Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.Francesca von Rimini. Triumphs der Schönheit von Oswald Hertel" erschien. Das mehr oder minder Das Leben des Vorjahrs begann aufs neue, aufs neue auch die eifer¬ 14. Unterdeß hatte Francesca einen Kelch ganz andrer Art durchgekostet. Es Francesca von Rimini. Triumphs der Schönheit von Oswald Hertel" erschien. Das mehr oder minder Das Leben des Vorjahrs begann aufs neue, aufs neue auch die eifer¬ 14. Unterdeß hatte Francesca einen Kelch ganz andrer Art durchgekostet. Es <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0526" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/154691"/> <fw type="header" place="top"> Francesca von Rimini.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1573" prev="#ID_1572"> Triumphs der Schönheit von Oswald Hertel" erschien. Das mehr oder minder<lb/> skandalöse Leben Margaretens, die bornirte Gutmütigkeit ihres Gatten, den der<lb/> Verfasser nicht anders als mit Menelaus van K.....bezeichnete, die Treulosig¬<lb/> keit Oswalds gegen seine Gattin wurde mit grellen Farben geschildert, wurde<lb/> der verwilderten Skandalsucht des Berliner Mohs preisgegeben, und diesmal<lb/> fand sich kein Freund, der das Blatt zur Rechenschaft zog. Selbstverständlich<lb/> erhielt das Paar, welches zum Gegenstande der Angriffe diente, von anonymer,<lb/> aber befreundeter Hand — der Leser wird die Absenderin nicht unschwer er¬<lb/> raten — einige Exemplare der betreffenden Zeitungsnummer. Margarete geriet<lb/> hierüber ganz außer sich, sie überhäufte Oswald mit den bittersten Vorwürfen,<lb/> und sie, welche gerade das letzte unglückliche Bild mit besondrer Aufmunterung<lb/> inspirirt hatte, scheute sich nicht, von den „Sudeleien" zu sprechen, durch die er<lb/> sie schon so oft bloßgestellt habe. Sie wollte die Gelegenheit benutzen, sich von<lb/> Oswald zu trennen, aber die Ausbrüche seiner Leidenschaft waren so groß, daß<lb/> sie Furcht überkam und gemeinschaftlich mit ihm bei Beginn des Winters nach<lb/> Paris reiste, wo die frühern Wohnungen bezogen wurden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1574"> Das Leben des Vorjahrs begann aufs neue, aufs neue auch die eifer¬<lb/> süchtigen Peinigungen Oswalds, welche diesmal umsomehr begründet waren,<lb/> als der Sekretär der Amerikanischen Gesandtschaft, Mr. Abraham Josua<lb/> Wincox, der Sohn des bekannten Petroleumfürsten, nicht nur bei Margarete<lb/> Zugang fand, sondern sich auch unzweideutiger Beweise ihrer Gunst zu erfreuen<lb/> hatte. Frau van Köller mußte mit allen Künsten weiblicher Diplomatie kämpfen,<lb/> um diese beiden Nebenbuhler teils vor einander zu verbergen, teils in Schranken<lb/> zu halten, und sie benutzte nach Kräften ihre Gewalt über Oswald, die in dem<lb/> Maße zu seiner Furcht, daß ihm die Geliebte verloren gehen könnte, immer<lb/> größer wurde. Das Leben Oswalds war eine Kette aufregender Qualen;<lb/> schon wer ihn ansah, merkte, von welchen Kämpfen die Seele dieses Organismus<lb/> erschüttert wurde.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> 14.</head><lb/> <p xml:id="ID_1575" next="#ID_1576"> Unterdeß hatte Francesca einen Kelch ganz andrer Art durchgekostet. Es<lb/> galt einerseits, um den geliebten Mann noch immer zu schonen, andrerseits um<lb/> Don Baldassare den großen Schmerz zu ersparen, den Beweggrund von<lb/> Oswalds Abreise zu verheimlichen. Sie hatte keine Vorstellung von dem Aufent¬<lb/> halt und Treiben ihres treulosen Gatten, aber dem Oheim gab sie vor, daß<lb/> Oswald auf ein Telegramm nach Berlin gereist sei, um sich dem Hofe auf<lb/> dessen nachdrücklichen Wunsch vorzustellen. So mußte sie, während in ihrem<lb/> Innern bitterer Schmerz seinen Aufenthalt genommen hatte, dem Marchese und<lb/> Rebecchini gegenüber heiter und zufrieden erschienen. Ja noch mehr, sie mußte<lb/> von Zeit zu Zeit unter dem Namen ihres Gatten Briefe an sich schreiben, in<lb/> diesen fortwährend die Liebe zu der Gattin beteuern und die Aufnahme und</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0526]
Francesca von Rimini.
