Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.Pfisters Mühle. den Gefallen und verderbt Euch und nur nicht länger die Gemütlichkeit des Damals stand ich ob dieses Erfolges dieser Wendung der Rede A. A. Asches Sie entfernten sich, und wir blieben noch einige Augenblicke. Sie liefen, Wie ich glaube, können wir allmählich auch gehen. -Liftes Blatt. Auf dem Stadtwege nach Pfisters Mühle. Der Tag Adams und Evas! -- Fürs erste war es ein Morgen über und Da bin ich, lieber Mann! Es steht nicht im Buch der Genesis und wird natürlich nur von der Bank Was nun das Fleisch von meinem Fleisch, das Bein von meinem Bein an¬ Grenzboten IV. 1834. 31
Pfisters Mühle. den Gefallen und verderbt Euch und nur nicht länger die Gemütlichkeit des Damals stand ich ob dieses Erfolges dieser Wendung der Rede A. A. Asches Sie entfernten sich, und wir blieben noch einige Augenblicke. Sie liefen, Wie ich glaube, können wir allmählich auch gehen. -Liftes Blatt. Auf dem Stadtwege nach Pfisters Mühle. Der Tag Adams und Evas! — Fürs erste war es ein Morgen über und Da bin ich, lieber Mann! Es steht nicht im Buch der Genesis und wird natürlich nur von der Bank Was nun das Fleisch von meinem Fleisch, das Bein von meinem Bein an¬ Grenzboten IV. 1834. 31
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0249" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/157174"/> <fw type="header" place="top"> Pfisters Mühle.</fw><lb/> <p xml:id="ID_859" prev="#ID_858"> den Gefallen und verderbt Euch und nur nicht länger die Gemütlichkeit des<lb/> Abends vor dem heiligen Christ! Hier — auf den Tisch — mein letztes Zehn¬<lb/> markstück! Das ist vom Onkel Asche für die Kinder, Schlehengasse Nummero<lb/> eins. Da, Toni ist die vernünftigste, die und Hermann nehmen den größten<lb/> Handkorb, aber alle übrigen gehen mit in die Stadt zum Zuckerbäcker, und —<lb/> euch älteres und ältestes Gesindel mache ich darauf aufmerksam, daß ich zu Neu¬<lb/> jahr wieder hier am Platze bin und fürchterliche Rechenschaft fordern werde,<lb/> wenn der geringste Krakehl wegen ungerechter Verteilung im Hanse entstanden<lb/> sein sollte.</p><lb/> <p xml:id="ID_860"> Damals stand ich ob dieses Erfolges dieser Wendung der Rede A. A. Asches<lb/> nur stupifizirt. Wie ich heute, bei reiferen Jahren, die Sache ansehe, kann ich<lb/> mir nur sagen: Hier war der Charakter, den Durchlaucht Fürst Bismarck, Kanzler<lb/> des deutschen Reiches, wenigstens so ungefähr im Sinne haben konnte, wenn er<lb/> den Reichstag ersuchte, sich gütigst für einen andern Mann auf dem harten<lb/> Stuhl zu sammeln.</p><lb/> <p xml:id="ID_861"> Sie entfernten sich, und wir blieben noch einige Augenblicke. Sie liefen,<lb/> und wir hörten ihren jauchzenden Tumult auf allen Treppen — Kinderjubel<lb/> und Kindergekreisch treppauf, treppab: Onkel Asche! von oben bis unten durch<lb/> das Haus Schlehengafse eins im Odefelde. Aus der Atemlosigkeit eines Lach¬<lb/> krampfes, dessen ich mich heute noch schäme, riß mich das gelassene Wort Doktor<lb/> Adam Asches:</p><lb/> <p xml:id="ID_862"> Wie ich glaube, können wir allmählich auch gehen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> -Liftes Blatt.<lb/> Auf dem Stadtwege nach Pfisters Mühle.</head><lb/> <p xml:id="ID_863"> Der Tag Adams und Evas! — Fürs erste war es ein Morgen über und<lb/> um Pfisters Mühle, so blau und so grün, so lau und doch so frisch, so sonnen¬<lb/> klar und so voll lieblichen Schattens, wie vielleicht der, an welchem in dem großen<lb/> Tiergarten der Erde die erste Eva verschämt-zärtlich zum erstenmale leise die<lb/> Hand dem Adam auf die Schulter legte und flüsterte:</p><lb/> <p xml:id="ID_864"> Da bin ich, lieber Mann!</p><lb/> <p xml:id="ID_865"> Es steht nicht im Buch der Genesis und wird natürlich nur von der Bank<lb/> stammen, auf der die Spötter sitzen — nämlich, daß unser aller Stammvater<lb/> in der dem süßen Wunder vorhergehenden Nacht bedenklich schwer geträumt habe,<lb/> und zwar apriorisch von unendlichen Katzbalgereien mit und unter seinesgleichen,<lb/> und daß er in jener Nacht, und zwar im Traume, noch einem Dinge seinen<lb/> Namen gegeben habe. Es ist unbedingt nicht wahr, daß zu dem Begriff Rippen¬<lb/> stoß in jener Nacht das Wort gefunden worden sei. —</p><lb/> <p xml:id="ID_866" next="#ID_867"> Was nun das Fleisch von meinem Fleisch, das Bein von meinem Bein an¬<lb/> betrifft, so gelang es dem an diesem schönen Morgen nicht, wie sonst wohl,</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 1834. 31</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0249]
Pfisters Mühle.
