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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.

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Gine unbekannte Schrift Luthers über die Musik.
Holstein. Mitgeteilt von

er fromme Glaubensheld, dessen Gedenkfeier wir in diesem Jahre
begehen werden, war, wie bekannt, auch von einer hohen Be¬
geisterung für die Musik erfüllt, die ihn zum Vater des
evangelischen Kircheugescmges gemacht hat. Denn er selbst hat
eine Menge schöner Kirchenlieder gedichtet, die schon vielen tau¬
fenden eine Quelle reichsten Segens geworden sind und noch heute das Herz
zu frommer Andacht stimmen. Er forderte seine Freunde Konrad Rnpf und
Johann Walther sowie andre gottesfürchtige Männer auf, deutsche Kirchenlieder
in Musik zu setzen, und so entstand eine Reihe von Kompositionen, welche dem
evangelischen Gottesdienste in hohem Maße zu statten kamen. Aber nicht nur
zur Belebung des evangelischen Kirchengesanges sollte nach Luthers Meinung
die Musik dienen, er sah in ihr auch ein wirksames Mittel zur Veredlung und
Ausschmückung eines gottwohlgefälligen Familienlebens, denn er stellte wie alle
Künste so auch die Musik in den Dienst Gottes. "Ich bin nicht der Meinung,"
sagt er in der Vorrede zu Johann Walthers Gesaugbüchleiu (1524), "daß
durch das Evangelium alle Künste zu Boden geschlagen werden und vergehen,
wie etliche Abergeistliche vorgehe", sondern ich wollte alle Künste, sonderlich die
Musica, gern sehen im Dienste deß, der sie gegeben und geschaffen hat." Nächst
dem, was ihm das Höchste und Heiligste war, liebte er die Musik. "Sie war
es, die ihm das fröhliche Mahl würzte und ihm manche düstre Stunde ver-
scheuchte." Oft stellte er eine "Kantorei," ein kleines Hauskonzert an, wobei
er von seinen Freunden unterstützt wurde. Mit besondern: Nachdruck verlangte
er, daß alle jungen Leute Musik lernen sollten, namentlich wünschte er, daß
alle Lehrer und Prediger in dieser heiligen Kunst unterrichtet würden. Als
er seinen ältesten Sohn Johannes mit einem Geleitsbriefe (26. August 1542)
zu dem angesehenen Rektor der Torgauer Schule Mag. Markus Crodel sandte,
empfahl er ihn auf das wärmste seinem Freunde Johann Walther, dem "Kom¬
ponisten in der Kantorei," damit dieser auch für die musikalische Ausbildung
seines Lieblings sorgen möchte. Und er fügt seinem Schreiben die Worte hinzu:
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(Denn ich will Theologen schaffen, aber Grammatiker und Musiker möchte ich
auch schaffen.)

In Luthers Schriften finden wir eine Reihe von Stellen, welche seine
Vorliebe für die Musik und seine Wertschätzung derselben kennzeichnen. "Wer
die Musicam verachtet," sagt er, "wie denn alle Schwärmer thun, mit dem bin


Gine unbekannte Schrift Luthers über die Musik.
Holstein. Mitgeteilt von

er fromme Glaubensheld, dessen Gedenkfeier wir in diesem Jahre
begehen werden, war, wie bekannt, auch von einer hohen Be¬
geisterung für die Musik erfüllt, die ihn zum Vater des
evangelischen Kircheugescmges gemacht hat. Denn er selbst hat
eine Menge schöner Kirchenlieder gedichtet, die schon vielen tau¬
fenden eine Quelle reichsten Segens geworden sind und noch heute das Herz
zu frommer Andacht stimmen. Er forderte seine Freunde Konrad Rnpf und
Johann Walther sowie andre gottesfürchtige Männer auf, deutsche Kirchenlieder
in Musik zu setzen, und so entstand eine Reihe von Kompositionen, welche dem
evangelischen Gottesdienste in hohem Maße zu statten kamen. Aber nicht nur
zur Belebung des evangelischen Kirchengesanges sollte nach Luthers Meinung
die Musik dienen, er sah in ihr auch ein wirksames Mittel zur Veredlung und
Ausschmückung eines gottwohlgefälligen Familienlebens, denn er stellte wie alle
Künste so auch die Musik in den Dienst Gottes. „Ich bin nicht der Meinung,"
sagt er in der Vorrede zu Johann Walthers Gesaugbüchleiu (1524), „daß
durch das Evangelium alle Künste zu Boden geschlagen werden und vergehen,
wie etliche Abergeistliche vorgehe», sondern ich wollte alle Künste, sonderlich die
Musica, gern sehen im Dienste deß, der sie gegeben und geschaffen hat." Nächst
dem, was ihm das Höchste und Heiligste war, liebte er die Musik. „Sie war
es, die ihm das fröhliche Mahl würzte und ihm manche düstre Stunde ver-
scheuchte." Oft stellte er eine „Kantorei," ein kleines Hauskonzert an, wobei
er von seinen Freunden unterstützt wurde. Mit besondern: Nachdruck verlangte
er, daß alle jungen Leute Musik lernen sollten, namentlich wünschte er, daß
alle Lehrer und Prediger in dieser heiligen Kunst unterrichtet würden. Als
er seinen ältesten Sohn Johannes mit einem Geleitsbriefe (26. August 1542)
zu dem angesehenen Rektor der Torgauer Schule Mag. Markus Crodel sandte,
empfahl er ihn auf das wärmste seinem Freunde Johann Walther, dem „Kom¬
ponisten in der Kantorei," damit dieser auch für die musikalische Ausbildung
seines Lieblings sorgen möchte. Und er fügt seinem Schreiben die Worte hinzu:
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(Denn ich will Theologen schaffen, aber Grammatiker und Musiker möchte ich
auch schaffen.)

