Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.Notizen, Boden fußt, so war bald dem kleinen Martl" ein an seinen allzu frühen Ein¬ (Fortsetzung folgt,) Notizen. Der Kaiser von China. In einem Augenblicke, wo die Aufmerksamkeit Notizen, Boden fußt, so war bald dem kleinen Martl» ein an seinen allzu frühen Ein¬ (Fortsetzung folgt,) Notizen. Der Kaiser von China. In einem Augenblicke, wo die Aufmerksamkeit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0060" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/154225"/> <fw type="header" place="top"> Notizen,</fw><lb/> <p xml:id="ID_159" prev="#ID_158"> Boden fußt, so war bald dem kleinen Martl» ein an seinen allzu frühen Ein¬<lb/> tritt in die Welt erinnernder Beiname gegeben, der nur zu oft auch die Ohren<lb/> der eiteln Mutter traf. Diese war nach'dem Tode des Schwiegervaters auch<lb/> die geschäftliche Stütze ihres Mannes geworden; sie gab seiner mangelnden<lb/> Initiative den nötigen Mut, und sie trug nicht nur dazu bei, den Umsatz im<lb/> Geschäft zu vermehren, sondern veranlaßte auch ihren Mann zu dem Abschluß<lb/> von Liefernngs- und Differenzgeschäften, deren zuerst nur geringfügige Speku¬<lb/> lationen glückten, Ihr Ehrgeiz war jetzt, die Heimat zu verlassen und den<lb/> Schauplatz, der sie an ihre armselige Jugend, an ihre Demütigungen und ihren<lb/> Fehltritt erinnerte und der sie gleichzeitig durch die fortwährende Unterstützung<lb/> beengte, welche von ihren Eltern und Geschwistern beansprucht wurde, mit einem<lb/> größern Wirkungskreise zu vertauschen, Ihr Ziel war Berlin, und so lange<lb/> wußte sie ihren Mann anzustacheln, bis endlich diese Übersiedlung vor sich ging.</p><lb/> <p xml:id="ID_160"> (Fortsetzung folgt,)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Notizen.</head><lb/> <div n="2"> <head> Der Kaiser von China.</head> <p xml:id="ID_161" next="#ID_162"> In einem Augenblicke, wo die Aufmerksamkeit<lb/> der Welt sich ans die Frage konzentrirt, ob nächstens ein Krieg zwischen Frankreich<lb/> und China ausbrechen wird, werden einige Mitteilungen, die der Nortti OKiiur<lb/> LsiÄä über die Person und die häuslichen Verhältnisse des jetzigen Beherrschers<lb/> der Chinesen bringt, nicht ohne Interesse sein. Der gegenwärtige „Sohn des<lb/> Himmels" ist ein Knabe von nicht ganz sechzehn Jahren und in seinein Palaste<lb/> streng abgeschieden von der Welt, Das Gebäude, welches die sieben Zimmer des<lb/> Kaisers enthält, befindet sich im Mittelpunkte einer weiten, mit Mauern umgebenen<lb/> Fläche und liegt eine halbe englische Meile von der Sndpforte entfernt, dnrch<lb/> welche die Staatsminister den Raum betreten. Nach der Hofetikette müßte diese<lb/> Straße zu Fuße zurückgelegt werden, doch gestattet man den bejahrten Herren dezi<lb/> Gebratich eines Wagens, Da der Kaiser als ein halbgöttliches Wesen angesehen<lb/> wird, so müssen alle, die sich ihm nähern, auf die Knie fallen, was selbst von<lb/> seiner Mutter gilt. In seinem ersten Jahre wurde der himmlische Potentat der<lb/> Impfung unterzogen, jetzt aber kann er nicht wieder geimpft werden, da es als<lb/> todeswürdiges Verbrechen betrachtet wird, seiner Person mit einem schneidenden<lb/> oder stechenden Werkzeuge zu nahen. Seine Mutter besucht ihn nur einmal des<lb/> Monats, wahrscheinlich weil die Zeremonien, die sie dabei zu beobachten hat, zu<lb/> sehr anstrengen. In den kaiserlichen Gemächern ist der Fußboden mit europäischen<lb/> Teppichen belegt, und die Divans sind mit rothem chinesischen Filz überzogen, auf<lb/> welchen Drachen und Phönixe gestickt sind. Vor der Thür des Hauptzimmers<lb/> häugt ein schwerer Vorhang, der im Winter das Eindringen kalter Luft verhindert,<lb/> und der im Sommer durch ein Geflecht aus dünnen Bambnsstäbchen ersetzt wird,<lb/> welches kühlende Winde hindurchläßt. Wenn der Monarch von 250 Millionen<lb/> Menschen durch die Sitte zu einem einsamen Leben wie in einem Gefängnisse ver¬<lb/> urteilt ist, so hat man den Trost, zu wissen, daß er sich innerhalb der Ummauerung,<lb/> in der sein Palast steht, den Genuß der freien Luft gestatten darf. Er reitet hier<lb/> spazieren, übt sich im Bogenschießen und macht kleine Schlittenpartien. Jeden Tag<lb/> verwendet er anderthalb Stunden auf das Studium der chinesischen Sprache und<lb/> ebensoviel Zeit auf Erlernung des Idioms der Mandschu, der Kricgerkciste, zu<lb/> welcher die kaiserliche Dynastie gehört. Seine Dienerschaft besteht aus Eunuchen,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0060]
