Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.Das Ministerium Ferry und seine Gegner" Genehmigung von Worms aus mit der Motivirung versagt, daß die Wormser 2. Der Kopf der Wormser Statue befindet sich in einer Höhe von vierzig 3. Wenn man den Wormser Lutherkopf bisher vielleicht zu günstig be¬ Franz Schmorr von Larolsfeld. Das Ministerium Ferry und seine Gegner. le zweite Sitzung der wieder zusammengetretenen französischen Das Ministerium Ferry und seine Gegner» Genehmigung von Worms aus mit der Motivirung versagt, daß die Wormser 2. Der Kopf der Wormser Statue befindet sich in einer Höhe von vierzig 3. Wenn man den Wormser Lutherkopf bisher vielleicht zu günstig be¬ Franz Schmorr von Larolsfeld. Das Ministerium Ferry und seine Gegner. le zweite Sitzung der wieder zusammengetretenen französischen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0322" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/154487"/> <fw type="header" place="top"> Das Ministerium Ferry und seine Gegner»</fw><lb/> <p xml:id="ID_977" prev="#ID_976"> Genehmigung von Worms aus mit der Motivirung versagt, daß die Wormser<lb/> Statue allein nach Worms und nirgends andershin passe; und ein in dieser<lb/> Angelegenheit zu Rate gezogener Künstler schrieb in jener Zeit, daß Rietschel<lb/> auf die Ablösung dieses Teiles seines Werkes mit der Bestimmung, daß dieselbe<lb/> als selbständiges Monument gelten solle, nie würde eingegangen sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_978"> 2. Der Kopf der Wormser Statue befindet sich in einer Höhe von vierzig<lb/> rheinischen Fuß; demgemäß mußte bei der Herstellung des endgiltigen Gu߬<lb/> modells seine Wirkung in eine solche Ferne in Berechnung gezogen werde».</p><lb/> <p xml:id="ID_979"> 3. Wenn man den Wormser Lutherkopf bisher vielleicht zu günstig be¬<lb/> urteilt hat, weil man ihn für ein Werk Rietschels hielt, so möge man nunmehr<lb/> nicht in den umgekehrten Fehler verfallen, deshalb, weil man weiß, daß er nnter<lb/> der Hand eines Gehilfen entstanden ist, ihn zu ungünstig zu beurteilen, sondern<lb/> sich der früher abgegebenen Urteile bewußt bleiben. Auch der Mund des Donn-<lb/> dorfschen Kopfes, über den man jetzt so nachteiliges hört, der sich jetzt Prädikate<lb/> wie „grobsinnlich," „fade" u. s. w. gefallen lassen muß, hat früher seine Lob¬<lb/> redner gefunden, deren einer ihn „geistvoll fein bewegt" nennt.</p><lb/> <note type="byline"> Franz Schmorr von Larolsfeld.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Das Ministerium Ferry und seine Gegner.</head><lb/> <p xml:id="ID_980" next="#ID_981"> le zweite Sitzung der wieder zusammengetretenen französischen<lb/> Deputirtenkammer hat, wie vorauszusagen war, den Beginn der<lb/> Bekämpfung des Kabinets Ferry von feiten der Radikalen ge¬<lb/> bracht, und während wir dies schreiben, wird der Sturm ver¬<lb/> mutlich schon vorüber und das Schicksal des Premiers und seiner<lb/> Kollegen für die nächste Zeit entschieden sein. Ferry ging bis vor wenigen<lb/> Monaten im wesentlichen mit den Wünschen und Bestrebungen der Fortschritts¬<lb/> partei des linken Flügels des Abgeordnetenhauses, er trat in entschieden anti¬<lb/> klerikalem und antimonarchischem Sinne auf. Zuletzt aber erklärte er in seinen<lb/> Reden zu Rouen und Havre mit Entschiedenheit, diesen Weg nicht weiter ver¬<lb/> folgen zu können, und zwar nicht umkehren zu wollen, aber Halt machen zu<lb/> müssen. Das Land möge wählen zwischen ihm und den Radikalen. Er bereut<lb/> also seine Vergangenheit nicht, meint aber in der bisherigen Art nicht fort¬<lb/> schreiten zu dürfen. Er verlangt Vertrauen vom französischen Volke erstens,<lb/> weil er bis zu einem gewissen Punkte gegangen, zweitens weil er entschlossen<lb/> sei, über diesen Punkt nicht Hinanszugehen, da dies für Frankreich nachteilig</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0322]
Das Ministerium Ferry und seine Gegner»
Genehmigung von Worms aus mit der Motivirung versagt, daß die Wormser
Statue allein nach Worms und nirgends andershin passe; und ein in dieser
Angelegenheit zu Rate gezogener Künstler schrieb in jener Zeit, daß Rietschel
auf die Ablösung dieses Teiles seines Werkes mit der Bestimmung, daß dieselbe
als selbständiges Monument gelten solle, nie würde eingegangen sein.
2. Der Kopf der Wormser Statue befindet sich in einer Höhe von vierzig
rheinischen Fuß; demgemäß mußte bei der Herstellung des endgiltigen Gu߬
modells seine Wirkung in eine solche Ferne in Berechnung gezogen werde».
3. Wenn man den Wormser Lutherkopf bisher vielleicht zu günstig be¬
urteilt hat, weil man ihn für ein Werk Rietschels hielt, so möge man nunmehr
nicht in den umgekehrten Fehler verfallen, deshalb, weil man weiß, daß er nnter
der Hand eines Gehilfen entstanden ist, ihn zu ungünstig zu beurteilen, sondern
sich der früher abgegebenen Urteile bewußt bleiben. Auch der Mund des Donn-
dorfschen Kopfes, über den man jetzt so nachteiliges hört, der sich jetzt Prädikate
wie „grobsinnlich," „fade" u. s. w. gefallen lassen muß, hat früher seine Lob¬
redner gefunden, deren einer ihn „geistvoll fein bewegt" nennt.
Franz Schmorr von Larolsfeld.
Das Ministerium Ferry und seine Gegner.
le zweite Sitzung der wieder zusammengetretenen französischen
Deputirtenkammer hat, wie vorauszusagen war, den Beginn der
Bekämpfung des Kabinets Ferry von feiten der Radikalen ge¬
bracht, und während wir dies schreiben, wird der Sturm ver¬
mutlich schon vorüber und das Schicksal des Premiers und seiner
Kollegen für die nächste Zeit entschieden sein. Ferry ging bis vor wenigen
Monaten im wesentlichen mit den Wünschen und Bestrebungen der Fortschritts¬
partei des linken Flügels des Abgeordnetenhauses, er trat in entschieden anti¬
klerikalem und antimonarchischem Sinne auf. Zuletzt aber erklärte er in seinen
Reden zu Rouen und Havre mit Entschiedenheit, diesen Weg nicht weiter ver¬
folgen zu können, und zwar nicht umkehren zu wollen, aber Halt machen zu
müssen. Das Land möge wählen zwischen ihm und den Radikalen. Er bereut
also seine Vergangenheit nicht, meint aber in der bisherigen Art nicht fort¬
schreiten zu dürfen. Er verlangt Vertrauen vom französischen Volke erstens,
weil er bis zu einem gewissen Punkte gegangen, zweitens weil er entschlossen
sei, über diesen Punkt nicht Hinanszugehen, da dies für Frankreich nachteilig
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