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Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.

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Heinrich Laubes Erinnerungen.

Nährwerte, als man den wissenschaftlichen Ergebnissen zufolge erwarten darf,
oder läßt ihre Herstellung zu wünschen übrig, so wird sie von selbst bald der
verdienten Vergessenheit anheimfalle"; bewahrt sie sich aber nur auuciherud in
dem vorausgesetzten Umfange, so wird niemand bedauern, einen Bruchteil seiner
Zeit auf die Prüfung einer Frage von so hoher wirtschaftlicher Bedeutung ge¬
wendet zu haben.*)




Heinrich Laubes Erinnerungen.

is Heinrich Laube im Jahre 1876 eine Ausgabe seiner Ge¬
sammelten Schriften (Wien, Branmüller) veranstaltete, in der
er, da er seine "Dramatischen Werke" schon anderweit gesammelt,
die anerkanntesten und besten seiner erzählenden und schildernden
Schriften vereinigte, eröffnete er diese Ausgabe mit einer Auf¬
zeichnung seiner "Erinnerungen von 1810 bis 1840" und verhieß für den
Schluß die Fortsetzung dieser Erinnerungen für die Jahre 1841 bis 1881. Der
zweite Band dieser Laubeschen Autobiographie ist nun vor kurzem erschienen
und hat Leben und Thun des Autors in dem bezeichneten Menschenalter der
Lesewelt wieder einmal näher gerückt.

Heinrich Laube ist der letzte Überlebende aus der Schriftstellergruppe des
jungen Deutschlands; Heine und Börne, Mundt, Wienbarg und Gutzkow, von
den all rninorum Entmin zu schweigen, sind längst vom Schauplatze ihres
Wirkens abgetreten, der Verfasser dieser "Erinnerungen" aber ist noch literarisch
thätig, hat, seit er von seiner letzten Bühnenleitung ausruht, wieder zur Form
der Erzählung gegriffen und muß also, wie sehr er auch Veteran ist, als ein
noch lebendig wirkender Schriftsteller betrachtet werden. Daß er sich die unver¬
wüstliche Lebens- und Arbeitslust bewahrt hat, die ihm unter seinen literarischen
Genossen einen besondern Platz gegeben, verraten die letzten Seiten dieser
Erinnerungen. "Im fünfuudsiebzigsten Lebensjahre stehend, habe ich nicht mehr
lange zu leben und werde kaum noch bemerkenswertes erleben. Daß ich als
zweifelvoller Kandidat der Theologie ein öffentliches Leben angefangen habe und



*) Es versteht sich von selbst, daß weder der Verfasser des hier abgedruckten Artikels,
noch die Redaktion des Grenzboten in irgendwelchen Beziehungen zu den geschäftlichen An¬
preisungen steht, welche neuerdings in den Tagesblättern den Gebrauch der Osius pur"
empfohlen haben. Der Artikel soll in keiner Weise Reklame machen, sondern verfolgt lediglich
den Zweck, auf die Bedeutung hinzuweisen, welche die neue Erfindung haben würde wenn
,
D, Red. sie sich bewähren sollte.
Heinrich Laubes Erinnerungen.

Nährwerte, als man den wissenschaftlichen Ergebnissen zufolge erwarten darf,
oder läßt ihre Herstellung zu wünschen übrig, so wird sie von selbst bald der
verdienten Vergessenheit anheimfalle»; bewahrt sie sich aber nur auuciherud in
dem vorausgesetzten Umfange, so wird niemand bedauern, einen Bruchteil seiner
Zeit auf die Prüfung einer Frage von so hoher wirtschaftlicher Bedeutung ge¬
wendet zu haben.*)




Heinrich Laubes Erinnerungen.

is Heinrich Laube im Jahre 1876 eine Ausgabe seiner Ge¬
sammelten Schriften (Wien, Branmüller) veranstaltete, in der
er, da er seine „Dramatischen Werke" schon anderweit gesammelt,
die anerkanntesten und besten seiner erzählenden und schildernden
Schriften vereinigte, eröffnete er diese Ausgabe mit einer Auf¬
zeichnung seiner „Erinnerungen von 1810 bis 1840" und verhieß für den
Schluß die Fortsetzung dieser Erinnerungen für die Jahre 1841 bis 1881. Der
zweite Band dieser Laubeschen Autobiographie ist nun vor kurzem erschienen
und hat Leben und Thun des Autors in dem bezeichneten Menschenalter der
Lesewelt wieder einmal näher gerückt.