Notizen,
Boden fußt, so war bald dem kleinen Martl» ein an seinen allzu frühen Ein¬
tritt in die Welt erinnernder Beiname gegeben, der nur zu oft auch die Ohren
der eiteln Mutter traf. Diese war nach'dem Tode des Schwiegervaters auch
die geschäftliche Stütze ihres Mannes geworden; sie gab seiner mangelnden
Initiative den nötigen Mut, und sie trug nicht nur dazu bei, den Umsatz im
Geschäft zu vermehren, sondern veranlaßte auch ihren Mann zu dem Abschluß
von Liefernngs- und Differenzgeschäften, deren zuerst nur geringfügige Speku¬
lationen glückten, Ihr Ehrgeiz war jetzt, die Heimat zu verlassen und den
Schauplatz, der sie an ihre armselige Jugend, an ihre Demütigungen und ihren
Fehltritt erinnerte und der sie gleichzeitig durch die fortwährende Unterstützung
beengte, welche von ihren Eltern und Geschwistern beansprucht wurde, mit einem
größern Wirkungskreise zu vertauschen, Ihr Ziel war Berlin, und so lange
wußte sie ihren Mann anzustacheln, bis endlich diese Übersiedlung vor sich ging.
(Fortsetzung folgt,)
Notizen.
Der Kaiser von China. In einem Augenblicke, wo die Aufmerksamkeit
der Welt sich ans die Frage konzentrirt, ob nächstens ein Krieg zwischen Frankreich
und China ausbrechen wird, werden einige Mitteilungen, die der Nortti OKiiur
LsiÄä über die Person und die häuslichen Verhältnisse des jetzigen Beherrschers
der Chinesen bringt, nicht ohne Interesse sein. Der gegenwärtige „Sohn des
Himmels" ist ein Knabe von nicht ganz sechzehn Jahren und in seinein Palaste
streng abgeschieden von der Welt, Das Gebäude, welches die sieben Zimmer des
Kaisers enthält, befindet sich im Mittelpunkte einer weiten, mit Mauern umgebenen
Fläche und liegt eine halbe englische Meile von der Sndpforte entfernt, dnrch
welche die Staatsminister den Raum betreten. Nach der Hofetikette müßte diese
Straße zu Fuße zurückgelegt werden, doch gestattet man den bejahrten Herren dezi
Gebratich eines Wagens, Da der Kaiser als ein halbgöttliches Wesen angesehen
wird, so müssen alle, die sich ihm nähern, auf die Knie fallen, was selbst von
seiner Mutter gilt. In seinem ersten Jahre wurde der himmlische Potentat der
Impfung unterzogen, jetzt aber kann er nicht wieder geimpft werden, da es als
todeswürdiges Verbrechen betrachtet wird, seiner Person mit einem schneidenden
oder stechenden Werkzeuge zu nahen. Seine Mutter besucht ihn nur einmal des
Monats, wahrscheinlich weil die Zeremonien, die sie dabei zu beobachten hat, zu
sehr anstrengen. In den kaiserlichen Gemächern ist der Fußboden mit europäischen
Teppichen belegt, und die Divans sind mit rothem chinesischen Filz überzogen, auf
welchen Drachen und Phönixe gestickt sind. Vor der Thür des Hauptzimmers
häugt ein schwerer Vorhang, der im Winter das Eindringen kalter Luft verhindert,
und der im Sommer durch ein Geflecht aus dünnen Bambnsstäbchen ersetzt wird,
welches kühlende Winde hindurchläßt. Wenn der Monarch von 250 Millionen
Menschen durch die Sitte zu einem einsamen Leben wie in einem Gefängnisse ver¬
urteilt ist, so hat man den Trost, zu wissen, daß er sich innerhalb der Ummauerung,
in der sein Palast steht, den Genuß der freien Luft gestatten darf. Er reitet hier
spazieren, übt sich im Bogenschießen und macht kleine Schlittenpartien. Jeden Tag
verwendet er anderthalb Stunden auf das Studium der chinesischen Sprache und
ebensoviel Zeit auf Erlernung des Idioms der Mandschu, der Kricgerkciste, zu
welcher die kaiserliche Dynastie gehört. Seine Dienerschaft besteht aus Eunuchen,
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