In Luthers Schriften finden wir eine Reihe von Stellen, welche seine
Vorliebe für die Musik und seine Wertschätzung derselben kennzeichnen. „Wer
die Musicam verachtet," sagt er, „wie denn alle Schwärmer thun, mit dem bin


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[0085] Gine unbekannte Schrift Luthers über die Musik. Holstein. Mitgeteilt von er fromme Glaubensheld, dessen Gedenkfeier wir in diesem Jahre begehen werden, war, wie bekannt, auch von einer hohen Be¬ geisterung für die Musik erfüllt, die ihn zum Vater des evangelischen Kircheugescmges gemacht hat. Denn er selbst hat eine Menge schöner Kirchenlieder gedichtet, die schon vielen tau¬ fenden eine Quelle reichsten Segens geworden sind und noch heute das Herz zu frommer Andacht stimmen. Er forderte seine Freunde Konrad Rnpf und Johann Walther sowie andre gottesfürchtige Männer auf, deutsche Kirchenlieder in Musik zu setzen, und so entstand eine Reihe von Kompositionen, welche dem evangelischen Gottesdienste in hohem Maße zu statten kamen. Aber nicht nur zur Belebung des evangelischen Kirchengesanges sollte nach Luthers Meinung die Musik dienen, er sah in ihr auch ein wirksames Mittel zur Veredlung und Ausschmückung eines gottwohlgefälligen Familienlebens, denn er stellte wie alle Künste so auch die Musik in den Dienst Gottes. „Ich bin nicht der Meinung," sagt er in der Vorrede zu Johann Walthers Gesaugbüchleiu (1524), „daß durch das Evangelium alle Künste zu Boden geschlagen werden und vergehen, wie etliche Abergeistliche vorgehe», sondern ich wollte alle Künste, sonderlich die Musica, gern sehen im Dienste deß, der sie gegeben und geschaffen hat." Nächst dem, was ihm das Höchste und Heiligste war, liebte er die Musik. „Sie war es, die ihm das fröhliche Mahl würzte und ihm manche düstre Stunde ver- scheuchte." Oft stellte er eine „Kantorei," ein kleines Hauskonzert an, wobei er von seinen Freunden unterstützt wurde. Mit besondern: Nachdruck verlangte er, daß alle jungen Leute Musik lernen sollten, namentlich wünschte er, daß alle Lehrer und Prediger in dieser heiligen Kunst unterrichtet würden. Als er seinen ältesten Sohn Johannes mit einem Geleitsbriefe (26. August 1542) zu dem angesehenen Rektor der Torgauer Schule Mag. Markus Crodel sandte, empfahl er ihn auf das wärmste seinem Freunde Johann Walther, dem „Kom¬ ponisten in der Kantorei," damit dieser auch für die musikalische Ausbildung seines Lieblings sorgen möchte. Und er fügt seinem Schreiben die Worte hinzu: lüssv sulln rM-wrio ?1is0l0A08> shal (Z«!mag,t,i«Z08 se Nusioos xarsrs <zeig,w vuxio. (Denn ich will Theologen schaffen, aber Grammatiker und Musiker möchte ich auch schaffen.) In Luthers Schriften finden wir eine Reihe von Stellen, welche seine Vorliebe für die Musik und seine Wertschätzung derselben kennzeichnen. „Wer die Musicam verachtet," sagt er, „wie denn alle Schwärmer thun, mit dem bin

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_153446/85>, abgerufen am 04.12.2024.