Triumphs der Schönheit von Oswald Hertel" erschien. Das mehr oder minder
skandalöse Leben Margaretens, die bornirte Gutmütigkeit ihres Gatten, den der
Verfasser nicht anders als mit Menelaus van K.....bezeichnete, die Treulosig¬
keit Oswalds gegen seine Gattin wurde mit grellen Farben geschildert, wurde
der verwilderten Skandalsucht des Berliner Mohs preisgegeben, und diesmal
fand sich kein Freund, der das Blatt zur Rechenschaft zog. Selbstverständlich
erhielt das Paar, welches zum Gegenstande der Angriffe diente, von anonymer,
aber befreundeter Hand — der Leser wird die Absenderin nicht unschwer er¬
raten — einige Exemplare der betreffenden Zeitungsnummer. Margarete geriet
hierüber ganz außer sich, sie überhäufte Oswald mit den bittersten Vorwürfen,
und sie, welche gerade das letzte unglückliche Bild mit besondrer Aufmunterung
inspirirt hatte, scheute sich nicht, von den „Sudeleien" zu sprechen, durch die er
sie schon so oft bloßgestellt habe. Sie wollte die Gelegenheit benutzen, sich von
Oswald zu trennen, aber die Ausbrüche seiner Leidenschaft waren so groß, daß
sie Furcht überkam und gemeinschaftlich mit ihm bei Beginn des Winters nach
Paris reiste, wo die frühern Wohnungen bezogen wurden.
Das Leben des Vorjahrs begann aufs neue, aufs neue auch die eifer¬
süchtigen Peinigungen Oswalds, welche diesmal umsomehr begründet waren,
als der Sekretär der Amerikanischen Gesandtschaft, Mr. Abraham Josua
Wincox, der Sohn des bekannten Petroleumfürsten, nicht nur bei Margarete
Zugang fand, sondern sich auch unzweideutiger Beweise ihrer Gunst zu erfreuen
hatte. Frau van Köller mußte mit allen Künsten weiblicher Diplomatie kämpfen,
um diese beiden Nebenbuhler teils vor einander zu verbergen, teils in Schranken
zu halten, und sie benutzte nach Kräften ihre Gewalt über Oswald, die in dem
Maße zu seiner Furcht, daß ihm die Geliebte verloren gehen könnte, immer
größer wurde. Das Leben Oswalds war eine Kette aufregender Qualen;
schon wer ihn ansah, merkte, von welchen Kämpfen die Seele dieses Organismus
erschüttert wurde.
14.
Unterdeß hatte Francesca einen Kelch ganz andrer Art durchgekostet. Es
galt einerseits, um den geliebten Mann noch immer zu schonen, andrerseits um
Don Baldassare den großen Schmerz zu ersparen, den Beweggrund von
Oswalds Abreise zu verheimlichen. Sie hatte keine Vorstellung von dem Aufent¬
halt und Treiben ihres treulosen Gatten, aber dem Oheim gab sie vor, daß
Oswald auf ein Telegramm nach Berlin gereist sei, um sich dem Hofe auf
dessen nachdrücklichen Wunsch vorzustellen. So mußte sie, während in ihrem
Innern bitterer Schmerz seinen Aufenthalt genommen hatte, dem Marchese und
Rebecchini gegenüber heiter und zufrieden erschienen. Ja noch mehr, sie mußte
von Zeit zu Zeit unter dem Namen ihres Gatten Briefe an sich schreiben, in
diesen fortwährend die Liebe zu der Gattin beteuern und die Aufnahme und
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