Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.Literatur. nähme gefunden. Eine fürstliche Frau ans Berlin, welche unbekannt bleiben
Und Margarete? Und Bertha Genöve? Ihre Schicksale lassen uns gleich- Literatur. Konkurrenzen in der Erklärung der deutscheu Geschlechtsnamen von Karl Gustaf Umdrehen, Heilbronn, Gebr. Henninger, l883. Da einige Kapitel dieser "Konkurrenzen" vor einiger Zeit in den Grenzboten Literatur. nähme gefunden. Eine fürstliche Frau ans Berlin, welche unbekannt bleiben
Und Margarete? Und Bertha Genöve? Ihre Schicksale lassen uns gleich- Literatur. Konkurrenzen in der Erklärung der deutscheu Geschlechtsnamen von Karl Gustaf Umdrehen, Heilbronn, Gebr. Henninger, l883. Da einige Kapitel dieser „Konkurrenzen" vor einiger Zeit in den Grenzboten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0537" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/154702"/> <fw type="header" place="top"> Literatur.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1604" prev="#ID_1603"> nähme gefunden. Eine fürstliche Frau ans Berlin, welche unbekannt bleiben<lb/> wollte, übermittelte dem deutschen Gesandten in Brüssel eine erhebliche Summe<lb/> zur Errichtung eines Grabdenkmals, Der Gesandte trat mit Harold Stolberg<lb/> in Verbindung, und so wurde schon im Mai 1880 ein von einem belgischen<lb/> Künstler übernommenes Denkmal enthüllt. Es bestand in zwei gebrochenen<lb/> Säulen mit zu Boden liegenden korinthischen Kapitalen. Die Säulen trugen<lb/> die Namen der Verblichenen, und unter den Namen standen folgende Worte:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_67" type="poem"> <l> ^nor ob' s, nullo air^lo Äwar xsräona<lb/> M xrose alvi ooswi zziu-ehr si körte,<lb/> (übe, como vsäi, aueor non mi sbbiwäonÄ,<lb/> ^wor voll<Zu8Sö noi g>ä uns mores.<lb/> Die Liebe, die Geliebte stets berückte,<lb/> Ergriff für diesen mich mit solchem Brand,<lb/> Daß, wie dn siehst, kein Leid ihn unterdrückte,<lb/> Die Liebe hat uns in ein Grab gesandt.<lb/></l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1605"> Und Margarete? Und Bertha Genöve? Ihre Schicksale lassen uns gleich-<lb/> giltig. Wir hatten nur das schwere Geschick der edeln Menschen zu schildern,<lb/> die ihre Schwäche und ihre Liebe, ihren Enthusiasmus und ihre Hochherzigkeit<lb/> mit ihrem Tode führten, nachdem sie die Vorsehung durch ein schweres Loos<lb/> auf Erden geprüft und geläutert hatte. Vou deu Schuften aber wüßten wir<lb/> doch nichts zu erzählen, als daß sie den Rausch und die Freuden des Lebens<lb/> genießen — und das erregt unser Interesse nicht.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Literatur.</head><lb/> <div n="2"> <head> Konkurrenzen in der Erklärung der deutscheu Geschlechtsnamen von Karl<lb/> Gustaf Umdrehen, Heilbronn, Gebr. Henninger, l883.</head><lb/> <p xml:id="ID_1606" next="#ID_1607"> Da einige Kapitel dieser „Konkurrenzen" vor einiger Zeit in den Grenzboten<lb/> abgedruckt waren, die unsern Lesern noch in guter Erinnerung sein werden, so<lb/> bedürfte es statt einer Empfehlung vielleicht nur dieses Hinweises, Aber ein Buch<lb/> Andrcsens empfiehlt man immer gern und ans vollster Überzeugung, Wie seine<lb/> Prächtige „Deutsche Volksetymologie" und sein soeben in dritter Auflage erschienenes,<lb/> leider nnr allzu zeitgemäßes Buch über „Sprachgebrauch und Sprachrichtigkeit<lb/> im Dentschen," so vereinigt auch das vorliegende die beiden Vorzüge, daß es ein<lb/> echt wissenschaftliches, in allen Einzelheiten auf der Höhe der Forschung stehendes<lb/> und doch dabei auch wieder nach Inhalt und Form echt volkstümliches Buch ist.<lb/> Wie die Wortdentnng überhaupt, so bildet ja insbesondre auch die Namendcutnng<lb/> eines der beliebtesten Probleme gebildeter, denkender Laien, Auf keinem Gebiete<lb/> aber ist es gefährlicher, ohne ausgedehnte und zusammenhängende sprachgeschicht-<lb/> liche Kenntnisse selbständig vorzugehen, als auf diesem. Wie oft ist die nicht mehr<lb/> verstandene ursprüngliche Namensform durch volksetymologische Einwirkung um¬<lb/> staltet worden, bis wieder eine scheinbar sinnvolle Form daraus geworden (Bier¬<lb/> hals und Bärwald, beide aus Berald, Rollfuß aus Rolfs, Wohlfahrt aus Wolf-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0537]
Literatur.
