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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal.

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Was im Collegium Germanicum gelehrt wird.

in Januar d. I. waren es dreihundert Jahre, daß Papst Gregor XIII.
das von den Jesuiten gegründete Collegium Romanum zur Ilni-
vörsiwH Orsssori^iia, einem Seminar für alle Völker, erhob. Nach
Aufhebung des Jesuitenordens und während der französischen Herr¬
schaft verwaist, von Leo XII. wiederhergestellt, wurde die Anstalt
nach Besetzung Roms durch die Italiener säkularisirt. Seitdem ist das Col¬
legium Germanicum als Aushilfe benutzt und Zöglingen aller Länder geöffnet
worden, deren Zahl mit jedem Jahre wächst. Dieses Collegium, von Ignaz
von Loyola gestiftet, unter den Drangsalen des Krieges und der Hungersnot eine
Zeit lang eingegangen, wurde von Gregor XIII. wiederhergestellt und mit
so großen Grundstücken und so reichen Mitteln ausgestattet, daß hundert Alumnen
darin unterhalten werden konnten; zugleich erließ dieser Papst die Vorschriften
über Disziplin und Studien, die heute noch beobachtet werden. Gegen Ende
des vorigen Jahrhunderts hat man berechnet, daß 220 Zöglinge dieser Anstalt
es zur Bischofswürde gebracht hatten, desgleichen haben viele Päpste, auch der
jetzige, und viele Kardinäle in derselben ihre Ausbildung erhalten.

Nach den Vorschriften Gregors XIII. sollen die Zöglinge von ehrenwerter
Herkunft sein, keinen kränklichen oder mißgestalteten Körper und keinen Zungen-
fehler haben, im Alter von ungefähr zwanzig Jahren stehen und ein Gymnasium
absolvirt haben. Sechs Monate nach ihrem Eintritt in das Collegium müssen
sie einen Eid leisten, sich dem geistlichen Stande widmen, in demselben dem
Vater lande nützen und kein andres Geschäft nebenher treiben zu wollen.
Ohne Begleitung auszugehen ist streng verboten. Die Dauer der Studien ist
auf sieben Jahre festgesetzt, von denen drei den philosophischen und vier den
theologischen Fächern zu widmen sind.


Grenzboten II. I3S3. S0


Was im Collegium Germanicum gelehrt wird.

in Januar d. I. waren es dreihundert Jahre, daß Papst Gregor XIII.
das von den Jesuiten gegründete Collegium Romanum zur Ilni-
vörsiwH Orsssori^iia, einem Seminar für alle Völker, erhob. Nach
Aufhebung des Jesuitenordens und während der französischen Herr¬
schaft verwaist, von Leo XII. wiederhergestellt, wurde die Anstalt
nach Besetzung Roms durch die Italiener säkularisirt. Seitdem ist das Col¬
legium Germanicum als Aushilfe benutzt und Zöglingen aller Länder geöffnet
worden, deren Zahl mit jedem Jahre wächst. Dieses Collegium, von Ignaz
von Loyola gestiftet, unter den Drangsalen des Krieges und der Hungersnot eine
Zeit lang eingegangen, wurde von Gregor XIII. wiederhergestellt und mit
so großen Grundstücken und so reichen Mitteln ausgestattet, daß hundert Alumnen
darin unterhalten werden konnten; zugleich erließ dieser Papst die Vorschriften
über Disziplin und Studien, die heute noch beobachtet werden. Gegen Ende
des vorigen Jahrhunderts hat man berechnet, daß 220 Zöglinge dieser Anstalt
es zur Bischofswürde gebracht hatten, desgleichen haben viele Päpste, auch der
jetzige, und viele Kardinäle in derselben ihre Ausbildung erhalten.

Nach den Vorschriften Gregors XIII. sollen die Zöglinge von ehrenwerter
Herkunft sein, keinen kränklichen oder mißgestalteten Körper und keinen Zungen-
fehler haben, im Alter von ungefähr zwanzig Jahren stehen und ein Gymnasium
absolvirt haben. Sechs Monate nach ihrem Eintritt in das Collegium müssen
sie einen Eid leisten, sich dem geistlichen Stande widmen, in demselben dem
Vater lande nützen und kein andres Geschäft nebenher treiben zu wollen.
Ohne Begleitung auszugehen ist streng verboten. Die Dauer der Studien ist
auf sieben Jahre festgesetzt, von denen drei den philosophischen und vier den
theologischen Fächern zu widmen sind.


Grenzboten II. I3S3. S0
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[0641] [Abbildung] Was im Collegium Germanicum gelehrt wird. in Januar d. I. waren es dreihundert Jahre, daß Papst Gregor XIII. das von den Jesuiten gegründete Collegium Romanum zur Ilni- vörsiwH Orsssori^iia, einem Seminar für alle Völker, erhob. Nach Aufhebung des Jesuitenordens und während der französischen Herr¬ schaft verwaist, von Leo XII. wiederhergestellt, wurde die Anstalt nach Besetzung Roms durch die Italiener säkularisirt. Seitdem ist das Col¬ legium Germanicum als Aushilfe benutzt und Zöglingen aller Länder geöffnet worden, deren Zahl mit jedem Jahre wächst. Dieses Collegium, von Ignaz von Loyola gestiftet, unter den Drangsalen des Krieges und der Hungersnot eine Zeit lang eingegangen, wurde von Gregor XIII. wiederhergestellt und mit so großen Grundstücken und so reichen Mitteln ausgestattet, daß hundert Alumnen darin unterhalten werden konnten; zugleich erließ dieser Papst die Vorschriften über Disziplin und Studien, die heute noch beobachtet werden. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts hat man berechnet, daß 220 Zöglinge dieser Anstalt es zur Bischofswürde gebracht hatten, desgleichen haben viele Päpste, auch der jetzige, und viele Kardinäle in derselben ihre Ausbildung erhalten. Nach den Vorschriften Gregors XIII. sollen die Zöglinge von ehrenwerter Herkunft sein, keinen kränklichen oder mißgestalteten Körper und keinen Zungen- fehler haben, im Alter von ungefähr zwanzig Jahren stehen und ein Gymnasium absolvirt haben. Sechs Monate nach ihrem Eintritt in das Collegium müssen sie einen Eid leisten, sich dem geistlichen Stande widmen, in demselben dem Vater lande nützen und kein andres Geschäft nebenher treiben zu wollen. Ohne Begleitung auszugehen ist streng verboten. Die Dauer der Studien ist auf sieben Jahre festgesetzt, von denen drei den philosophischen und vier den theologischen Fächern zu widmen sind. Grenzboten II. I3S3. S0

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_152756/641>, abgerufen am 03.07.2024.