Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.Die Grafen von Altenschwerdt. Roman von August Niemann (Fortsetzung,) Zwölftes Aapitel. s waren Tage, die für Eberhard! in einem zauberischen Gefühl der Ich trage einige Bedenken, ob es nicht etwas formlos ist, wenn ich meinen Im Gegenteil, erwiederte sie, ich habe Gründe, es in diesem Falle für Als sie miteinander auf dem Waldpfade dahinritten, der vom Schlosse aus Die Grafen von Altenschwerdt. Roman von August Niemann (Fortsetzung,) Zwölftes Aapitel. s waren Tage, die für Eberhard! in einem zauberischen Gefühl der Ich trage einige Bedenken, ob es nicht etwas formlos ist, wenn ich meinen Im Gegenteil, erwiederte sie, ich habe Gründe, es in diesem Falle für Als sie miteinander auf dem Waldpfade dahinritten, der vom Schlosse aus <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0536" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/152382"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341837_151310/figures/grenzboten_341837_151310_152382_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Grafen von Altenschwerdt.<lb/><note type="byline"> Roman von August Niemann</note> (Fortsetzung,) </head><lb/> <div n="2"> <head> Zwölftes Aapitel.</head><lb/> <p xml:id="ID_1999"> s waren Tage, die für Eberhard! in einem zauberischen Gefühl der<lb/> Spannung und des Glücks verflossen. Er weilte wohl körper¬<lb/> lich in dem kleinen Wirtshause am Seegestade, sein Geist aber<lb/> entfernte sich kaum noch von dem alten Schlosse. An dem Morgen,<lb/> welcher dem Rendezvous auf dem Erlenbruch folgte, befand er<lb/> sich wiederum auf dem Rücken des wackern Hellbraunen in Dorotheeus be¬<lb/> seligender Nähe, und sie waren auf dem Wege zu der Wohnung des Generals.</p><lb/> <p xml:id="ID_2000"> Ich trage einige Bedenken, ob es nicht etwas formlos ist, wenn ich meinen<lb/> ersten Besuch bei dem alten Herrn im Sattel mache, sagte Eberhardt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2001"> Im Gegenteil, erwiederte sie, ich habe Gründe, es in diesem Falle für<lb/> richtig zu halten und schlug es Ihnen deshalb vor. Der Graf lebt in einer<lb/> ziemlich ungewöhnlichen Weise für einen Herrn seines Namens und seiner<lb/> Stellung, und er sieht es am liebsten, wenn die Begegnungen mit ihm den Cha¬<lb/> rakter des Improvisieren haben. Es sind besondre Familienverhältnisse und<lb/> besondre Neigungen, welche ihn gewissermaßen zum Eremiten gemacht haben.<lb/> Wundern Sie sich nicht über sein Heim, denn wenn er auch nicht gerade in<lb/> einer Felsenhöhle mit einem Kruzifix und einer Hirschkuh haust und von wilden<lb/> Beeren lebt, so ist sein Dasein doch romantisch genug angehaucht.</p><lb/> <p xml:id="ID_2002" next="#ID_2003"> Als sie miteinander auf dem Waldpfade dahinritten, der vom Schlosse aus<lb/> in nördlicher Richtung hinführte und unweit des Erlenbruchs in das freie Feld<lb/> mündete, sahen sie in dem leichten, silberglänzenden Nebel dieses Morgens einen<lb/> rüstigen Fußgänger vor sich auftauchen, der mit weitausgreifenden Schritt unter<lb/> den tiefhcingeuden Ästen der dunkeln Bäume einherging und ein fröhliches Lied<lb/> sang, womit er erst aufhörte, als der Hufschlag ihn aufmerksam machte, daß</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0536]
[Abbildung]
Die Grafen von Altenschwerdt.
Roman von August Niemann (Fortsetzung,)
Zwölftes Aapitel.
s waren Tage, die für Eberhard! in einem zauberischen Gefühl der
Spannung und des Glücks verflossen. Er weilte wohl körper¬
lich in dem kleinen Wirtshause am Seegestade, sein Geist aber
entfernte sich kaum noch von dem alten Schlosse. An dem Morgen,
welcher dem Rendezvous auf dem Erlenbruch folgte, befand er
sich wiederum auf dem Rücken des wackern Hellbraunen in Dorotheeus be¬
seligender Nähe, und sie waren auf dem Wege zu der Wohnung des Generals.
Ich trage einige Bedenken, ob es nicht etwas formlos ist, wenn ich meinen
ersten Besuch bei dem alten Herrn im Sattel mache, sagte Eberhardt.
Im Gegenteil, erwiederte sie, ich habe Gründe, es in diesem Falle für
richtig zu halten und schlug es Ihnen deshalb vor. Der Graf lebt in einer
ziemlich ungewöhnlichen Weise für einen Herrn seines Namens und seiner
Stellung, und er sieht es am liebsten, wenn die Begegnungen mit ihm den Cha¬
rakter des Improvisieren haben. Es sind besondre Familienverhältnisse und
besondre Neigungen, welche ihn gewissermaßen zum Eremiten gemacht haben.
Wundern Sie sich nicht über sein Heim, denn wenn er auch nicht gerade in
einer Felsenhöhle mit einem Kruzifix und einer Hirschkuh haust und von wilden
Beeren lebt, so ist sein Dasein doch romantisch genug angehaucht.
Als sie miteinander auf dem Waldpfade dahinritten, der vom Schlosse aus
in nördlicher Richtung hinführte und unweit des Erlenbruchs in das freie Feld
mündete, sahen sie in dem leichten, silberglänzenden Nebel dieses Morgens einen
rüstigen Fußgänger vor sich auftauchen, der mit weitausgreifenden Schritt unter
den tiefhcingeuden Ästen der dunkeln Bäume einherging und ein fröhliches Lied
sang, womit er erst aufhörte, als der Hufschlag ihn aufmerksam machte, daß
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