nähme gefunden. Eine fürstliche Frau ans Berlin, welche unbekannt bleiben
wollte, übermittelte dem deutschen Gesandten in Brüssel eine erhebliche Summe
zur Errichtung eines Grabdenkmals, Der Gesandte trat mit Harold Stolberg
in Verbindung, und so wurde schon im Mai 1880 ein von einem belgischen
Künstler übernommenes Denkmal enthüllt. Es bestand in zwei gebrochenen
Säulen mit zu Boden liegenden korinthischen Kapitalen. Die Säulen trugen
die Namen der Verblichenen, und unter den Namen standen folgende Worte:
^nor ob' s, nullo air^lo Äwar xsräona
M xrose alvi ooswi zziu-ehr si körte,
(übe, como vsäi, aueor non mi sbbiwäonÄ,
^wor voll<Zu8Sö noi g>ä uns mores.
Die Liebe, die Geliebte stets berückte,
Ergriff für diesen mich mit solchem Brand,
Daß, wie dn siehst, kein Leid ihn unterdrückte,
Die Liebe hat uns in ein Grab gesandt.
Und Margarete? Und Bertha Genöve? Ihre Schicksale lassen uns gleich-
giltig. Wir hatten nur das schwere Geschick der edeln Menschen zu schildern,
die ihre Schwäche und ihre Liebe, ihren Enthusiasmus und ihre Hochherzigkeit
mit ihrem Tode führten, nachdem sie die Vorsehung durch ein schweres Loos
auf Erden geprüft und geläutert hatte. Vou deu Schuften aber wüßten wir
doch nichts zu erzählen, als daß sie den Rausch und die Freuden des Lebens
genießen — und das erregt unser Interesse nicht.
Literatur.
Konkurrenzen in der Erklärung der deutscheu Geschlechtsnamen von Karl
Gustaf Umdrehen, Heilbronn, Gebr. Henninger, l883.
Da einige Kapitel dieser „Konkurrenzen" vor einiger Zeit in den Grenzboten
abgedruckt waren, die unsern Lesern noch in guter Erinnerung sein werden, so
bedürfte es statt einer Empfehlung vielleicht nur dieses Hinweises, Aber ein Buch
Andrcsens empfiehlt man immer gern und ans vollster Überzeugung, Wie seine
Prächtige „Deutsche Volksetymologie" und sein soeben in dritter Auflage erschienenes,
leider nnr allzu zeitgemäßes Buch über „Sprachgebrauch und Sprachrichtigkeit
im Dentschen," so vereinigt auch das vorliegende die beiden Vorzüge, daß es ein
echt wissenschaftliches, in allen Einzelheiten auf der Höhe der Forschung stehendes
und doch dabei auch wieder nach Inhalt und Form echt volkstümliches Buch ist.
Wie die Wortdentnng überhaupt, so bildet ja insbesondre auch die Namendcutnng
eines der beliebtesten Probleme gebildeter, denkender Laien, Auf keinem Gebiete
aber ist es gefährlicher, ohne ausgedehnte und zusammenhängende sprachgeschicht-
liche Kenntnisse selbständig vorzugehen, als auf diesem. Wie oft ist die nicht mehr
verstandene ursprüngliche Namensform durch volksetymologische Einwirkung um¬
staltet worden, bis wieder eine scheinbar sinnvolle Form daraus geworden (Bier¬
hals und Bärwald, beide aus Berald, Rollfuß aus Rolfs, Wohlfahrt aus Wolf-
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