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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.

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Literarhistorischer Dilettantismus.

welche Preller ebenso wie sein Sohn Friedrich bei der zweiten Jtalienreise be¬
gleitet hatte, war es leider nicht beschieden, die Vollendung der Bilder zu schauen,
zu deren glücklichen Wiederaufnahme sie die erste Anregung gegeben hatte. Marie
Preller starb am 2. Dezember 1862. "Für das Glück, welches dem Genius
des Künstlers zu Teil wurde, forderte das Schicksal von dem Menschen ein
furchtbares Opfer." Wenige Jahre später war es dem sechzigjährigen gegönnt,
in einer zweiten Verbindung mit einer liebenswürdigen und feinsinnigen Frau
für seine letzte Lebenszeit neues Glück zu gewinnen.

Alles in allem hatte sich das Leben des Kämpfers, und zwar eines Kämpfers,
der in dunkler Einsamkeit ringen muß, in das des Siegers gewandelt. Die Welt
beugte sich dem Gottesurteil des Erfolgs. Die letzten Kapitel bei Roquette
geben den warmen, lichten Schein, der Prellers Lebensabend schmückte, in
lebendiger Mitempfindung treu wieder. Sie lassen es auch an den charakteri¬
stischen Zügen nicht fehlen, an denen die Persönlichkeit des Künstlers reich war
und die den flüchtigen Besuchern natürlich rascher entgegentraten als die innern
Eigenschaften des bedeutenden Mannes. Roquette verschweigt die zu Zeiten
schroffe Einseitigkeit in Anschauung und Urteil nicht, welche von einer Ent¬
wicklung wie der geschilderten fast untrennbar ist. "Wo soviel Licht ist, haben
auch die Schatten ihre eigentümliche Bedeutung."

Die Wirkung des Buches wird eine durchaus günstige sein und bei vielen
die Erinnerung an den großen Künstler erhalten und auffrischen helfen. Die
beste Wirkung freilich, ein stilles Erwägen der eigentümlichen Bedingungen und
Fügungen dieses Lebensganges, eine bestimmte Einsicht, daß die Männer vom
Schlage Prellers etwas besaßen, das inzwischen verloren gegangen ist und ohne
das doch kein höchstes Gelingen in irgend welcher Kunst gedacht werden kann,
wagen wir nur an wenigen Stellen zu erwarten. Genug, wenn sie an den
^ wenigen nicht ausbleibt!




Literarhistorischer Dilettantismus.

n Leipzig erscheint ein Wochenblatt, welches unter dem Titel "Ma¬
gazin für die Literatur des In- und Auslandes" als eine Fortsetzung
des von Joseph Lehmann begründeten "Magazins für die Literatur
des Auslandes" betrachtet werden will. In einigen äußern
Stücken mit Recht, dem Geiste nach aber durchaus ohne Grund und
Fug. Unter der Leitung Lehmanns hatte das "Magazin" seinen Wert und seine


Literarhistorischer Dilettantismus.

welche Preller ebenso wie sein Sohn Friedrich bei der zweiten Jtalienreise be¬
gleitet hatte, war es leider nicht beschieden, die Vollendung der Bilder zu schauen,
zu deren glücklichen Wiederaufnahme sie die erste Anregung gegeben hatte. Marie
Preller starb am 2. Dezember 1862. „Für das Glück, welches dem Genius
des Künstlers zu Teil wurde, forderte das Schicksal von dem Menschen ein
furchtbares Opfer." Wenige Jahre später war es dem sechzigjährigen gegönnt,
in einer zweiten Verbindung mit einer liebenswürdigen und feinsinnigen Frau
für seine letzte Lebenszeit neues Glück zu gewinnen.

Alles in allem hatte sich das Leben des Kämpfers, und zwar eines Kämpfers,
der in dunkler Einsamkeit ringen muß, in das des Siegers gewandelt. Die Welt
beugte sich dem Gottesurteil des Erfolgs. Die letzten Kapitel bei Roquette
geben den warmen, lichten Schein, der Prellers Lebensabend schmückte, in
lebendiger Mitempfindung treu wieder. Sie lassen es auch an den charakteri¬
stischen Zügen nicht fehlen, an denen die Persönlichkeit des Künstlers reich war
und die den flüchtigen Besuchern natürlich rascher entgegentraten als die innern
Eigenschaften des bedeutenden Mannes. Roquette verschweigt die zu Zeiten
schroffe Einseitigkeit in Anschauung und Urteil nicht, welche von einer Ent¬
wicklung wie der geschilderten fast untrennbar ist. „Wo soviel Licht ist, haben
auch die Schatten ihre eigentümliche Bedeutung."

