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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.

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Fortschritte in der Photographie.
von Fritz Anders.
2. Die Kopier- und Druckverfahren.

achten wir kürzlich das photographische Dunkelzimmer besucht
haben, begeben wir uns heute in die Kopierräume und Passiren
dabei das Glashaus oder, wie man zu sagen pflegt, das Atelier.
Hier hat sich neuerdings im ganzen wenig geändert. Die Räume
sind größer und eleganter geworden, aber in der Beleuchtung
wie in der Abdämpfung des Lichtes herrscht heute noch genan dieselbe Mannich-
fciltigkeit wie früher, und noch gerade so wie früher hält jeder Photograph
seine Methode für die einzig wahre. Man hat Ateliers mit wenig, mit viel
Licht, mit Seitenlicht oder Oberlicht oder beidem, man beschattet mit Tafeln
oder Vorhängen, wendet Reflektoren an oder nicht und gewinnt mit jedem Ver¬
fahren vorzügliche Resultate, wenn der Photograph darnach ist, d. h. wenn er
Geschick und ein künstlerisch sehendes Auge hat. Es ist gerade so wie mit der
Malerei, wo es auch weit weniger auf Pinsel und Palette, als auf das Ange
des Künstlers ankommt.

Neu sind Versuche, die mit künstlicher Beleuchtung gemacht worden sind.
Das elektrische Licht hat genügende Kraft, jedoch den Nachteil, daß es ein zu
grelles Licht giebt. Man vermeidet diesen Übelstand, indem man die direkte
Beleuchtung vermeidet, die Strahlen auf einen großen tellerförmigen Reflektor
und von diesem erst auf das Objekt wirft. Die so hergestellten Photographien
geben den mit Tageslicht angefertigten nichts nach. Die ganze Einrichtung ist
ziemlich einfach, und es ist daran weiter nichts wunderbar, als wie der Photo¬
graph auf seine Kosten kommen will, wenn er eine eigne Dampfmaschine auf¬
stellen muß. Schließt er sich, wie es jetzt in Berlin möglich ist, an eine vor¬
handene elektrische Beleuchtung an, so wird die Rechnung viel günstiger, ja es
scheint, als wenn das elektrische Licht, zum Druckverfahren verwendet, ganz be¬
sondre Vorzüge entwickle, weil es nämlich stets zu haben und in der Stärke
sehr konstant ist.

Maitland Laws in Newcastle on Tyne wendet zu seinen Aufnahmen sogar
Gaslicht, d. h. einen Brenner aus achtundsechzig Flammen und einen Spiegel¬
reflektor an. Hiermit exponirt er acht Sekunden, also halbsolange, als es
sonst bei mittlerer Beleuchtung mit der nassen Platte gebräuchlich war. Die
Gelatine-Trockenplatten, die wir neulich besprachen, sind auch hier die Voraus¬
setzung. Mit ihnen kann man, um dies nebenbei zu erwähnen, selbst bei völlig


Fortschritte in der Photographie.
von Fritz Anders.
2. Die Kopier- und Druckverfahren.

achten wir kürzlich das photographische Dunkelzimmer besucht
haben, begeben wir uns heute in die Kopierräume und Passiren
dabei das Glashaus oder, wie man zu sagen pflegt, das Atelier.
Hier hat sich neuerdings im ganzen wenig geändert. Die Räume
sind größer und eleganter geworden, aber in der Beleuchtung
wie in der Abdämpfung des Lichtes herrscht heute noch genan dieselbe Mannich-
fciltigkeit wie früher, und noch gerade so wie früher hält jeder Photograph
seine Methode für die einzig wahre. Man hat Ateliers mit wenig, mit viel
Licht, mit Seitenlicht oder Oberlicht oder beidem, man beschattet mit Tafeln
oder Vorhängen, wendet Reflektoren an oder nicht und gewinnt mit jedem Ver¬
fahren vorzügliche Resultate, wenn der Photograph darnach ist, d. h. wenn er
Geschick und ein künstlerisch sehendes Auge hat. Es ist gerade so wie mit der
Malerei, wo es auch weit weniger auf Pinsel und Palette, als auf das Ange
des Künstlers ankommt.

