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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.

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Zur Erhöhung der Branntweinsteuer.

auch nicht gedacht. Die Figuren sind in wirren Massen zusammengedrängt,
die einen ganz rund herausgearbeitet, die andern in halbem Relief, die dritten
wieder ganz flach gehalten. Auch das Kostüm und die Perrücken zwangen zur
Monotonie. Gleichwohl sind die Figuren äußerst lebendig und fein charakterisirt,
und diese Vorzüge müssen für größere Mängel entschädigen. Dem Inhalt des
zweiten Reliefs liegt folgende Strophe von Pierre Dupont zu Grunde:


IiA, NöxulzliPiö rsMvrg,
Kur ion8 Iss xsuxlss, se 1s, tsrrs
Daus Is, xs,ix Sö rsxossrs,
Os cüiH 011 six ratio Ms <1s Zusrrs.

Nach diesen Versen hat der Künstler den Akt der allgemeinen Menschenver¬
brüderung unter den Fittichen der Republik durch zwei einander umarmende
Gestalten symbolisirt, welche emporschweben, während sich im untern Raum noch
andre allegorische Figuren bewegen, welche den Gedanken des Dichters weiter
ausführen. Aber auch hier hat der Künstler nirgends Ordnung und Klarheit
zu erreichen vermocht, sodaß man vor diesem Gewirr schwülstiger, willkürlich
durcheinander geschüttelter Leiber und Arme an das berühmte "Froschragout"
Correggios erinnert wird.




Zur Erhöhung der Branntweinsteuer.

on der fortschrittlichen Presse wird unablässig auf eine Erhöhung
der Branntweinsteuer hingearbeitet, welche in direkter Richtung den
Fabrikanten selbst treffen soll. Den Gegnern dieses Zieles wird
der Vorwurf gemacht, daß sie nur aus eignen, sie selbst be¬
rührenden materiellen Interessen gegen jede Erhöhung dieser
Steuer sind. Jedoch nicht jeder Opponent gegen die fortschrittlichen Volks-
beglücknngstheorien ist Agrarier, Rittergutsbesitzer oder "altpreußischer Land-
junker" -- letzteres Epitheton hallte nicht selten von den Bänken des Eugen
Richterschen Gefolges zu seinen volkswirtschaftlichen Gegnern herüber -- und mich
ohne Gutsbesitzer zu sein, kann man soviel richtiges Verständnis für das na¬
tionalökonomische Interesse des Landes haben, um zu begreifen, daß der Reich¬
tum des Landes und der Wohlstand seiner Bewohner einzig und allein auf der
Erzielung der höchstmöglichen Bodenrenke beruht.


Zur Erhöhung der Branntweinsteuer.

auch nicht gedacht. Die Figuren sind in wirren Massen zusammengedrängt,
die einen ganz rund herausgearbeitet, die andern in halbem Relief, die dritten
wieder ganz flach gehalten. Auch das Kostüm und die Perrücken zwangen zur
Monotonie. Gleichwohl sind die Figuren äußerst lebendig und fein charakterisirt,
und diese Vorzüge müssen für größere Mängel entschädigen. Dem Inhalt des
zweiten Reliefs liegt folgende Strophe von Pierre Dupont zu Grunde:


IiA, NöxulzliPiö rsMvrg,
Kur ion8 Iss xsuxlss, se 1s, tsrrs
Daus Is, xs,ix Sö rsxossrs,
Os cüiH 011 six ratio Ms <1s Zusrrs.

Nach diesen Versen hat der Künstler den Akt der allgemeinen Menschenver¬
brüderung unter den Fittichen der Republik durch zwei einander umarmende
Gestalten symbolisirt, welche emporschweben, während sich im untern Raum noch
andre allegorische Figuren bewegen, welche den Gedanken des Dichters weiter
ausführen. Aber auch hier hat der Künstler nirgends Ordnung und Klarheit
zu erreichen vermocht, sodaß man vor diesem Gewirr schwülstiger, willkürlich
durcheinander geschüttelter Leiber und Arme an das berühmte „Froschragout"
Correggios erinnert wird.




