Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Drittes Quartal.Rechtsschutz und Rechtssicherheit im Reiche. soll darüber entscheiden, ob ein Arbeiter von vorgerückten Jahren noch arbeiten Rechtsschutz und Rechtssicherheit im Reiche" in Völkerrecht macht sich in den letzten Jahrzehnten ein Bestreben Rechtsschutz und Rechtssicherheit im Reiche. soll darüber entscheiden, ob ein Arbeiter von vorgerückten Jahren noch arbeiten Rechtsschutz und Rechtssicherheit im Reiche» in Völkerrecht macht sich in den letzten Jahrzehnten ein Bestreben <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0181" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/153628"/> <fw type="header" place="top"> Rechtsschutz und Rechtssicherheit im Reiche.</fw><lb/> <p xml:id="ID_780" prev="#ID_779"> soll darüber entscheiden, ob ein Arbeiter von vorgerückten Jahren noch arbeiten<lb/> könne oder aus der Versorgungskasse zu erhalten sei? Dieses Bedenken besteht,<lb/> solange man an dem Gedanken festhält, daß die Altersversorgung nur den<lb/> durch Alter wirklich arbeitsunfähig Gewordenen zu Teil werden solle. Neuer¬<lb/> dings hat man jedoch vorgeschlagen, die Altersversicherung in der Art eintreten<lb/> zu lassen, daß jedem Arbeiter vom Eintritt eines gewissen höhern Lebens¬<lb/> alters an eine Altersunterstützung zu Teil werde, ohne Rücksicht darauf, ob er<lb/> noch arbeiten könne oder nicht. Für die noch Arbeitsfähigen würde dann diese<lb/> Unterstützung einen Zuschuß zu ihrem Arbeitsverdienst bilden, welcher für sie<lb/> ein gemächlicheres Leben ermöglichte. Für die Arbeitsunfähigen aber würde<lb/> die Unterstützung einen notdürftigen Unterhalt gewähren. Durch diese Ein¬<lb/> richtung würde allerdings die vorgedachte Schwierigkeit beseitigt sein. Es würde<lb/> aber auch dadurch die Unterstützung der durch Alter arbeitsunfähig Gewordenen<lb/> erheblich geschmälert werden, und es würde sich fragen lassen, ob darnach<lb/> die Institution ihrem wirklichen Zwecke, das soziale Elend zu mildern, noch<lb/> genügend entspreche. Immerhin dürfte aber der Gedanke zu erwägen sein.<lb/> Bei Gesetzen, welche in so hohem Maße mit innern Schwierigkeiten zu kämpfen<lb/> haben, darf man niemals vergessen, daß das Unvollkommene, welches praktisch<lb/> durchführbar ist, den Vorzug verdient vor dem der Idee nach Vollkommenen,<lb/> wenn dieses der praktischen Durchführbarkeit entbehrt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Rechtsschutz und Rechtssicherheit im Reiche»</head><lb/> <p xml:id="ID_781" next="#ID_782"> in Völkerrecht macht sich in den letzten Jahrzehnten ein Bestreben<lb/> geltend, wodurch der Kreis derjenigen Staaten immer mehr er¬<lb/> weitert wird, welche einander bei Ausübung der Rechtspflege<lb/> und namentlich der Strafrechtspflege gegenseitige Unterstützung<lb/> gewähren. Ja es ist sogar in Analogie des Weltpostvereins in<lb/> neuester Zeit der Gedanke an einen Weltauslieferungsverein aufgetaucht, dem<lb/> alle diejenigen Staaten sich anschließen sollen, deren Rechtspflege auf der sittlichen<lb/> Grundlage europäisch-christlicher Zivilisation aufgebaut ist. Da überall in der<lb/> zivilisirten Welt ein gleich starkes Interesse besteht, das Recht zu fördern und<lb/> die Verbrechen zu unterdrücken, sowie die Verbrecher zu bestrafen, so bestehen<lb/> zwischen den meisten Staaten der Welt Verträge, welche entweder auf Aus¬<lb/> lieferung flüchtiger Übelthäter oder auch auf Gewährung der Rechtshilfe in den<lb/> wichtigsten Fällen gerichtet sind. Ausgeschlossen aus diesem Kreise sind die<lb/> Staaten des Orients, deren Rechtspflege ein solches Vertrauen nicht rechtfertigt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0181]
Rechtsschutz und Rechtssicherheit im Reiche.
soll darüber entscheiden, ob ein Arbeiter von vorgerückten Jahren noch arbeiten
könne oder aus der Versorgungskasse zu erhalten sei? Dieses Bedenken besteht,
solange man an dem Gedanken festhält, daß die Altersversorgung nur den
durch Alter wirklich arbeitsunfähig Gewordenen zu Teil werden solle. Neuer¬
dings hat man jedoch vorgeschlagen, die Altersversicherung in der Art eintreten
zu lassen, daß jedem Arbeiter vom Eintritt eines gewissen höhern Lebens¬
alters an eine Altersunterstützung zu Teil werde, ohne Rücksicht darauf, ob er
noch arbeiten könne oder nicht. Für die noch Arbeitsfähigen würde dann diese
Unterstützung einen Zuschuß zu ihrem Arbeitsverdienst bilden, welcher für sie
ein gemächlicheres Leben ermöglichte. Für die Arbeitsunfähigen aber würde
die Unterstützung einen notdürftigen Unterhalt gewähren. Durch diese Ein¬
richtung würde allerdings die vorgedachte Schwierigkeit beseitigt sein. Es würde
aber auch dadurch die Unterstützung der durch Alter arbeitsunfähig Gewordenen
erheblich geschmälert werden, und es würde sich fragen lassen, ob darnach
die Institution ihrem wirklichen Zwecke, das soziale Elend zu mildern, noch
genügend entspreche. Immerhin dürfte aber der Gedanke zu erwägen sein.
Bei Gesetzen, welche in so hohem Maße mit innern Schwierigkeiten zu kämpfen
haben, darf man niemals vergessen, daß das Unvollkommene, welches praktisch
durchführbar ist, den Vorzug verdient vor dem der Idee nach Vollkommenen,
wenn dieses der praktischen Durchführbarkeit entbehrt.
Rechtsschutz und Rechtssicherheit im Reiche»
in Völkerrecht macht sich in den letzten Jahrzehnten ein Bestreben
geltend, wodurch der Kreis derjenigen Staaten immer mehr er¬
weitert wird, welche einander bei Ausübung der Rechtspflege
und namentlich der Strafrechtspflege gegenseitige Unterstützung
gewähren. Ja es ist sogar in Analogie des Weltpostvereins in
neuester Zeit der Gedanke an einen Weltauslieferungsverein aufgetaucht, dem
alle diejenigen Staaten sich anschließen sollen, deren Rechtspflege auf der sittlichen
Grundlage europäisch-christlicher Zivilisation aufgebaut ist. Da überall in der
zivilisirten Welt ein gleich starkes Interesse besteht, das Recht zu fördern und
die Verbrechen zu unterdrücken, sowie die Verbrecher zu bestrafen, so bestehen
zwischen den meisten Staaten der Welt Verträge, welche entweder auf Aus¬
lieferung flüchtiger Übelthäter oder auch auf Gewährung der Rechtshilfe in den
wichtigsten Fällen gerichtet sind. Ausgeschlossen aus diesem Kreise sind die
Staaten des Orients, deren Rechtspflege ein solches Vertrauen nicht rechtfertigt.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |