpflege in der Familie, im Hospital im Gemeinde-
n»d Armendienst, sowie im Kriege. Herausgegeben von Geh. Med.-nett Dr. L. Pfeiffer.
Weimar, Bostan, 1888.

Es ist unter Fachleuten bekannt, wie vortreflich es der Herausgeber dieses
^»schenbnches versteht, die allgemein giltigen und notwendigen Gesundheitsregeln
^übt verständlich dem niederen ärztlichen Personal darzustellen. Mit dem
^aschenbuche wendet er sich an Ärzte, Heildiener, Krankenpflegerinnen, Diako¬
nissinnen u. f. w. Im Verein mit einer Anzahl tüchtiger Aerzte, welche nicht
mir ihre Namen für das Titelblatt hergegeben, sondern fleißig mitgearbeitet
Mben, hat er hier ein Lehrbuch der Krankenpflege geschaffen, von kompendiöser
uvrm und doch von so reichem und gediegenem Inhalte, daß Referent mit Ver¬
gnügen und Nutzen bald dieses, bald jenes Kapitel studirt hat.

Besonders erwähnen wollen wir, daß Pfeiffer mit Recht die Kosten dieser
"der jener Behandlungsmethode, dieses oder jenes Kindernahruugsmittels betont,
"in der Pflegerin es zu ermöglichen, bei armen Leuten das billigste und relativ
beste zu treffen. Von großen Interesse sind unter anderm die Angaben über die
Kosten, welche ein junger Weltbürger durch seine Ankunft dem Hause macht, und
si,,d diese Kosten berechnet für die ersten zwanzig Wochen bei verschiednen
^ohlhabenheitsgrad und verschiedner Ernährungsweise. Wir erfahren aus diesen der
Wirklichkeit entnommenen Aufzeichnungen, wie einer wohlsituirtcu Familie mit
..7^6 WO Mark Einkommen das Kindchen bei Ernährung durch Muttermilch
^9.20 Mark, also für den Tag 2.85 Mark kostete, während bei Knhmilcher-
"»hrung die Ausgaben auf 3,48 Mark, bei Gebrauch des Resele'schen Mehles
°uf 3,68 Mark und bei Ammencrnährung auf 4,50 Mark stiegen. In der Fa¬
milie eines Kaufmanns mit 2000 Mark Einkommen (Resele's Mehl) wurden
^4.30 also 0,96 Mark für den Tag ausgegeben, während ein Schuh¬
macher mit 1000 Mark Einkommen, dessen Fran das Kind selbst nähren konnte,
"ur 15 Mark für sein Kind anlegte, also 0,11 für den Tag, und schließlich ist
^ne Proletariarfamilie in der Tabelle erwähnt, die keine Anschaffungen von
Nlnderwcische machte und in zwanzig Wochen nichts ausgab als zwanzig Pfennige
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Maß auf den Tag 0,01 Mark Ausgaben kamen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158199/281>, abgerufen am 27.06.2024.