Zur Erhöhung der Branntweinsteuer.

on der fortschrittlichen Presse wird unablässig auf eine Erhöhung
der Branntweinsteuer hingearbeitet, welche in direkter Richtung den
Fabrikanten selbst treffen soll. Den Gegnern dieses Zieles wird
der Vorwurf gemacht, daß sie nur aus eignen, sie selbst be¬
rührenden materiellen Interessen gegen jede Erhöhung dieser
Steuer sind. Jedoch nicht jeder Opponent gegen die fortschrittlichen Volks-
beglücknngstheorien ist Agrarier, Rittergutsbesitzer oder „altpreußischer Land-
junker" — letzteres Epitheton hallte nicht selten von den Bänken des Eugen
Richterschen Gefolges zu seinen volkswirtschaftlichen Gegnern herüber — und mich
ohne Gutsbesitzer zu sein, kann man soviel richtiges Verständnis für das na¬
tionalökonomische Interesse des Landes haben, um zu begreifen, daß der Reich¬
tum des Landes und der Wohlstand seiner Bewohner einzig und allein auf der
Erzielung der höchstmöglichen Bodenrenke beruht.


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[0367] Zur Erhöhung der Branntweinsteuer. auch nicht gedacht. Die Figuren sind in wirren Massen zusammengedrängt, die einen ganz rund herausgearbeitet, die andern in halbem Relief, die dritten wieder ganz flach gehalten. Auch das Kostüm und die Perrücken zwangen zur Monotonie. Gleichwohl sind die Figuren äußerst lebendig und fein charakterisirt, und diese Vorzüge müssen für größere Mängel entschädigen. Dem Inhalt des zweiten Reliefs liegt folgende Strophe von Pierre Dupont zu Grunde: IiA, NöxulzliPiö rsMvrg, Kur ion8 Iss xsuxlss, se 1s, tsrrs Daus Is, xs,ix Sö rsxossrs, Os cüiH 011 six ratio Ms <1s Zusrrs. Nach diesen Versen hat der Künstler den Akt der allgemeinen Menschenver¬ brüderung unter den Fittichen der Republik durch zwei einander umarmende Gestalten symbolisirt, welche emporschweben, während sich im untern Raum noch andre allegorische Figuren bewegen, welche den Gedanken des Dichters weiter ausführen. Aber auch hier hat der Künstler nirgends Ordnung und Klarheit zu erreichen vermocht, sodaß man vor diesem Gewirr schwülstiger, willkürlich durcheinander geschüttelter Leiber und Arme an das berühmte „Froschragout" Correggios erinnert wird. Zur Erhöhung der Branntweinsteuer. on der fortschrittlichen Presse wird unablässig auf eine Erhöhung der Branntweinsteuer hingearbeitet, welche in direkter Richtung den Fabrikanten selbst treffen soll. Den Gegnern dieses Zieles wird der Vorwurf gemacht, daß sie nur aus eignen, sie selbst be¬ rührenden materiellen Interessen gegen jede Erhöhung dieser Steuer sind. Jedoch nicht jeder Opponent gegen die fortschrittlichen Volks- beglücknngstheorien ist Agrarier, Rittergutsbesitzer oder „altpreußischer Land- junker" — letzteres Epitheton hallte nicht selten von den Bänken des Eugen Richterschen Gefolges zu seinen volkswirtschaftlichen Gegnern herüber — und mich ohne Gutsbesitzer zu sein, kann man soviel richtiges Verständnis für das na¬ tionalökonomische Interesse des Landes haben, um zu begreifen, daß der Reich¬ tum des Landes und der Wohlstand seiner Bewohner einzig und allein auf der Erzielung der höchstmöglichen Bodenrenke beruht.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_153446/367>, abgerufen am 08.09.2024.