Neu sind Versuche, die mit künstlicher Beleuchtung gemacht worden sind.
Das elektrische Licht hat genügende Kraft, jedoch den Nachteil, daß es ein zu
grelles Licht giebt. Man vermeidet diesen Übelstand, indem man die direkte
Beleuchtung vermeidet, die Strahlen auf einen großen tellerförmigen Reflektor
und von diesem erst auf das Objekt wirft. Die so hergestellten Photographien
geben den mit Tageslicht angefertigten nichts nach. Die ganze Einrichtung ist
ziemlich einfach, und es ist daran weiter nichts wunderbar, als wie der Photo¬
graph auf seine Kosten kommen will, wenn er eine eigne Dampfmaschine auf¬
stellen muß. Schließt er sich, wie es jetzt in Berlin möglich ist, an eine vor¬
handene elektrische Beleuchtung an, so wird die Rechnung viel günstiger, ja es
scheint, als wenn das elektrische Licht, zum Druckverfahren verwendet, ganz be¬
sondre Vorzüge entwickle, weil es nämlich stets zu haben und in der Stärke
sehr konstant ist.

Maitland Laws in Newcastle on Tyne wendet zu seinen Aufnahmen sogar
Gaslicht, d. h. einen Brenner aus achtundsechzig Flammen und einen Spiegel¬
reflektor an. Hiermit exponirt er acht Sekunden, also halbsolange, als es
sonst bei mittlerer Beleuchtung mit der nassen Platte gebräuchlich war. Die
Gelatine-Trockenplatten, die wir neulich besprachen, sind auch hier die Voraus¬
setzung. Mit ihnen kann man, um dies nebenbei zu erwähnen, selbst bei völlig


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[0518] Fortschritte in der Photographie. von Fritz Anders. 2. Die Kopier- und Druckverfahren. achten wir kürzlich das photographische Dunkelzimmer besucht haben, begeben wir uns heute in die Kopierräume und Passiren dabei das Glashaus oder, wie man zu sagen pflegt, das Atelier. Hier hat sich neuerdings im ganzen wenig geändert. Die Räume sind größer und eleganter geworden, aber in der Beleuchtung wie in der Abdämpfung des Lichtes herrscht heute noch genan dieselbe Mannich- fciltigkeit wie früher, und noch gerade so wie früher hält jeder Photograph seine Methode für die einzig wahre. Man hat Ateliers mit wenig, mit viel Licht, mit Seitenlicht oder Oberlicht oder beidem, man beschattet mit Tafeln oder Vorhängen, wendet Reflektoren an oder nicht und gewinnt mit jedem Ver¬ fahren vorzügliche Resultate, wenn der Photograph darnach ist, d. h. wenn er Geschick und ein künstlerisch sehendes Auge hat. Es ist gerade so wie mit der Malerei, wo es auch weit weniger auf Pinsel und Palette, als auf das Ange des Künstlers ankommt. Neu sind Versuche, die mit künstlicher Beleuchtung gemacht worden sind. Das elektrische Licht hat genügende Kraft, jedoch den Nachteil, daß es ein zu grelles Licht giebt. Man vermeidet diesen Übelstand, indem man die direkte Beleuchtung vermeidet, die Strahlen auf einen großen tellerförmigen Reflektor und von diesem erst auf das Objekt wirft. Die so hergestellten Photographien geben den mit Tageslicht angefertigten nichts nach. Die ganze Einrichtung ist ziemlich einfach, und es ist daran weiter nichts wunderbar, als wie der Photo¬ graph auf seine Kosten kommen will, wenn er eine eigne Dampfmaschine auf¬ stellen muß. Schließt er sich, wie es jetzt in Berlin möglich ist, an eine vor¬ handene elektrische Beleuchtung an, so wird die Rechnung viel günstiger, ja es scheint, als wenn das elektrische Licht, zum Druckverfahren verwendet, ganz be¬ sondre Vorzüge entwickle, weil es nämlich stets zu haben und in der Stärke sehr konstant ist. Maitland Laws in Newcastle on Tyne wendet zu seinen Aufnahmen sogar Gaslicht, d. h. einen Brenner aus achtundsechzig Flammen und einen Spiegel¬ reflektor an. Hiermit exponirt er acht Sekunden, also halbsolange, als es sonst bei mittlerer Beleuchtung mit der nassen Platte gebräuchlich war. Die Gelatine-Trockenplatten, die wir neulich besprachen, sind auch hier die Voraus¬ setzung. Mit ihnen kann man, um dies nebenbei zu erwähnen, selbst bei völlig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156924/518>, abgerufen am 27.12.2024.