Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.England und die Madagaskarfrage. in Frage wegen Madagaskar ist im Begriff, in eine neue Phase Wir halten eine solche Entwicklung nicht für wahrscheinlich, möchten aber V>)n>uzl)ver" It. 1L8,'!, ^
England und die Madagaskarfrage. in Frage wegen Madagaskar ist im Begriff, in eine neue Phase Wir halten eine solche Entwicklung nicht für wahrscheinlich, möchten aber V>)n>uzl)ver» It. 1L8,'!, ^
<TEI> <text> <body> <div> <div type="corrigenda" n="1"> <pb facs="#f0065" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/152822"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341837_152756/figures/grenzboten_341837_152756_152822_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> England und die Madagaskarfrage.</head><lb/> <p xml:id="ID_227"> in Frage wegen Madagaskar ist im Begriff, in eine neue Phase<lb/> zu treten. Mit Bestimmtheit wird ans Paris gemeldet, daß die<lb/> französische Regierung sich entschlossen hat, die Erfüllung der<lb/> Klauseln der verschiednen Verträge, kraft deren sie gewisse sehr<lb/> weitgehende Rechte über die Insel beansprucht, mit Gewalt her¬<lb/> beizuführen, und daß zu diesem Zwecke bereits Befehle an die Flottille vor<lb/> Madagaskar ergangen sind, zunächst mit einer Blockade der Seehäfen des Hova-<lb/> reichs vorzugehen. Das Kabinet Gladstone scheint sich hierzu gleichgiltig ver¬<lb/> halten zu wollen. Vielleicht hat es Versprechungen nach dieser Richtung hin<lb/> erteilt, die es nun binden. In der englischen Presse dagegen giebt sich wechselndes<lb/> Mißtrauen in der Sache kund, und andrerseits ergeht sich ein Teil der fran¬<lb/> zösischen Zeitungen in entrüsteten Klagen über die britische Anmaßung, den<lb/> Franzosen in ihre Kolonialpolitik hineinreden zu wollen. Man darf gespannt<lb/> sein, zu erfahren, wie dieser Zeitnngskrieg enden und ob er die öffentliche Meinung<lb/> diesseits und jenseits des Kanals schließlich so weit beeinflussen wird, daß die<lb/> beiden Regierungen von ihm Notiz nehmen und sich noch kühler zu einander<lb/> stellen werden, als sie infolge des Scheiterns der Verhandlungen über Erneuerung<lb/> des Cobden-Napoleonschen Handelsvertrags und des Ausgangs der ägyptischen<lb/> Krisis jetzt schon zu einander stehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_228" next="#ID_229"> Wir halten eine solche Entwicklung nicht für wahrscheinlich, möchten aber<lb/> ihre Möglichkeit, weil für England hier wie am Kongo und in Tonkin wesent¬<lb/> liche Interessen in Frage kommen, nicht in Zweifel ziehen. Sicher ist zunächst,<lb/> daß von einer Erneuerung des erwähnten Handelsvertrags, die man nach Ge¬<lb/> rüchten der letzten Wochen wieder ins Auge gefaßt haben sollte, im Ernste nicht<lb/> die Rede gewesen ist, weder ans französischer noch auf englischer Seite. Im</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> V>)n>uzl)ver» It. 1L8,'!, ^</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0065]
[Abbildung]
England und die Madagaskarfrage.
in Frage wegen Madagaskar ist im Begriff, in eine neue Phase
zu treten. Mit Bestimmtheit wird ans Paris gemeldet, daß die
französische Regierung sich entschlossen hat, die Erfüllung der
Klauseln der verschiednen Verträge, kraft deren sie gewisse sehr
weitgehende Rechte über die Insel beansprucht, mit Gewalt her¬
beizuführen, und daß zu diesem Zwecke bereits Befehle an die Flottille vor
Madagaskar ergangen sind, zunächst mit einer Blockade der Seehäfen des Hova-
reichs vorzugehen. Das Kabinet Gladstone scheint sich hierzu gleichgiltig ver¬
halten zu wollen. Vielleicht hat es Versprechungen nach dieser Richtung hin
erteilt, die es nun binden. In der englischen Presse dagegen giebt sich wechselndes
Mißtrauen in der Sache kund, und andrerseits ergeht sich ein Teil der fran¬
zösischen Zeitungen in entrüsteten Klagen über die britische Anmaßung, den
Franzosen in ihre Kolonialpolitik hineinreden zu wollen. Man darf gespannt
sein, zu erfahren, wie dieser Zeitnngskrieg enden und ob er die öffentliche Meinung
diesseits und jenseits des Kanals schließlich so weit beeinflussen wird, daß die
beiden Regierungen von ihm Notiz nehmen und sich noch kühler zu einander
stellen werden, als sie infolge des Scheiterns der Verhandlungen über Erneuerung
des Cobden-Napoleonschen Handelsvertrags und des Ausgangs der ägyptischen
Krisis jetzt schon zu einander stehen.
Wir halten eine solche Entwicklung nicht für wahrscheinlich, möchten aber
ihre Möglichkeit, weil für England hier wie am Kongo und in Tonkin wesent¬
liche Interessen in Frage kommen, nicht in Zweifel ziehen. Sicher ist zunächst,
daß von einer Erneuerung des erwähnten Handelsvertrags, die man nach Ge¬
rüchten der letzten Wochen wieder ins Auge gefaßt haben sollte, im Ernste nicht
die Rede gewesen ist, weder ans französischer noch auf englischer Seite. Im
V>)n>uzl)ver» It. 1L8,'!, ^
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