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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.

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Francesca von Rimini.
Adam von Festenberg. Novelle von(Fortsetzung.)

n sechs Wochen sollte der fünfzigjährige Geburtstag von Max
Genöve gefeiert werden, Iran Bertha hatte beschlossen, ein
glänzendes Fest zu veranstalten, bei welchem lebende Bilder
den Hauptmittelpunkt bilden sollten. Selbstverständlich war
der Löwenanteil bei diesen Arrangements Oswald zugedacht,
der bereits verschiedene Skizzen entworfen hatte. In dieser Zeit der Vor¬
bereitung hatte Großheim die Unterredung mit Onkel und Tante wegen
Oswald. Wie er erwartete, wollte Papa Gensve von dem armen Teufel, der
kaum sich selbst ernähren könne, nichts wissen. Aber auch Frau Bertha nahm
die Mitteilung, daß Oswald sich mit diesem Gedanken trage, sehr kühl auf und
behauptete, daß ihre wie Gretchens Aufmerksamkeiten gegen denselben das Maß
gesellschaftlicher Höflichkeiten nicht überschritten hätten. Sie erklärte jedoch, das;
sie einer wirklichen Liebe ihrer Tochter niemals entgegentreten würde, bezweifelte
aber, daß Margarethe bei ihrem berechtigten Ehrgeiz eine ernsthafte und un¬
wandelbare Neigung zu Oswald hege. Endlich meinte sie, daß der gegenwärtige
Zeitpunkt, in welchem sie den Kopf mit den Vorbereitungen zum Feste voll
habe, sehr schlecht gewählt sei, um in so wichtige Erörterungen einzutreten, und
sie bat ihren Neffen, auf alle Fälle die Hoffnungen Oswalds bedeutend herab¬
zustimmen, vor allem aber ihn von jedem Schritt vor dem Feste zurückzuhalten.
Großheim durchschaute freilich die Absicht seiner Tante; sie wollte nur Zeit
gewinnen, um noch von dem Talente Oswalds für ihr Fest Nutzen zu ziehen,
im übrigen dachte sie nicht im geringsten daran, Oswald mit Margarethe zu
verbinden; nach dem Feste glaubte sie genügend Gelegenheit zu finden, wieder
abzuwiegeln.

Oswald war von dem ihm berichteten Inhalt dieser Unterredung tief er¬
schüttert und wollte sich sofort von dem Verkehr im Hause Genöve zurückziehen,




Francesca von Rimini.
Adam von Festenberg. Novelle von(Fortsetzung.)

n sechs Wochen sollte der fünfzigjährige Geburtstag von Max
Genöve gefeiert werden, Iran Bertha hatte beschlossen, ein
glänzendes Fest zu veranstalten, bei welchem lebende Bilder
den Hauptmittelpunkt bilden sollten. Selbstverständlich war
der Löwenanteil bei diesen Arrangements Oswald zugedacht,
der bereits verschiedene Skizzen entworfen hatte. In dieser Zeit der Vor¬
bereitung hatte Großheim die Unterredung mit Onkel und Tante wegen
Oswald. Wie er erwartete, wollte Papa Gensve von dem armen Teufel, der
kaum sich selbst ernähren könne, nichts wissen. Aber auch Frau Bertha nahm
die Mitteilung, daß Oswald sich mit diesem Gedanken trage, sehr kühl auf und
behauptete, daß ihre wie Gretchens Aufmerksamkeiten gegen denselben das Maß
gesellschaftlicher Höflichkeiten nicht überschritten hätten. Sie erklärte jedoch, das;
sie einer wirklichen Liebe ihrer Tochter niemals entgegentreten würde, bezweifelte
aber, daß Margarethe bei ihrem berechtigten Ehrgeiz eine ernsthafte und un¬
wandelbare Neigung zu Oswald hege. Endlich meinte sie, daß der gegenwärtige
Zeitpunkt, in welchem sie den Kopf mit den Vorbereitungen zum Feste voll
habe, sehr schlecht gewählt sei, um in so wichtige Erörterungen einzutreten, und
sie bat ihren Neffen, auf alle Fälle die Hoffnungen Oswalds bedeutend herab¬
zustimmen, vor allem aber ihn von jedem Schritt vor dem Feste zurückzuhalten.
Großheim durchschaute freilich die Absicht seiner Tante; sie wollte nur Zeit
gewinnen, um noch von dem Talente Oswalds für ihr Fest Nutzen zu ziehen,
im übrigen dachte sie nicht im geringsten daran, Oswald mit Margarethe zu
verbinden; nach dem Feste glaubte sie genügend Gelegenheit zu finden, wieder
abzuwiegeln.

Oswald war von dem ihm berichteten Inhalt dieser Unterredung tief er¬
schüttert und wollte sich sofort von dem Verkehr im Hause Genöve zurückziehen,


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[0214] [Abbildung] Francesca von Rimini. Adam von Festenberg. Novelle von(Fortsetzung.) n sechs Wochen sollte der fünfzigjährige Geburtstag von Max Genöve gefeiert werden, Iran Bertha hatte beschlossen, ein glänzendes Fest zu veranstalten, bei welchem lebende Bilder den Hauptmittelpunkt bilden sollten. Selbstverständlich war der Löwenanteil bei diesen Arrangements Oswald zugedacht, der bereits verschiedene Skizzen entworfen hatte. In dieser Zeit der Vor¬ bereitung hatte Großheim die Unterredung mit Onkel und Tante wegen Oswald. Wie er erwartete, wollte Papa Gensve von dem armen Teufel, der kaum sich selbst ernähren könne, nichts wissen. Aber auch Frau Bertha nahm die Mitteilung, daß Oswald sich mit diesem Gedanken trage, sehr kühl auf und behauptete, daß ihre wie Gretchens Aufmerksamkeiten gegen denselben das Maß gesellschaftlicher Höflichkeiten nicht überschritten hätten. Sie erklärte jedoch, das; sie einer wirklichen Liebe ihrer Tochter niemals entgegentreten würde, bezweifelte aber, daß Margarethe bei ihrem berechtigten Ehrgeiz eine ernsthafte und un¬ wandelbare Neigung zu Oswald hege. Endlich meinte sie, daß der gegenwärtige Zeitpunkt, in welchem sie den Kopf mit den Vorbereitungen zum Feste voll habe, sehr schlecht gewählt sei, um in so wichtige Erörterungen einzutreten, und sie bat ihren Neffen, auf alle Fälle die Hoffnungen Oswalds bedeutend herab¬ zustimmen, vor allem aber ihn von jedem Schritt vor dem Feste zurückzuhalten. Großheim durchschaute freilich die Absicht seiner Tante; sie wollte nur Zeit gewinnen, um noch von dem Talente Oswalds für ihr Fest Nutzen zu ziehen, im übrigen dachte sie nicht im geringsten daran, Oswald mit Margarethe zu verbinden; nach dem Feste glaubte sie genügend Gelegenheit zu finden, wieder abzuwiegeln. Oswald war von dem ihm berichteten Inhalt dieser Unterredung tief er¬ schüttert und wollte sich sofort von dem Verkehr im Hause Genöve zurückziehen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_154164/214>, abgerufen am 13.11.2024.