Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Viertes Quartal.Francesca von Rimini. Novelle von Adam von Festenberg. (Fortsetzung.) arm allein Barddas Wünsche maßgebend gewesen, so würde Francesca von Rimini. Novelle von Adam von Festenberg. (Fortsetzung.) arm allein Barddas Wünsche maßgebend gewesen, so würde <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0112" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/154277"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341837_154164/figures/grenzboten_341837_154164_154277_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Francesca von Rimini.<lb/><note type="byline"> Novelle von Adam von Festenberg.</note> (Fortsetzung.) </head><lb/> <p xml:id="ID_298" next="#ID_299"> arm allein Barddas Wünsche maßgebend gewesen, so würde<lb/> auch der Eintritt in die Hauptstadt mit einem gewissen Glänze<lb/> vor sich gegangen sein. Ihre Mittel reichten hin, um in einer<lb/> guten Gegend ein Kondor und eine entsprechende Wohnung zu<lb/> mieten und einzurichten. Zu solchen Extravaganzen war aber<lb/> der scheue Markus noch nicht zu bewegen; darin zeigte er sich hartnäckig, und<lb/> als kluge Frau gab Bertha nach, um nicht den ganzen Plan aufs Spiel zu setzen.<lb/> Im Jahre 1853 erfolgte die Übersiedlung. An der Ecke der Spandauerstraße<lb/> und der Heidcrcutergasse wurde eine bescheidne Wohnung gemietet, deren eine<lb/> Stube, in welche man unmittelbar von der Treppe aus trat, zum Geschäftssitz<lb/> bestimmt war. Markus entwickelte eine fieberhafte Thätigkeit; er ging täglich<lb/> zur Börse, und wenn er auch nicht als „volle und gute Aufgabe" galt, so ge¬<lb/> wann er doch immer mehr Boden. Bertha war auch hier wieder das bewegende<lb/> Element, und während sie einerseits mit ihrem Manne alle Phasen des Vörsen-<lb/> getriebes durchmachte und zu ihrer Genugthuung sah, wie sich die Spekulationen<lb/> ihres Mannes mit steigenden Erfolgen entwickelten, bereitete sie andrerseits auch<lb/> ihren sozialen Umschwung vor. Sie war nicht unempfindlich gegen den Mangel<lb/> an Form und gesellschaftlicher Bildung, der ihnen anhaftete. Wenn sie gleich<lb/> von vornherein darauf verzichten mußte, daß sich ihr Mann auch nur deu<lb/> äußern Schliff und die notwendige Turnüre aneignete, so merkte sie doch auch bald,<lb/> daß dies sür ihn in den Vörsenkreisen kein unbedingtes Erfordernis war. Der<lb/> Mann hatte nur die Aufgabe, Geld, viel Geld zu verdienen. Dadurch ersetzte<lb/> er alle Umgangsformen und alle Bildung. Dagegen sah sie ein, daß die Frau<lb/> eine gewisse gesellschaftliche Routine nötig habe, um nicht bloß das Hauswesen<lb/> mit äußerer Eleganz zu leiten, sondern um auch gebildete Personen, Leute von<lb/> Stand und Ansehen in ihren Gesellschaften zu sehen und dadurch dem Hause</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0112]
[Abbildung]
Francesca von Rimini.
Novelle von Adam von Festenberg. (Fortsetzung.)
arm allein Barddas Wünsche maßgebend gewesen, so würde
auch der Eintritt in die Hauptstadt mit einem gewissen Glänze
vor sich gegangen sein. Ihre Mittel reichten hin, um in einer
guten Gegend ein Kondor und eine entsprechende Wohnung zu
mieten und einzurichten. Zu solchen Extravaganzen war aber
der scheue Markus noch nicht zu bewegen; darin zeigte er sich hartnäckig, und
als kluge Frau gab Bertha nach, um nicht den ganzen Plan aufs Spiel zu setzen.
Im Jahre 1853 erfolgte die Übersiedlung. An der Ecke der Spandauerstraße
und der Heidcrcutergasse wurde eine bescheidne Wohnung gemietet, deren eine
Stube, in welche man unmittelbar von der Treppe aus trat, zum Geschäftssitz
bestimmt war. Markus entwickelte eine fieberhafte Thätigkeit; er ging täglich
zur Börse, und wenn er auch nicht als „volle und gute Aufgabe" galt, so ge¬
wann er doch immer mehr Boden. Bertha war auch hier wieder das bewegende
Element, und während sie einerseits mit ihrem Manne alle Phasen des Vörsen-
getriebes durchmachte und zu ihrer Genugthuung sah, wie sich die Spekulationen
ihres Mannes mit steigenden Erfolgen entwickelten, bereitete sie andrerseits auch
ihren sozialen Umschwung vor. Sie war nicht unempfindlich gegen den Mangel
an Form und gesellschaftlicher Bildung, der ihnen anhaftete. Wenn sie gleich
von vornherein darauf verzichten mußte, daß sich ihr Mann auch nur deu
äußern Schliff und die notwendige Turnüre aneignete, so merkte sie doch auch bald,
daß dies sür ihn in den Vörsenkreisen kein unbedingtes Erfordernis war. Der
Mann hatte nur die Aufgabe, Geld, viel Geld zu verdienen. Dadurch ersetzte
er alle Umgangsformen und alle Bildung. Dagegen sah sie ein, daß die Frau
eine gewisse gesellschaftliche Routine nötig habe, um nicht bloß das Hauswesen
mit äußerer Eleganz zu leiten, sondern um auch gebildete Personen, Leute von
Stand und Ansehen in ihren Gesellschaften zu sehen und dadurch dem Hause
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