Die Wirkung des Buches wird eine durchaus günstige sein und bei vielen
die Erinnerung an den großen Künstler erhalten und auffrischen helfen. Die
beste Wirkung freilich, ein stilles Erwägen der eigentümlichen Bedingungen und
Fügungen dieses Lebensganges, eine bestimmte Einsicht, daß die Männer vom
Schlage Prellers etwas besaßen, das inzwischen verloren gegangen ist und ohne
das doch kein höchstes Gelingen in irgend welcher Kunst gedacht werden kann,
wagen wir nur an wenigen Stellen zu erwarten. Genug, wenn sie an den
^ wenigen nicht ausbleibt!




Literarhistorischer Dilettantismus.

n Leipzig erscheint ein Wochenblatt, welches unter dem Titel „Ma¬
gazin für die Literatur des In- und Auslandes" als eine Fortsetzung
des von Joseph Lehmann begründeten „Magazins für die Literatur
des Auslandes" betrachtet werden will. In einigen äußern
Stücken mit Recht, dem Geiste nach aber durchaus ohne Grund und
Fug. Unter der Leitung Lehmanns hatte das „Magazin" seinen Wert und seine


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[0043] Literarhistorischer Dilettantismus. welche Preller ebenso wie sein Sohn Friedrich bei der zweiten Jtalienreise be¬ gleitet hatte, war es leider nicht beschieden, die Vollendung der Bilder zu schauen, zu deren glücklichen Wiederaufnahme sie die erste Anregung gegeben hatte. Marie Preller starb am 2. Dezember 1862. „Für das Glück, welches dem Genius des Künstlers zu Teil wurde, forderte das Schicksal von dem Menschen ein furchtbares Opfer." Wenige Jahre später war es dem sechzigjährigen gegönnt, in einer zweiten Verbindung mit einer liebenswürdigen und feinsinnigen Frau für seine letzte Lebenszeit neues Glück zu gewinnen. Alles in allem hatte sich das Leben des Kämpfers, und zwar eines Kämpfers, der in dunkler Einsamkeit ringen muß, in das des Siegers gewandelt. Die Welt beugte sich dem Gottesurteil des Erfolgs. Die letzten Kapitel bei Roquette geben den warmen, lichten Schein, der Prellers Lebensabend schmückte, in lebendiger Mitempfindung treu wieder. Sie lassen es auch an den charakteri¬ stischen Zügen nicht fehlen, an denen die Persönlichkeit des Künstlers reich war und die den flüchtigen Besuchern natürlich rascher entgegentraten als die innern Eigenschaften des bedeutenden Mannes. Roquette verschweigt die zu Zeiten schroffe Einseitigkeit in Anschauung und Urteil nicht, welche von einer Ent¬ wicklung wie der geschilderten fast untrennbar ist. „Wo soviel Licht ist, haben auch die Schatten ihre eigentümliche Bedeutung." Die Wirkung des Buches wird eine durchaus günstige sein und bei vielen die Erinnerung an den großen Künstler erhalten und auffrischen helfen. Die beste Wirkung freilich, ein stilles Erwägen der eigentümlichen Bedingungen und Fügungen dieses Lebensganges, eine bestimmte Einsicht, daß die Männer vom Schlage Prellers etwas besaßen, das inzwischen verloren gegangen ist und ohne das doch kein höchstes Gelingen in irgend welcher Kunst gedacht werden kann, wagen wir nur an wenigen Stellen zu erwarten. Genug, wenn sie an den ^ wenigen nicht ausbleibt! Literarhistorischer Dilettantismus. n Leipzig erscheint ein Wochenblatt, welches unter dem Titel „Ma¬ gazin für die Literatur des In- und Auslandes" als eine Fortsetzung des von Joseph Lehmann begründeten „Magazins für die Literatur des Auslandes" betrachtet werden will. In einigen äußern Stücken mit Recht, dem Geiste nach aber durchaus ohne Grund und Fug. Unter der Leitung Lehmanns hatte das „Magazin" seinen Wert und seine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_153446/43>, abgerufen am 04.12.2024.