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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.

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Frankreichs Kriegsbereitschaft.

or kurzem stellte ein englischer Militär im Lea-na-M einen Ver¬
gleich zwischen der deutschen und der französischen Wehrkraft an,
der für die erstere sehr günstig ausfiel. Drei Wochen würden,
so lautete das Ergebnis desselben, nach Ausbruch eines neuen
Krieges zwischen Deutschland und Frankreich genügen, um zu
zeigen, daß letzteres Deutschland in militärischer Beziehung nicht entfernt eben¬
bürtig sei, und es könne vielleicht einer deutschen Invasion guten Widerstand
leisten, sei aber ganz außer stände, einen Rachekrieg mit Aussicht auf Erfolg
zu unternehmen. Der 8t,im<I-M ist ein Toryblatt, die heutigen Tories sind
Deutschland gewogen, und so wäre das Urteil, dessen Quintessenz in obigem
mitgeteilt wurde, von zweifelhaftem Werte, wenn die neuesten Beobachtungen
deutscher Offiziere, die mit aller Vorsicht, Gründlichkeit und Unparteilichkeit
vorgenommen wurden sind, es nicht im wesentlichen bestätigten. Auf solchen
Veobachtnngen beruht die uns in diesen Tagen zugeganguc Schrift: Frankreichs
Kriegsbereitschaft. Eine Studie über die Entwicklung des französischen
Heeres seit 1871 und dessen heutigen Stand, illustrirt durch Bilder aus den
diesjährigen Herbstmanövern, von einem preußischen Offizier. Berlin, R. Wil¬
helms 1883. (113 S.) Der Verfasser bekundet in seiner Arbeit allenthalben
den durchgebildeten Fachmann, er urteilt vorurteilslos lediglich nach den That¬
sachen, die er kaltblütig an den Grundsätzen der Militärwissenschaft prüft, er
geht endlich sehr auf die Details ein, und so können wir seine Schrift in ihren
Endergebnissen als durchaus zuverlässig bezeichnen und bestens empfehlen. Be¬
reitwillig erkennt er an, daß die Franzosen auf dem betreffenden Gebiete ebenso
rüstig als opferwillig vorgegangen sind und teilweise dementsprechende Erfolge
aufzuweisen haben, andrerseits aber gelangt er auch zu Resultaten, welche ge-


Grmzbvtm IV. 1883. 48


Frankreichs Kriegsbereitschaft.

or kurzem stellte ein englischer Militär im Lea-na-M einen Ver¬
gleich zwischen der deutschen und der französischen Wehrkraft an,
der für die erstere sehr günstig ausfiel. Drei Wochen würden,
so lautete das Ergebnis desselben, nach Ausbruch eines neuen
Krieges zwischen Deutschland und Frankreich genügen, um zu
zeigen, daß letzteres Deutschland in militärischer Beziehung nicht entfernt eben¬
bürtig sei, und es könne vielleicht einer deutschen Invasion guten Widerstand
leisten, sei aber ganz außer stände, einen Rachekrieg mit Aussicht auf Erfolg
zu unternehmen. Der 8t,im<I-M ist ein Toryblatt, die heutigen Tories sind
Deutschland gewogen, und so wäre das Urteil, dessen Quintessenz in obigem
mitgeteilt wurde, von zweifelhaftem Werte, wenn die neuesten Beobachtungen
deutscher Offiziere, die mit aller Vorsicht, Gründlichkeit und Unparteilichkeit
vorgenommen wurden sind, es nicht im wesentlichen bestätigten. Auf solchen
Veobachtnngen beruht die uns in diesen Tagen zugeganguc Schrift: Frankreichs
Kriegsbereitschaft. Eine Studie über die Entwicklung des französischen
Heeres seit 1871 und dessen heutigen Stand, illustrirt durch Bilder aus den
diesjährigen Herbstmanövern, von einem preußischen Offizier. Berlin, R. Wil¬
helms 1883. (113 S.) Der Verfasser bekundet in seiner Arbeit allenthalben
den durchgebildeten Fachmann, er urteilt vorurteilslos lediglich nach den That¬
sachen, die er kaltblütig an den Grundsätzen der Militärwissenschaft prüft, er
geht endlich sehr auf die Details ein, und so können wir seine Schrift in ihren
Endergebnissen als durchaus zuverlässig bezeichnen und bestens empfehlen. Be¬
reitwillig erkennt er an, daß die Franzosen auf dem betreffenden Gebiete ebenso
rüstig als opferwillig vorgegangen sind und teilweise dementsprechende Erfolge
aufzuweisen haben, andrerseits aber gelangt er auch zu Resultaten, welche ge-


Grmzbvtm IV. 1883. 48
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[0387] [Abbildung] Frankreichs Kriegsbereitschaft. or kurzem stellte ein englischer Militär im Lea-na-M einen Ver¬ gleich zwischen der deutschen und der französischen Wehrkraft an, der für die erstere sehr günstig ausfiel. Drei Wochen würden, so lautete das Ergebnis desselben, nach Ausbruch eines neuen Krieges zwischen Deutschland und Frankreich genügen, um zu zeigen, daß letzteres Deutschland in militärischer Beziehung nicht entfernt eben¬ bürtig sei, und es könne vielleicht einer deutschen Invasion guten Widerstand leisten, sei aber ganz außer stände, einen Rachekrieg mit Aussicht auf Erfolg zu unternehmen. Der 8t,im<I-M ist ein Toryblatt, die heutigen Tories sind Deutschland gewogen, und so wäre das Urteil, dessen Quintessenz in obigem mitgeteilt wurde, von zweifelhaftem Werte, wenn die neuesten Beobachtungen deutscher Offiziere, die mit aller Vorsicht, Gründlichkeit und Unparteilichkeit vorgenommen wurden sind, es nicht im wesentlichen bestätigten. Auf solchen Veobachtnngen beruht die uns in diesen Tagen zugeganguc Schrift: Frankreichs Kriegsbereitschaft. Eine Studie über die Entwicklung des französischen Heeres seit 1871 und dessen heutigen Stand, illustrirt durch Bilder aus den diesjährigen Herbstmanövern, von einem preußischen Offizier. Berlin, R. Wil¬ helms 1883. (113 S.) Der Verfasser bekundet in seiner Arbeit allenthalben den durchgebildeten Fachmann, er urteilt vorurteilslos lediglich nach den That¬ sachen, die er kaltblütig an den Grundsätzen der Militärwissenschaft prüft, er geht endlich sehr auf die Details ein, und so können wir seine Schrift in ihren Endergebnissen als durchaus zuverlässig bezeichnen und bestens empfehlen. Be¬ reitwillig erkennt er an, daß die Franzosen auf dem betreffenden Gebiete ebenso rüstig als opferwillig vorgegangen sind und teilweise dementsprechende Erfolge aufzuweisen haben, andrerseits aber gelangt er auch zu Resultaten, welche ge- Grmzbvtm IV. 1883. 48

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_154164/387>, abgerufen am 13.11.2024.