den Gefallen und verderbt Euch und nur nicht länger die Gemütlichkeit des
Abends vor dem heiligen Christ! Hier — auf den Tisch — mein letztes Zehn¬
markstück! Das ist vom Onkel Asche für die Kinder, Schlehengasse Nummero
eins. Da, Toni ist die vernünftigste, die und Hermann nehmen den größten
Handkorb, aber alle übrigen gehen mit in die Stadt zum Zuckerbäcker, und —
euch älteres und ältestes Gesindel mache ich darauf aufmerksam, daß ich zu Neu¬
jahr wieder hier am Platze bin und fürchterliche Rechenschaft fordern werde,
wenn der geringste Krakehl wegen ungerechter Verteilung im Hanse entstanden
sein sollte.
Damals stand ich ob dieses Erfolges dieser Wendung der Rede A. A. Asches
nur stupifizirt. Wie ich heute, bei reiferen Jahren, die Sache ansehe, kann ich
mir nur sagen: Hier war der Charakter, den Durchlaucht Fürst Bismarck, Kanzler
des deutschen Reiches, wenigstens so ungefähr im Sinne haben konnte, wenn er
den Reichstag ersuchte, sich gütigst für einen andern Mann auf dem harten
Stuhl zu sammeln.
Sie entfernten sich, und wir blieben noch einige Augenblicke. Sie liefen,
und wir hörten ihren jauchzenden Tumult auf allen Treppen — Kinderjubel
und Kindergekreisch treppauf, treppab: Onkel Asche! von oben bis unten durch
das Haus Schlehengafse eins im Odefelde. Aus der Atemlosigkeit eines Lach¬
krampfes, dessen ich mich heute noch schäme, riß mich das gelassene Wort Doktor
Adam Asches:
Wie ich glaube, können wir allmählich auch gehen.
-Liftes Blatt.
Auf dem Stadtwege nach Pfisters Mühle.
Der Tag Adams und Evas! — Fürs erste war es ein Morgen über und
um Pfisters Mühle, so blau und so grün, so lau und doch so frisch, so sonnen¬
klar und so voll lieblichen Schattens, wie vielleicht der, an welchem in dem großen
Tiergarten der Erde die erste Eva verschämt-zärtlich zum erstenmale leise die
Hand dem Adam auf die Schulter legte und flüsterte:
Da bin ich, lieber Mann!
Es steht nicht im Buch der Genesis und wird natürlich nur von der Bank
stammen, auf der die Spötter sitzen — nämlich, daß unser aller Stammvater
in der dem süßen Wunder vorhergehenden Nacht bedenklich schwer geträumt habe,
und zwar apriorisch von unendlichen Katzbalgereien mit und unter seinesgleichen,
und daß er in jener Nacht, und zwar im Traume, noch einem Dinge seinen
Namen gegeben habe. Es ist unbedingt nicht wahr, daß zu dem Begriff Rippen¬
stoß in jener Nacht das Wort gefunden worden sei. —
Was nun das Fleisch von meinem Fleisch, das Bein von meinem Bein an¬
betrifft, so gelang es dem an diesem schönen Morgen nicht, wie sonst wohl,
Grenzboten IV. 1834. 31
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |