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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.

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jrancesca von Rimini.
N Adam von Festenberg. ovelle von(Schluß.)
13.

ach einigen Tagen Aufenthalt in Mailand begleitete !Oswald
Margarete auf deren Wunsch nach Paris. Oswald würde es
zwar vorgezogen haben, die ersten Wochen ihrer Vereinigung an
einem stillen Orte an einem der italienischen Seen zu verleben,
allein Margarete, welche schon mehr als einmal die süßen Lang¬
weiligkeiten des Honigmonats durchgekostet hatte, wußte ihren neuen Freund
von dergleichen schülerhaften Schwärmereien mit Erfolg abzubringen. In Paris
konnte von einem öffentlichen Zusammenleben insofern nicht die Rede fein, als
Frau van Köller gewisse Rücksichten auf ihren Mann zu nehmen hatte, dessen
Firma mit den großen Pariser Finanzinstituten in Verbindung stand. Deshalb
mußte sich Oswald sein Atelier mit einer kleinen Wohnung in der ^.vsiiuö as
ig, Viotoii'6 wählen, während Margarete wenige Häuser davon eine glänzend
ausgestattete Beletage bezog. Er hatte für das ihn umgebende neue Leben keinen
Sinn, er wollte nur Margarete besitzen, jeden Augenblick bei ihr zubringen
und keinen Zeugen seines Glückes haben. Margarete, deren Element gerade
in den rauschenden Zerstreuungen des Pariser Lebens bestand, vermochte es
zwar zu veranlassen, daß Oswald mit ihr in das Lois at Loulo^n.6 fuhr und
des Abends Theater und Konzerte besuchte. Auch suchte sie ihn zur Arbeit
anzufeuern, um wenigstens einige Stunden des Tages zu haben, in denen sie
die Freiheit von dem süßen Joch genießen konnte. Ihren Zweck hatte sie ja
erreicht. Allein Oswald fand in dem Atelier keine Ruhe, er sing verschiedene
Gemälde an, konnte jedoch keins vollenden, weil entweder sein phantastisches
Wollen weit über die Möglichkeit hinausging oder weil ihm die Sammlung
des Gemütes sehlte, einen vorhandenen Entwurf bis in die minutiösen Details


Grenzboten IV. 1833. 66


jrancesca von Rimini.
N Adam von Festenberg. ovelle von(Schluß.)
13.

ach einigen Tagen Aufenthalt in Mailand begleitete !Oswald
Margarete auf deren Wunsch nach Paris. Oswald würde es
zwar vorgezogen haben, die ersten Wochen ihrer Vereinigung an
einem stillen Orte an einem der italienischen Seen zu verleben,
allein Margarete, welche schon mehr als einmal die süßen Lang¬
weiligkeiten des Honigmonats durchgekostet hatte, wußte ihren neuen Freund
von dergleichen schülerhaften Schwärmereien mit Erfolg abzubringen. In Paris
konnte von einem öffentlichen Zusammenleben insofern nicht die Rede fein, als
Frau van Köller gewisse Rücksichten auf ihren Mann zu nehmen hatte, dessen
Firma mit den großen Pariser Finanzinstituten in Verbindung stand. Deshalb
mußte sich Oswald sein Atelier mit einer kleinen Wohnung in der ^.vsiiuö as
ig, Viotoii'6 wählen, während Margarete wenige Häuser davon eine glänzend
ausgestattete Beletage bezog. Er hatte für das ihn umgebende neue Leben keinen
Sinn, er wollte nur Margarete besitzen, jeden Augenblick bei ihr zubringen
und keinen Zeugen seines Glückes haben. Margarete, deren Element gerade
in den rauschenden Zerstreuungen des Pariser Lebens bestand, vermochte es
zwar zu veranlassen, daß Oswald mit ihr in das Lois at Loulo^n.6 fuhr und
des Abends Theater und Konzerte besuchte. Auch suchte sie ihn zur Arbeit
anzufeuern, um wenigstens einige Stunden des Tages zu haben, in denen sie
die Freiheit von dem süßen Joch genießen konnte. Ihren Zweck hatte sie ja
erreicht. Allein Oswald fand in dem Atelier keine Ruhe, er sing verschiedene
Gemälde an, konnte jedoch keins vollenden, weil entweder sein phantastisches
Wollen weit über die Möglichkeit hinausging oder weil ihm die Sammlung
des Gemütes sehlte, einen vorhandenen Entwurf bis in die minutiösen Details


Grenzboten IV. 1833. 66
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[0523] [Abbildung] jrancesca von Rimini. N Adam von Festenberg. ovelle von(Schluß.) 13. ach einigen Tagen Aufenthalt in Mailand begleitete !Oswald Margarete auf deren Wunsch nach Paris. Oswald würde es zwar vorgezogen haben, die ersten Wochen ihrer Vereinigung an einem stillen Orte an einem der italienischen Seen zu verleben, allein Margarete, welche schon mehr als einmal die süßen Lang¬ weiligkeiten des Honigmonats durchgekostet hatte, wußte ihren neuen Freund von dergleichen schülerhaften Schwärmereien mit Erfolg abzubringen. In Paris konnte von einem öffentlichen Zusammenleben insofern nicht die Rede fein, als Frau van Köller gewisse Rücksichten auf ihren Mann zu nehmen hatte, dessen Firma mit den großen Pariser Finanzinstituten in Verbindung stand. Deshalb mußte sich Oswald sein Atelier mit einer kleinen Wohnung in der ^.vsiiuö as ig, Viotoii'6 wählen, während Margarete wenige Häuser davon eine glänzend ausgestattete Beletage bezog. Er hatte für das ihn umgebende neue Leben keinen Sinn, er wollte nur Margarete besitzen, jeden Augenblick bei ihr zubringen und keinen Zeugen seines Glückes haben. Margarete, deren Element gerade in den rauschenden Zerstreuungen des Pariser Lebens bestand, vermochte es zwar zu veranlassen, daß Oswald mit ihr in das Lois at Loulo^n.6 fuhr und des Abends Theater und Konzerte besuchte. Auch suchte sie ihn zur Arbeit anzufeuern, um wenigstens einige Stunden des Tages zu haben, in denen sie die Freiheit von dem süßen Joch genießen konnte. Ihren Zweck hatte sie ja erreicht. Allein Oswald fand in dem Atelier keine Ruhe, er sing verschiedene Gemälde an, konnte jedoch keins vollenden, weil entweder sein phantastisches Wollen weit über die Möglichkeit hinausging oder weil ihm die Sammlung des Gemütes sehlte, einen vorhandenen Entwurf bis in die minutiösen Details Grenzboten IV. 1833. 66

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_154164/523>, abgerufen am 13.11.2024.