Heinrich Laube ist der letzte Überlebende aus der Schriftstellergruppe des
jungen Deutschlands; Heine und Börne, Mundt, Wienbarg und Gutzkow, von
den all rninorum Entmin zu schweigen, sind längst vom Schauplatze ihres
Wirkens abgetreten, der Verfasser dieser „Erinnerungen" aber ist noch literarisch
thätig, hat, seit er von seiner letzten Bühnenleitung ausruht, wieder zur Form
der Erzählung gegriffen und muß also, wie sehr er auch Veteran ist, als ein
noch lebendig wirkender Schriftsteller betrachtet werden. Daß er sich die unver¬
wüstliche Lebens- und Arbeitslust bewahrt hat, die ihm unter seinen literarischen
Genossen einen besondern Platz gegeben, verraten die letzten Seiten dieser
Erinnerungen. „Im fünfuudsiebzigsten Lebensjahre stehend, habe ich nicht mehr
lange zu leben und werde kaum noch bemerkenswertes erleben. Daß ich als
zweifelvoller Kandidat der Theologie ein öffentliches Leben angefangen habe und



*) Es versteht sich von selbst, daß weder der Verfasser des hier abgedruckten Artikels,
noch die Redaktion des Grenzboten in irgendwelchen Beziehungen zu den geschäftlichen An¬
preisungen steht, welche neuerdings in den Tagesblättern den Gebrauch der Osius pur»
empfohlen haben. Der Artikel soll in keiner Weise Reklame machen, sondern verfolgt lediglich
den Zweck, auf die Bedeutung hinzuweisen, welche die neue Erfindung haben würde wenn
,
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[0572] Heinrich Laubes Erinnerungen. Nährwerte, als man den wissenschaftlichen Ergebnissen zufolge erwarten darf, oder läßt ihre Herstellung zu wünschen übrig, so wird sie von selbst bald der verdienten Vergessenheit anheimfalle»; bewahrt sie sich aber nur auuciherud in dem vorausgesetzten Umfange, so wird niemand bedauern, einen Bruchteil seiner Zeit auf die Prüfung einer Frage von so hoher wirtschaftlicher Bedeutung ge¬ wendet zu haben.*) Heinrich Laubes Erinnerungen. is Heinrich Laube im Jahre 1876 eine Ausgabe seiner Ge¬ sammelten Schriften (Wien, Branmüller) veranstaltete, in der er, da er seine „Dramatischen Werke" schon anderweit gesammelt, die anerkanntesten und besten seiner erzählenden und schildernden Schriften vereinigte, eröffnete er diese Ausgabe mit einer Auf¬ zeichnung seiner „Erinnerungen von 1810 bis 1840" und verhieß für den Schluß die Fortsetzung dieser Erinnerungen für die Jahre 1841 bis 1881. Der zweite Band dieser Laubeschen Autobiographie ist nun vor kurzem erschienen und hat Leben und Thun des Autors in dem bezeichneten Menschenalter der Lesewelt wieder einmal näher gerückt. Heinrich Laube ist der letzte Überlebende aus der Schriftstellergruppe des jungen Deutschlands; Heine und Börne, Mundt, Wienbarg und Gutzkow, von den all rninorum Entmin zu schweigen, sind längst vom Schauplatze ihres Wirkens abgetreten, der Verfasser dieser „Erinnerungen" aber ist noch literarisch thätig, hat, seit er von seiner letzten Bühnenleitung ausruht, wieder zur Form der Erzählung gegriffen und muß also, wie sehr er auch Veteran ist, als ein noch lebendig wirkender Schriftsteller betrachtet werden. Daß er sich die unver¬ wüstliche Lebens- und Arbeitslust bewahrt hat, die ihm unter seinen literarischen Genossen einen besondern Platz gegeben, verraten die letzten Seiten dieser Erinnerungen. „Im fünfuudsiebzigsten Lebensjahre stehend, habe ich nicht mehr lange zu leben und werde kaum noch bemerkenswertes erleben. Daß ich als zweifelvoller Kandidat der Theologie ein öffentliches Leben angefangen habe und *) Es versteht sich von selbst, daß weder der Verfasser des hier abgedruckten Artikels, noch die Redaktion des Grenzboten in irgendwelchen Beziehungen zu den geschäftlichen An¬ preisungen steht, welche neuerdings in den Tagesblättern den Gebrauch der Osius pur» empfohlen haben. Der Artikel soll in keiner Weise Reklame machen, sondern verfolgt lediglich den Zweck, auf die Bedeutung hinzuweisen, welche die neue Erfindung haben würde wenn , D, Red. sie sich bewähren sollte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/572>, abgerufen am 22.07.2024.